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«Buuuh!» - Wenn Opernbesuchern der Kragen platzt. Foto Hufner
Deutsche Oper Berlin. Foto: Hüfner
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Kein Geld, fehlende Freizeit - Studie analysiert Verzicht auf Kultur

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Berlin - Die Zufriedenheit mit dem kulturellen Leben in Berlin ist extrem hoch. Soweit eine neue Studie. Doch warum verzichten Menschen dennoch auf den Besuch von Konzerten, Theatern, Kinos oder Ausstellungen?

Trotz hoher Zufriedenheit und intensiver Nutzung des Kulturangebots in Berlin erreichen klassische Formen wie Konzerte, Theater oder Ausstellungen viele Menschen laut einer aktuellen Studie nicht. Ein «nicht zu vernachlässigender Teil» der Befragten fühle sich nur bedingt durch solche klassischen Angebote angesprochen, zeigen erste Ergebnisse der am Montag in Berlin vorgestellten Untersuchung des Instituts für Kulturelle Teilhabeforschung. 

Als Gründe dafür verwies Institutschefin Vera Allmanritter neben bereits aus anderen Studien bekannten Angaben wie kein Geld (64 Prozent), dem Wunsch nach niedrigeren Eintrittspreisen (63) oder fehlender Freizeit (51) auf Gründe wie fehlende Wohnortnähe (48) oder Qualität (36) sowie mangelnde Diversität (15) und sprachliche Alternativen (13). Solche Faktoren sollten im weiteren Verlauf der Studie genauer untersucht werden, kündigte Allmanritter an. 

«Auch kostenfrei geht ein Teil der Bevölkerung einfach nicht hin», sagte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zu den Ergebnissen. Wer nicht schon in Kita oder Schule mit Kunst und Musik zu tun habe, werde später auch nicht in den kulturellen Einrichtungen zu sehen sein. 

Gleichzeitig ist das Kulturangebot für die Menschen in Berlin ein wichtiger Grund ihrer Wohnortwahl. Damit «scheint die Bedeutung eines attraktiven Kulturangebots für die Anziehung potenzieller und die Bindung aktueller Bewohner*innen erstmals empirisch belegt zu sein», heißt es in der Untersuchung. 

Nach den Zwischenergebnissen sind 94 Prozent der Menschen in Berlin mit dem Kulturangebot in der Stadt eher oder sehr zufrieden. Deutlich schlechter wird das Angebot im direkten Wohnumfeld bewertet, wo nur 60 Prozent der Befragten sehr oder eher zufrieden sind. 

Das Kulturangebot haben 93 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten genutzt, 73 Prozent der Befragten das klassische Kulturangebot in den vergangenen fünf Jahren. 

Dabei ist das Publikum nach den Angaben generationenübergreifend. «Das viel beschworene Nachwuchsproblem vor allem der klassischen Künste - mit Ausnahme des Bereichs klassischer Orchesterkonzerte - lässt sich aus der Bevölkerungsbefragung nicht belegen», hieß es. 

Bildung ist dabei ein wesentlicher Faktor für die Nutzung des Kulturangebots. Dennoch haben laut Studie etwa ein Drittel der Nutzer klassischer Kulturangebote kein Abitur. 

Für die Studie schrieb das Institut im Oktober 2019 auf Basis des Erstwohnsitzes gut 13 000 zufällig ausgewählte Adressen an. Auf Basis der Rücklaufquote von 27 Prozent sprach Allmanritter von einer repräsentativen Untersuchung, die künftig alle zwei Jahre erfolgen soll, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten. 

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