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Berno Odo Polzer bei der Vorstellung der Maerzmusik 2017. Foto: Hufner
Berno Odo Polzer bei der Vorstellung der Maerzmusik 2017. Foto: Hufner
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MaerzMusik 2017: Festival beginnt mit Wieder-Entdeckungen von Catherine Christer Hennix und Julius Eastman

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Mit Performances von Hassan Khan und Jace Clayton zur Eröffnung der Ausstellung „Let Sonorities Ring – Julius Eastman“ in SAVVY Contemporary und mit „The Electric Harpsichord“ von Catherine Christer Hennix im silent green beginnt am 16. März das Festival MaerzMusik 2017. Am 17. März findet im Haus der Berliner Festspiele das Eröffnungskonzert statt. Aufgeführt werden drei Werke für vier Klaviere von Eastman und eine Performance nach Frantz Fanon von Uriel Barthélémi mit Texten von Hassan Khan.

Dem Thema „Decolonizing Time“ widmet sich die diesjährige Ausgabe von MaerzMusik – Festival für Zeitfragen, das vom 16. bis 26. März von den Berliner Festspielen veranstaltet wird. Insgesamt werden bei den Projekten von MaerzMusik 2017 weit über 50 Arbeiten von über 35 Komponist*innen präsentiert u.a. darunter Catherine Christer Hennix (S), Julius Eastman  (US), dem das Eröffnungskonzert sowie eine Ausstellung gewidmet ist und Alvin Lucier (US), der vier seiner Arbeiten beim Festival präsentieren wird; außerdem stehen Kompositionen von Eva Reiter (AT), Jennifer Walshe (GB), Gérard Grisey (FR), Georg Friedrich Haas (AT), Liza Lim (AU), Ana Maria Rodriguez (AR), Chiyoko Szlavnics (CA), Arthur Kampela (BR), Daniel Moreira (BR) u.v.a. auf dem Programm. Bei The Long Now sind in den über 30 Stunden Musik unter anderen folgende Künstler*innen mit Live-Performances und Installationen präsent: William Basinski (US), Andrea Belfi & Francesco Donadello (IT), Kara-Lis Coverdale (CA), Tim Hecker (CA), Leyland Kirby (GB), Aleksi Perälä (FI), Chris Watson (UK) und Keith Fullterton Whitman (US).

Der künstlerische Leiter Berno Odo Polzer fokusiert dieses Jahr die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Zeit auf Fragen wie Kolonialität, die Chrono-Politik der Moderne, Gender-Problematiken in der zeitgenössischen Musik und normative Geschichtsverständnisse. In verschiedenen Veranstaltungsformaten – Konzerten, Ausstellungen, dem Diskurs-Format Thinking Together und dem 30stündigen Abschluss-Event The Long Now – werden diese Themenfelder auf ganz unterschiedliche Weise erfahrbar gemacht und vertieft.

VERANSTALTUNGEN IM SILENT GREEN KULTURQUARTIER

Der in Vergessenheit geratene amerikanische Komponist, Pianist und Vokalist Julius Eastman (1940–1990) steht im Zentrum des Festivalstarts von MaerzMusik 2017. Im Kunstraum SAVVY Contemporary wird die Ausstellung „Let Sonorities Ring – Julius Eastman“ mit verschiedenen Archivmaterialien eine Begegnung mit dem Œuvre von Julius Eastman ermöglicht. Die Ausstellung wird am 16. März um 18.00 Uhr mit Live-Performance von Hassan Khan und einer Uraufführung Jace Clayton eröffnet. Um 20.00 Uhr  wird dann als Pre-Opening mit der Neurealisierung von „The Electric Harpsichord“ Catherine Christer Hennix' Projektraum in der Kuppelhalle des silent green eröffnet. An den darauffolgenden sechs Festivaltagen wird die schwedische Klangkünstlerin, Philosophin und Mathematikerin in der Klang-Video-Licht-Installation Kalam-i-Nur mit spontanen Live-Performances agieren.

