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Registerzüge einer Orgel
Silbermann-Tage begehen Jubiläum - Festwochenende im Juni. Foto: Hufner
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Neubauten historischer Musikinstrumente aus Rostock sind begehrt

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Rostock - Die Musikinstrumente, die Johann-Gottfried Schmidt mit seinen Mitarbeitern in Rostock anfertigt, machen den unverwechselbaren Klang der Musik der Renaissance und des Barock erlebbar. Der 47-Jährige stellt historische Tasteninstrumenten her und beliefert damit Profis und Kunden, die sich privat dieser Musik zugewandt haben. In aufwendiger Handwerksarbeit entstehen in seiner Werkstatt Instrumente wie Cembalo, Orgel, Harmonium oder Klavichord als individuelle Einzelstücke.

Dafür stapelt sich im Lager der Werkstatt mehrere Jahrzehnte altes Holz, Rohmaterial, das aus der Region kommt. «Je älter das Holz ist, desto wertvoller. Es eignet sich dann von der Beschaffenheit am besten für die Herstellung», sagt Schmidt. Der Handwerksberuf begeistert ihn seit seiner Jugend, schon sein Vater war Cembalo-Bauer. Die Mischung aus Kreativität und dem Zusammenspiel von Technik und Akustik würden an dem Beruf den Reiz ausmachen. Neben dem Instrumentenbau restaurieren die Mitarbeiter der Werkstatt regelmäßig Orgeln in Kirchen in Mecklenburg-Vorpommern.

Wer den Bau eines Cembalos oder einer sogenannten Truhenorgel in Auftrag gibt, zahlt dafür bis zu 25 000 Euro. Das klinge zwar viel, die Marge sei allerdings gering, sagt der Orgelbauer. Bis es zu einem Auftrag kommt, müssten über einen längeren Zeitraum hinweg Ideen mit dem Kunden ausgetauscht werden. Von Konstruktion bis zum fertigen Produkt vergehen dann noch einmal mehrere Monate. Für eine mobile Orgel beispielsweise werden Einzelteile wie Pfeifenwerk, Windlade, Klaviatur und Spielanlage individuell angefertigt.

Wer die mehreren Tausend Euro nicht parat hat, kann in einem der Instrumentenbaukurse, die Schmidt anleitet, sein eigenes Cembalo oder Harmonium herstellen. Für Musikstudierende mit Schwerpunkt Renaissance oder Barock sei das eine günstige Möglichkeit, an ein historisches Instrument zu kommen.

Die Unesco-Kommission hat im September 2018 Orgelbau und Orgelmusik in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit gewürdigt. Schmidt sieht darin jedoch ein europäisches Kulturgut, kein nationales. So habe es Instrumentenbauer schon immer in Tschechien oder Ungarn gegeben.

«Mit dem Beruf habe ich zumindest einen Exotenbonus. Die Nachfrage nach den Instrumenten steigt zwar nicht, aber sie ist aktuell hoch», freut sich Schmidt. Im Betrieb arbeiten neben dem Inhaber zwei Gesellen und der Auszubildende Leon Wurow: «Ich bin durch ein Praktikum hier auf den Geschmack gekommen. Der Beruf als Orgel- und Harmoniumbauer ist breiter gefächert als der in einer Tischlerei. Das Material ist vielseitiger. Wir arbeiten nicht nur mit Holz, sondern auch mit Leder und Metall», erzählt der 20-Jährige.

Im Bereich der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern bieten derzeit drei Betriebe des Orgel-und Harmoniumbauer-Handwerks ihre Leistungen an. «Der Beruf ist sehr kreativ und vielseitig. Tradition und Innovation verbinden sich dabei. Der fachliche Nachwuchs erfährt hier nicht nur die Leidenschaft zu dem Gewerk, erlernt alte und neueste Handwerkstechniken, sondern ist auch viel unterwegs», erklärt Geschäftsführer Jens-Uwe Hopf. Oft würden Arbeiten an großdimensionierten Instrumenten vor Ort in Kirchen und Konzertsälen ausgeführt. Hier könnten die Auszubildenden dann ihre Fertigkeiten erweitern.

 

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