Hauptbild
Strassenmusiker
Nur wenige Menschen in Hessen arbeiten in Kulturberufen. Foto: Hufner
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Kultur als «Lebenselixier» - Kulturminister sehen extreme Notlage

Autor
Publikationsdatum
Body

Berlin - Mit der wiederholten Schließung von Theatern, Opern, Konzerthäusern oder Kinos sehen die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern eine «Verschärfung der extremen Notlage, in der sich die ganze Branche befindet». Angesichts dieser neuen Corona-Beschränkungen von diesem Montag an müssten die vom Bund geplanten Überbrückungshilfen «nun schnell, unbürokratisch und kurzfristig wirksam umgesetzt werden», heißt es in einer Mitteilung der Ministerrunde vom Freitagabend.

In zahlreichen Bundesländern gab es am Wochenende Proteste, auch von Museumsdirektoren. Sie fragen unter anderem, warum Autohäuser offen bleiben dürfen? Auch Kulturschaffende in anderen europäischen Ländern reagierten auf ähnliche Maßnahmen wie in Deutschland mit großem Unverständnis.

Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist Kultur ein wichtiges Element des gesellschaftlichen Lebens. «Vielleicht wird uns in der Corona-Krise noch einmal neu bewusst: Kultur ist eben kein Luxusgut für ein paar wenige, sie ist ein Lebenselixier für uns alle, für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft als Ganze», sagte Steinmeier anlässlich des Konzertes zum 75. Gründungsjubiläum des Hamburger NDR-Elbphilharmonie-Orchesters in einer Video-Ansprache.

Direktoren namhafter Kunstmuseen in Deutschland haben in einem Brief gegen die Schließung ihrer Häuser protestiert. «Bei allem Verständnis für die Herausforderungen, die Corona uns allen auferlegt, halten wir das für eine falsche Entscheidung», teilten die 36 Direktorinnen und Direktoren der Deutschen Presse-Agentur mit. «Es ist uns unverständlich, warum es möglich ist, Baumärkte, Autohäuser und andere Geschäfte offen zu halten, Museen aber, die über dieselben oder großzügigere Flächen für einen Corona-gerechten Publikumsverkehr verfügen, geschlossen werden.» Wenn die Museen nun erneut geschlossen würden, so erscheine dies eher als symbolische Geste.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters befürchtet schwere Folgen für die Kulturszene. «Ich bin in großer Sorge um die Kultur», sagte die CDU-Politikerin in einer Stellungnahme. «Leider zwingt uns die Dynamik des Infektionsgeschehens zu harten Maßnahmen», sagte Grütters. «Doch bei allem Verständnis für die notwendigen neuen Regelungen: Für die Kultur sind die erneuten Schließungen eine echte Katastrophe.»

«Die Lage ist ernst», sagte der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz, Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU). «Es ist unbedingt notwendig, dass eine schnelle und pragmatische Unterstützung unserer Kulturschaffenden erfolgt, damit die Folgen der Pandemie und ihre massiven Auswirkungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft so weit wie möglich abgemildert werden.»

Gegenüber den Bundesministern Olaf Scholz (Finanzen/SPD) und Peter Altmaier (Wirtschaft/CDU) drängen die Kulturminister darauf, bei der Wirtschaftshilfe «die Kultur- und Kreativbranche angemessen zu berücksichtigen, weil diese in besonders hohem Maße von den Auswirkungen der kommenden wie schon der bisherigen, teilweise durchgängigen Schließungen betroffen ist». Die Kultur dürfe nicht zum Opfer der Krise werden.

Es gehe um Tausende Kinos, Privattheater, das gesamte Bühnengeschehen, Clubs oder Festivals. Betroffen seien zahlreiche Beschäftigte. «Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen und häufig als Soloselbstständige arbeiten», sagte Grütters. Einnahmeausfälle in den Kultureinrichtungen müssten «schnell, effizient und großzügig» kompensiert und für die vielen Soloselbstständigen passgenaue Förderungen geschaffen werden.

Autor