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Juliette Gréco wird 90 - Sorgen um die Grande Dame des Chansons

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Paris - Die Grande Dame des französischen Chansons wird 90. Noch vor einem Jahr hat Juliette Gréco ihren Geburtstag im renommierten Théâtre de la Ville de Paris groß gefeiert: mit blassem Teint, Pagenschnitt und zerbrechlich wie immer. Es war eines der zahlreichen Konzerte ihrer Tournee «Merci», mit der sie im April 2015 begonnen hatte, sich nach jahrzehntelanger Karriere von der Bühne und von ihrem Publikum zu verabschieden.

Wegen Verdachts auf Schlaganfall kam Juliette Gréco vor knapp einem Jahr ins Krankenhaus. Seitdem wurden alle Konzerte ihrer Abschiedstournee abgesagt. Im März 2016 dann wurde die französische Sängerin wegen Verdachts auf Schlaganfall im Krankenhaus behandelt. Seitdem wurden alle Auftritte abgesagt, auch ein geplantes Konzert Ende Januar im Opernhaus Zürich.

An diesem Dienstag (7. Februar) wird die Grande Dame des französischen Chansons 90 Jahre alt. Und die Sorge um sie wächst. Ihr Gesundheitszustand beunruhige, schreibt Frankreichs Presse seit Monaten. Auch die Pressemitteilungen, die den Konzertabsagen folgen, bleiben in ihren Erklärungen vage. Sie sei noch zu müde, hieß es zuletzt, und müsse ihre Rekonvaleszenz noch einige Wochen fortsetzen.

Seit über 65 Jahren interpretiert Gréco die Lieder der größten Chansonniers wie Jacques Brel und Georges Brassens und die schönsten Texte von Schriftstellern wie Françoise Sagan, Jacques Prévert, François Mauriac und Albert Camus. «Si tu t'imagines» oder «L'Éternel féminin» gehörten Ende der 1940er-Jahre zu ihren großen Hits. Singen ist ihr Leben. «Es wird schmerzhaft für mich werden aufzuhören», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt. Dort trat sie im Mai 2015 auf. Damals fühlte sie sich noch fit. «Geistig ist alles okay, aber der Körper muss auch mitmachen», erzählte sie in dem Interview.

Gréco wurde im südfranzösischen Montpellier geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie größtenteils bei der Großmutter. Ihren Vater kannte sie kaum, und ihre Mutter ging während des Zweiten Weltkrieges in den Widerstand gegen die Nazis. Als eine der ersten französischen Sängerinnen trat Gréco 1959 im Nachkriegsdeutschland auf.

Ihre Lieder schrieben vor allem Männer, darunter der Schriftsteller und Philosoph Jean-Paul Sartre, der sie auch entdeckt hatte. Nach einem ihrer Auftritte in der Kellerbar «Le Tabou», einem legendären Treffpunkt der Existenzialisten inmitten des Pariser Quartier Latin, das damals noch ein Künstlerviertel war, begann Sartre für sie zu texten.

Sie habe Millionen von Gedichten in ihrer Stimme, die noch nicht geschrieben worden seien, sagte Sartre damals begeistert. Sie erinnere daran, dass Worte eine sinnliche Schönheit hätten. Sartre, Hauptvertreter des Existenzialismus, machte sie mit der künstlerisch-intellektuellen Elite der damaligen Zeit bekannt. Und so wie diese kleidete sich Gréco schwarz.

Wo sie in den Jahrzehnten ihrer Karriere auch auftrat, füllte sie die Säle. Denn sie verkörperte den Zauber und das Pathos vergangener Zeiten. Ihre tiefe Stimme, mit der sie «Déshabillez-moi», «Sous le ciel de Paris» und «Amsterdam» von Jacques Brel singt, bewegt. Ebenso ihre anmutigen Gesten, mit denen sie ihre Lieder begleitet. Sie liebe das Publikum, vielleicht liege darin ihr Erfolg, versuchte die Diva ihren Erfolg zu erklären. Die Beziehung sei eine ganz besondere: «Es ist ein Liebesakt mit einem sehr geheimnisvollen Liebhaber.»

An Männern hat es in Grécos Leben nicht gefehlt. Sie war mehrmals verheiratet, darunter auch mit dem Schauspieler Michel Piccoli. Zu den frühen Liebschaften gehörte der legendäre schwarze Jazz-Trompeter Miles Davis.

Im Jahr 1988 heiratete sie den Pianisten Gérard Jouannest, ihren langjährigen musikalischen Begleiter. Mit ihm trat sie im April 2015 auch ihre Abschiedstournee an. Blasse Haut, schwarz geschminkte Augen, Pagenkopf und schwarze Kleidung - ein Stil, der zu ihrem Markenzeichen wurde. So stand die lebende Legende noch vor ihren gesundheitlichen Problemen auf der Bühne.

s. auch: Juliette Gréco verabschiedet sich von der Bühne

 

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