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Die Konzertkirche Neubrandenburg. Foto: Geert Maciejewski
Die Konzertkirche Neubrandenburg unter Normalbedingungen. Foto: Presse, Geert Maciejewski
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Festspiele MV unter Corona-Bedingungen in 30. Saison gestartet [update, 15.6.]

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Neubrandenburg - Die ungewöhnlichste Saison in der Geschichte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hat begonnen - mit einem Eröffnungskonzert vor 58 Zuhörern in der Konzertkirche Neubrandenburg. Am Tag darauf gab es neun Stunden lang Musik-Unterhaltung via Internet im «Netzspielsommer».

Knapp 60 Zuhörer im Saal und Hunderte an Computerbildschirmen zu Hause: Die 30. Saison der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern ist am Samstag wegen der Corona-Krise auf die bislang ungewöhnlichste Weise eröffnet worden. Statt der kompletten NDR-Radiophilharmonie saßen auf der Bühne der Konzertkirche Neubrandenburg nur acht Musiker mit Corona-Sicherheitsabstand, auf den Rängen verteilt 58 Zuhörer. Mehr waren laut Hygienekonzept nicht zugelassen.

Intendant Markus Fein sagte zur Begrüßung mit eine Atemschutzmaske - um den Hals - dieses Konzert sei ein Triumph und eine Befreiung. Es sei lange nicht klar gewesen, ob es überhaupt stattfinden könne.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte, es sei ein Eröffnungskonzert unter Bedingungen, wie es sie in 30 Jahren Festspielgeschichte nicht gegeben habe. Die Landesregierung stehe an der Seite der Festspiele. «Wir unterstützen sie so gut wir können.» Die Kultur habe es in diesen Zeiten sehr schwer. Das Land habe deshalb einen Schutzschirm in Höhe von 20 Millionen Euro eingerichtet. Sie sei sehr froh, dass es nun endlich wieder losgehe, wenn auch erst einmal «klein und fein».

Markus Fein mahnte die Entscheider, die Kultur in der Corona-Krise nicht unter die Räder kommen zu lassen. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Lobbyarbeit über Lockerungsmaßnahmen entscheide. Während in Flugzeugen und im Nahverkehr Menschen dicht an dicht säßen, müssten Konzertsäle leer bleiben.

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die zu den größten Klassikfestivals Deutschlands zählen, organisieren wegen des Verbots größerer Veranstaltungen in den nächsten Wochen 30 kleine Alternativkonzerte unter dem Titel «30-mal anders». Zugesagt haben dafür Stars wie der Geiger Daniel Hope und der Cellist Daniel Müller-Schott. Außerdem gibt es unter dem Motto «Netzspielsommer» Übertragungen und Konzertangebote im Internet. Am Sonntag stellten die Festspiele neun Stunden zuvor aufgezeichnete Kinderprogramme, Musiker-Potrträts und Konzerte ins Netz.

Das Verbot von Großveranstaltungen gilt in Mecklenburg-Vorpommern vorerst bis Ende August. Der Festspielsommer dauert bis zum 12. September. Die Festspiele hoffen nach Worten eines Sprechers, dass sie die letzten beiden Wochen wie geplant durchführen können.

Statt knapp 200 Konzerten werde es in diesem Jahr wohl nur 50 geben und statt knapp 100 000 Besuchern vielleicht nur 5000, sagte Fein bei der Eröffnung in Neubrandenburg. «Aber die Musik spricht zu uns.» Die Menschen brauchten Kultur, gerade in einer Pandemie - weil sie das Leben selbst sei.

 

[update, 15.6.]

4600 Aufrufe bei Eröffnungswochenende der Festspiele im Internet

Schwerin (dpa/mv) - Das coronabedingt außergewöhnliche Eröffnungswochenende der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hat mindestens 4600 Menschen vor die Rechner gelockt. Nur wenige Dutzend Zuhörer durften zu den Live-Veranstaltungen am Freitagabend in Ulrichshusen und am Samstagabend in der Neubrandenburger Konzertkirche kommen, doch zu Hause klickten sich rund 4600 Nutzer in die Übertragungen des «Netzspielsommers», wie die Festspiele am Montag mitteilten. «Das ist für das allererstes Mal eines solchen Video-Events sensationell», sagte Festspiele-Sprecherin Christian Kahlstorff. Es sei auch davon auszugehen, dass häufig mehr als ein Zuschauer vor dem Bildschirm gesessen habe.

Die Festspiele und der NDR übertrugen das Eröffnungskonzert am Samstagabend auf ihren Internetseiten live. Am Sonntag sendeten sie ein insgesamt neunstündiges Programm mit Konzertmitschnitten, Künstlerporträts und einem einstündigen Kinderprogramm als Ersatz für das traditionelle Kinder- und Familienfest, das die Festspiele eigentlich am Sonntag in Schloss und Park Hasenwinkel (Nordwestmecklenburg) feiern wollten. Es fiel wie die meisten Live-Veranstaltungen der Corona-Krise zum Opfer.

Im zugelassenen kleinen Rahmen bieten die Festspiele als Alternative 30 Konzerte in der Reihe «30-mal anders» an. Das nächste soll den Angaben zufolge am 16. Juli im Katharinensaal der Hochschule für Musik und Theater in Rostock mit Cello-Star Daniel Müller-Schitt und Annika Treutler am Klavier über die Bühne gehen. Das Verbot von Großveranstaltungen gilt in Mecklenburg-Vorpommern vorerst bis Ende August. Der Festspielsommer dauert bis zum 12. September. Die Festspiele hoffen nach Worten eines Sprechers, dass sie die letzten beiden Wochen wie geplant durchführen können.