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Neubau von Kölner Schauspielhaus ist vom Tisch – Stadtrat schließt sich Bürgerbegehren an

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Der geplante Neubau des Kölner Schauspielhauses ist vom Tisch. Eine Mehrheit im Kölner Stadtrat schloss sich auf einer Sondersitzung am Dienstag einem Bürgerbegehren an, das sich gegen den Neubau und für eine Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks in der Kölner Innenstadt eingesetzt hat. Dafür hatte eine Bürgerinitiative über 50 000 Unterschriften gesammelt. Mit der Entscheidung revidierte der Stadtrat seinen eigenen Beschluss vom Dezember. Damals hatte eine Mehrheit für den Abriss und Neubau des Theatergebäudes und eine grundlegende Sanierung des benachbarten Opernhauses gestimmt.

Die Fraktionen von CDU, den Grünen und Pro Köln stimmten jetzt
ebenso für das Bürgerbegehren wie die Ratsvertreter von der Linken,
Deine Freunde und dem Kölner Bürger Bündnis. SPD und FDP sprachen sich in der Sondersitzung dafür aus, einen Bürgerentscheid am 11. Juli durchzuführen und damit die Entscheidung über Sanierung oder Abriss des markanten Riphahn-Gebäudes in die Hand der Kölner Bürger zu legen. Dieser Auffassung hatte sich auch Oberbürgerbürgermeister Jürgen Roters (SPD) angeschlossen.

Die Initiative «Mut zu Kultur» hatte innerhalb kurzer Zeit rund 52
000 Unterschriften gegen den Neubau gesammelt und dabei hauptsächlich die hohen Kosten des Bauvorhabens kritisiert, die von der hoch verschuldeten Kommune nicht aufzubringen seien. Die Erben des Architekten Wilhelm Riphahn hatten zudem für den Fall des Abrisses eine Urheberschutzklage angekündigte, auch meldete der Kölner Regierungspräsident Hans-Peter Lindlar Bedenken wegen des
Denkmalschutzes an.

Vertreter von SPD und FDP kritisierten in der Stadtratssitzung,
dass für die Sanierung des Schauspiels keine verlässlich
Kostenkalkulation gibt. Auch bei einer Sanierung könnten die Kosten
auf nicht vorhersehbare Weise steigen.

Vertreter von «Mut zur Kultur» gehen weiterhin von einem
Einsparpotential von mindestens 100 Millionen Euro gegenüber dem
Neubau aus. Sie betonten zudem die herausragende Bedeutung des
historischen Gebäudes. Das Schauspielhaus gelte im Verbund mit dem
dominanten Opernbau als Baudenkmal von nationalem Rang.

Die Initiative «Mehr Demokratie» lobte die durch das
Bürgerbegehren ausgelöste öffentliche Diskussion über die Kultur- und
Finanzpolitik der Stadt. «In den letzten Monaten waren die Medien
plötzlich voll von Berichten, Stellungnahmen und Kommentaren, dies
wäre ohne das Bürgerbegehren nicht möglich gewesen», sagte
Landesgeschäftsführer Alexander Slonka am Dienstag in Köln. Er
verwies auch auf die zahlreichen gut besuchten Veranstaltungen zum
Thema.

So hatten am vergangenen Wochenende auf Einladung von
Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) im Rathaus rund 2000 Bürger
über die Zukunft des Schauspielhauses diskutiert. Vertreter von «Mut
zu Kultur» betonten die Kooperationsbereitschaft von Stadtverwaltung
und Stadtspitze. Die Debatte um das Schauspielhaus könnte der Auftakt zu einem neuen Dialog zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung sein.

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