ERÖFFNUNGSWOCHENENDE MAERZMUSIK 2017

Am 17. März findet im Haus der Berliner Festspiele die offizielle Eröffnung von MaerzMusik 2017 mit einem zweiteiligen Konzert statt. Im ersten Teil sind drei Werke für vier Klaviere des amerikanischen Post-Minimalisten Julius Eastman zu erleben – zwei davon als Deutsche Erstaufführung – mit den Titeln „Evil Nigger“ (1979) DE, „Gay Guerilla“ (1979) und „Crazy Nigger“ (1978) DE. Die Interpreten sind die Pianist*innen Ernst Surberg, Christoph Grund, Julie Sassoon und Małgorzata Walentynowicz. Die Uraufführung von „The Unbreathing“ im zweiten Teil des Eröffnungsabends ist vom Werk des wichtigen postkolonialen Denkers Frantz Fanon inspiriert. Die Solo-Performance für Drum Set, Elektronik und Video ist eine Zusammenarbeit des Komponisten und Schlagzeugers Uriel Barthélémi mit dem ägyptische Künstler Hassan Khan als Textautor sowie den Illustratorinnen Elise BoualClémentine Poquet und Josepha de Vautibault.

Das „Ensemble Ictus aus Belgien präsentiert am 18. März im Haus der Berliner Festspiele das Konzertstück „The Lichtenberg Figures“ der österreichischen Komponistin Eva Reiter, in der Psychogramme unserer heutigen Gesellschaft und deren Auswirkungen auf das Individuum sicht- und hörbar werden. Beim Auftritt des Gesangsenensembles Graindelavoix aus Antwerpen am 18. März in der Kirche am Hohenzollerdamm wird die sogenannte „Alte Musik“ durch ihren besonderen Interpretationsansatz in die Jetztzeit überführt.

Das Arditti Quartet wird am Sonntag den 19. März mit der Performerin Jennifer Walshe die Grenzen der Gattung Steichquartett erweitern. Im Anschluss daran wird Walshes erster Filmarbeit „An Gléacht“ mit musikalischen Live-Performances von Tomomi Adachi, Chris Heenan, Mario de Vega und Walshe selbst zu erleben sein.

Bei der Eröffnungskonferenz des Diskurs-Formats Thinking Together am 18. und 19. März werden internationale Gäste zum Thema „Decolonizing Time“ sprechen, darunter Georgina Born, Kodwo Eshun, Jason Bahbak Mohaghegh, Ran Issa, Chandra Kant Raju und Rolando Vázquez.

WEITERE PROJEKTE BEI MAERZMUSIK 2017

Das Ensemble KNM Berlin lässt mit dem indischen Sänger und Komponisten Ramesh Vinayakam die oral tradierte Musik seiner Heimat mit zeitgenössischen Komponistionen „westlicher“ Prägung lebendig werden. Im Projekt „Re-inventing Walter Smetak“ des Ensemble Modern haben vier Komponist*innen für dessen in Brasilien erfundenen „Plásticas Sonoras“ neu komponiert, die auch in einer Ausstellung der daadgalerie präsentiert werden. Mit Lesungen, Filmpräsentationen und Sound Performances werden im Abend Story Telling for Earthly Survival Einblicke in die Welten der amerikanischen Denkerin und Feministin Donna Haraway gewährt.

Die Berliner Festspiele starten mit MaerzMusik einen Aufruf zur Spende von Musikinstrumenten, die dem Projekt Music Fund sowie Berliner Initiativen zugute kommen. Zwei Education Projekte begleiten das diesjährige Festival: QuerKlang wird wieder im Rahmen von MaerzMusik Kollektiv-Kompositionen von Schüler*innen Berlins in zwei Veranstaltungen zur Uraufführung bringen. In dem Projekt Parallelwelten wird mit einem Programm von jungen Menschen für junge Menschen die Welt der (Computer-)Spiele ins Visier genommen. In dem Projekt Parallelwelten wird mit Zeitkonzepten in Computerspielen experimentiert.

Weitere Informationen www.berlinerfestspiele.de/maerzmusik
MaerzMusik auf dem Berliner Festspiele Blog

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