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Landesverband Freier Theater setzt sich für Auftrittsförderung ein. Foto: Hufner
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Landesverband Freier Theater setzt sich für Auftrittsförderung ein

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Schwerin - Mehr als 30 freie Theater gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. Sie spielen im ganzen Land und legen dafür nicht selten lange Wege zurück. Um überleben zu können, fährt das Figurentheater Winter sogar nach Bayern. Auch dessen Künstler hoffen auf eine neue Förderform.

Der Landesverband Freier Theater Mecklenburg-Vorpommern strebt ein neues Fördermodell an. Mit dem Kultusministerium werde über das Modell der Auftrittsförderung gesprochen, sagte Verbandsgeschäftsführerin Dörte Kiehn der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin. «Unsere freien Theater erhalten zwar ausreichend Anfragen, aber es gibt viele kleine Orte mit kleineren Kulturvereinen, die nicht in der Lage sind, angemessene Gagen zu zahlen», betonte sie. Könne ein Veranstalter nur einen Betrag unterhalb der regulären Gage zahlen, könnte das Land die Förderung aufstocken. Das käme sowohl den Bühnen und den Veranstaltern als auch den Zuschauern zugute, betonte Kiehn. Für das neue Fördermodell hoffe man auf zusätzliche finanzielle Mittel.

Zwar hätten die Landesverbände inzwischen einen anderen Stellenwert für das Kultusministerium bekommen, sagte Kiehn, «man versucht, an einem gemeinsamen Strang zu ziehen». Zugleich wies sie auf besondere Bedingungen hin und verglich die Situation freier Theater in Mecklenburg-Vorpommern mit der freier Bühnen etwa im Ruhrgebiet: «Wenn man dort oftmals nur maximal 30 Kilometer bis zur nächsten Auftrittsmöglichkeit fahren muss, fährt man bei uns manchmal 200 Kilometer für eine Vorstellung und bekommt im Vergleich die Hälfte der Gage, weil die Strukturen komplett anders sind», erklärte Kiehn, Gründerin des Puppen- und Figurentheaters Tandera.

Derzeit gebe es Projektförderung, zum Beispiel für Festivals, sagte Kiehn und nannte etwa die beiden jährlich in Rostock stattfindenden Festivals Spiellust und Freisprung. Premiere feierte gerade das Figurentheaterfestival Vorpommern mit Vorstellungen unter anderem in Kitas und Grundschulen in und um Strasburg und Pasewalk. «Solche Angebote stoßen auf sehr große Resonanz, wir als freie Theater arbeiten dann als das Theater vor Ort», betonte die Geschäftsführerin. Dem Landesverband gehören 23 freie Theater verteilt über ganz Mecklenburg-Vorpommern an.

Eines davon ist das Figurentheater Winter aus Rieps (Landkreis Nordwestmecklenburg). Seit 1996 tritt das Ehepaar Maren und Willi Winter mit einer Mischung aus Schauspiel und Puppenspiel auf, im Jahr 2000 kamen die Schleswig-Holsteinerin und der Baden-Württemberger nach Mecklenburg-Vorpommern. «Man verliert ein bisschen die Kraft», berichtete die 58-Jährige, «es ist schon sehr mühsam». Etwa zwei Drittel ihrer Auftritte hätten sie in anderen Bundesländern, dort seien oftmals die Gagen höher und gebe es Auftrittsförderungen.

«Uns wäre es andersrum auch lieber, wir würden auch gern mehr in Mecklenburg-Vorpommern spielen», sagte Maren Winter, «aber zum Überleben müssen wir unter anderem bis nach Bayern fahren». Vom Land erhalte ihr Theater einen Sachkostenzuschuss. Aber mit Hilfe einer Auftrittsförderung könnten auch viel mehr Zuschauer in Gegenden erreicht werden, in denen es an kulturellen Angeboten mangele.

Etwa 33 freie Theater gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, wie das Kultusministerium in Schwerin mitteilte. Weit mehr als 1000 Vorstellungen jährlich spielten die freien Bühnen flächendeckend. In der Kulturprojektförderung stand den Angaben zufolge ein Etat von rund 355 000 Euro für die Darstellende Kunst zur Verfügung. «Damit konnten nahezu alle Antragsteller eine Förderung, zumeist sogar in der beantragten Höhe, erhalten», hieß es. Aus diesem Etat würden Projekte des Landesverbands ebenso gefördert wie etwa die Opernale im ländlichen Raum.

Hinzu kämen weitere Fördermöglichkeiten, zum Beispiel bei der Stipendienvergabe, erklärte das Ministerium. Im Jahr 2018 bekamen die freien Theater außerdem Investitionszuschüsse in Höhe von insgesamt 100 000 Euro. Um die Auftrittsförderung soll es demnächst gehen: Der Landesverband habe Ideen zu diesem Thema entwickelt, die in einem gemeinsamen Gespräch erstmalig vorgestellt und erörtert werden, hieß es.

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