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Kampf gegen Coronavirus: Schulen und Kitas machen deutschlandweit dicht . Foto: Hufner
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Kampf gegen Coronavirus: Schulen und Kitas machen deutschlandweit dicht

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Berlin (dpa) - Im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus werden von diesem Montag an deutschlandweit Tausende Schulen und Kitas geschlossen. Die beispiellosen Anordnungen gelten in den meisten Bundesländern bis zum Ende der Osterferien, also bis Mitte oder Ende April. Betroffen sind Millionen Menschen: Deutschlandweit gibt es 2,8 Millionen Grundschüler, in Tageseinrichtungen und Horten werden 3,7 Millionen Kinder betreut.

Die wochenlange Schließung stellt Eltern und Arbeitgeber vor massive Probleme. Arbeitsminister Hubertus Heil appellierte an Firmenchefs und Behördenleiter, zusammen mit ihren Mitarbeitern unbürokratische und einvernehmliche Lösungen für die Kinderbetreuung zu finden, so dass den Eltern keine Lohneinbußen drohen.

Die Länder versuchen auch, Notbetreuungen auf die Beine zu stellen. Es geht dabei aber vor allem darum, dass Eltern in sogenannten kritischen Berufen wie Polizei, Feuerwehr, Krankenpflege oder Rettungsdienst weiterhin zur Arbeit gehen können.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, warb um Verständnis für anfängliche Probleme in den Kommunen bei der Notbetreuung von Kindern, deren Eltern in «systemrelevanten Berufen» arbeiten. «In den ersten Tagen wird es hier sicher noch ruckeln. Denn wir müssen Bescheinigungen der Arbeitgeber für bestimmte Berufsgruppen erhalten, dass Eltern am Arbeitsplatz unbedingt gebraucht werden», sagte Dedy der «Saarbrücker Zeitung» (Montag). Wichtig seien genaue Angaben der Länder zu den Berufen, damit die Kommunen einheitlich vorgehen könnten.

Lehrerverbände forderten klare Regeln und Anweisungen für Lehrkräfte, Schulleitungen, Schüler und Eltern. «Die Lehrkräfte stehen angesichts der Schulschließungen bereit, ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten», erklärten die Vorsitzenden der Lehrerverbände unter dem Dach des dbb beamtenbund und tarifunion. Für alle sei klar, dass es gelte, so viel Betreuung wie nötig und so viel Lernunterstützung wie möglich zu gewährleisten.

«Gerade in einer derartigen Krisensituation endet die Dienstpflicht der überwiegend verbeamteten Lehrerschaft nicht. Diese muss aber klar und transparent ausgestaltet werden», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Eine wichtige Frage sei zum Beispiel, nach welchen Kriterien die Kollegen ausgesucht würden, denen die Notbetreuung der jüngeren Schüler, deren Eltern in systemrelevanten Berufen gebraucht werden, zugemutet werden könne.

Der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, forderte, digitalen Unterricht anzubieten. «Die Kultusminister der Länder müssen den Schulbetrieb jetzt für alle Klassenstufen digital aufrechterhalten. Die Lehrer stehen zur Verfügung und können auch von zu Hause oder aus der Schule digitale Lehreinheiten zur Verfügung stellen», sagte Kuban der «Passauer Neuen Presse» (Montag). Nahezu jeder Haushalt habe einen internetfähigen Laptop, ein Tablet oder Smartphone zu Hause. «Die Corona-Krise wird zum Testlauf für die digitale Bildung in Deutschland», meinte Kuban.

Heil beschrieb die Rechtslage für arbeitende Eltern so: Sie können zur Betreuung ihrer Kinder eigentlich nur kurz, also zwei oder drei Tage, ohne Lohneinbußen ihrem Arbeitsplatz fernbleiben. Voraussetzung sei, dass es keine anderweitige Betreuung gibt, etwa durch Ehepartner, Freunde oder Nachbarn.

Heil appellierte an die Arbeitgeber, zumindest in der ersten Woche auf Lohnminderungen zu verzichten. Homeoffice-Lösungen oder flexible Arbeitszeitregelungen könnten beitragen, die Krisensituation zu bewältigen. Arbeitnehmer bat er, wenn möglich Überstunden abzubauen oder kurzfristig Urlaub zu nehmen. Eindringlich riet der Minister, auf die Betreuung durch Großeltern zu verzichten, da Ältere erheblich durch das Virus gefährdet seien.

Heil kündigte an, gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für diesen Mittwoch Arbeitgeber und Gewerkschaften einzuladen, «um zu gemeinsamen Lösungen zu kommen». Die Linke im Bundestag fordert für betroffene Eltern eine Entgeltfortzahlung ähnlich wie im Krankheitsfall, nämlich sechs Wochen vollen Lohnausgleich. Die Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl sagte der dpa: «Nur wer seine Kinder in guten Händen weiß, kann seiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Wenn die Bundesregierung der Wirtschaft unbegrenzt Mittel zur Verfügung stellt, dann sind die Unternehmen in der Verantwortung, Beschäftigten, die jetzt ihre Kinder betreuen müssen, weiterhin Lohn zu bezahlen.»

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