Seinen Fuß hat Johann Sebastian Bach nie auf Aschaffenburger Territorium gesetzt, und doch steht die Bachpflege hier hoch im Kurs. Der Ehrgeiz einiger weniger Musikenthusiasten, den weltweit bedeutendsten Bach-Interpreten sowie unterschiedlichen Aufführungspraktiken einmal im Jahr am Untermain ein Podium zu verschaffen und dazu die intime Atmosphäre architektonisch und historisch bedeutsamer Konzertorte zu nutzen, gab den entscheidenden Ausschlag: vor mehr als 20 Jahren zur Gründung einer innovativ und kreativ agierenden Bachgesellschaft und nun 2006 zur Ausrichtung des 81. Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft vom 28. Juli bis 6. August in und um Aschaffenburg.
Die bayerische Staatsregierung, sonst eher äußerst zurückhaltend in der Förderung von Kulturprojekten, sicherte auch gleich entsprechende finanzielle Mittel zu. „Der Freistaat unterstützt 2006 zwei Schwerpunktveranstaltungen: das Augsburger Mozartfest und das Bachfest in Aschaffenburg“, bekräftigte Staatsminister Thomas Goppel während der Präsentation des Programms. Und: „Ich habe selten einen solchen Kulturreferenten erlebt, der mit so viel Akribie und Detailliebe ans Werk gegangen ist.“
Gemeint ist damit Burkard Fleckenstein, Kulturamtsleiter der Stadt und Gründungsmitglied der Bachgesellschaft Aschaffenburg. Das Programm, das er vorstellte, erklärte Goppels Begeisterung. Der eher lapidar anmutende Untertitel zum 81. Bachfest „Bach, Mozart und Komponisten im Umfeld der kurmainzischen Residenz Aschaffenburg“ birgt in der Umsetzung spannungsreiche Facetten und Kontraste für ein nach allen Seiten hin offenes Publikum.
21 Konzerte und 18 kirchenmusikalische Projekte ermöglichen ein Wechselspiel zwischen Profis und bestens gepflegter Laienkultur. In den Programmen werden Werke der 2006 international gefeierten Musik-Jubilare Mozart und Joseph Martin Kraus ebenso zu hören sein wie Kompositionen der in der Region bedeutsamen Größen Sterkel, Graupner und Telemann. Mit dem Multimedia-Musiktheater „MozART 250“ als Kooperationsprojekt von Jeunesses Musicales und dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe erhält die jüngste Komponistengeneration ein eigenes Podium. Pädagogisch ausgerichtete Führungen und ein Radioworkshop des bayerischen Rundfunks zielen auf interessierte Kinder und Jugendliche. Einen tieferen Einstieg in die Spätwerke Bachs und Mozarts sowie zu den Zeitgenossen Kraus und Mozart sollen musikwissenschaftliche Symposien ermöglichen. Meisterkurse mit Robert Levin, Steven Isserlis und Edgar Krapp bieten aufstrebenden Pianisten, Cellisten und Organisten die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Erkenntnisse professionell auszubauen. Exkursionen und weitere touristische Angebote komplettieren, was alleine durch die Wahl der Konzertorte bereits angelegt ist: Eine Symbiose aus kunsthistorischer Architektonik und exquisiter Musikkultur zwischen Tradition und Moderne, und dies in überwiegend intimer Atmosphäre.
Die Aschaffenburger Bachgesellschaft führt seit 1987 jährlich Bachtage mit wechselnden thematischen Schwerpunkten an historischen Stätten in und um Aschaffenburg durch. Ein besonderes Anliegen der Bachgesellschaft ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses.