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Rheingau-Festival: Mutter, Suche nach Vater und Zukunft

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nmz/ Solisten und Orchester sind beim 15. Rheingau Musik-Festival 2002 zu Gast. Es zahlen weitgehend Sponsoren, die deshalb für phantasievolles erst mal blockiert sind. Die Geigerin Anne-Sophie Mutter, der Pianist Daniel Barenboim sowie das London Symphony Orchestra unter Andrè Previn und das Orchester der Metropolitan Opera New York unter James Levine werden beim Festival vom 28. Juni bis 1. September 2002 erwartet und essen angeblich, was auf den Tisch kommt...

Das Programm bietet insgesamt 146 Konzerte an 45 Spielstätten des Rheingau und benachbarter Regionen. Hauptveranstaltungsorte sind das Kloster Eberbach, Schloss Johannisberg und das Kurhaus Wiesbaden.

Das nach eigenen Angaben größte deutsche Musikfestival wird mit Carl Orffs «Carmina Burana» am 28., 29. und 30. Juni eröffnet. Zu den Orchestern, die die Besucher erleben können, gehören auch das Gewandhausorchester Leipzig unter Herbert Blomstedt, das WDR Sinfonieorchester Köln unter Semyon Bychkov und die Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott. Chorwerke präsentieren unter anderem Chor und Collegium Vocale Gent sowie die Chorkunstakademie Moskau. Das klingt gut und stimmig.

Anne-Sophie Mutter tritt sowohl als Solistin mit dem London Symphony Orchestra als auch als Kammermusikerin mit Andrè Previn und dem Cellisten Daniel Müller-Schott auf. Außerdem werden unter anderen erwartet die Geigenmenschen Frank Peter Zimmermann und Christian Tetzlaff, der Pianist Alfred Brendel und der Cembalist Bob van Asperen. Aus Funk und Fernsehen relativ bekannte Ensembles wie das Jacques Loussier Trio, die King\'singers und The Gershwin Piano Quartet stehen ebenfalls auf dem Programm. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Karten kaufen, kommen die auch vielleicht.

Schwerpunkte des Festivals sind im kommenden Jahr die Rhein Romantik, die Goldenen Zwanziger und «Glanzvolle Barockmusik bei Hofe». Richtig innovative Programme also. Da sehnt man sich wieder nach Wolfgang Rihm. Aber der kommt noch nicht. Beim traditionellen Sommerfest tritt diesmal am 6. Juli Max Rabe mit seinem Palast Orchester auf. Ob alle Musiker auch ihren Orchestervereinigungsbeitrag pünktlich bezahlen? Das Sonderproramm steht 2002 unter dem Moto «Wenn ich einmal reich wär\'» und bietet Konzerte in verschiedenen Frankfurter Banken. Die haben bekanntlich eine gute Akustik, weil ihre Hallen so hohl sind wie die Köpfe der Rechner. Das jährliche Komponistenporträt stellt den Amerikaner Steve Reich als Gast des Festivals vor. Eine echte Überraschung mit hohem Risikofaktor.

Zum Verkauf stehen insgesamt 122 000 Eintrittskarten, wobei man sich fragt, welcher Rheingauleiter diese trostlose Keksmischung kaufen soll. Die Finanzierung des Rheingau Musik Festivals sichern langfristige Sponsorenverträge, die Beiträge und Spenden der Mitglieder des Fördervereins und ein Landeszuschuss - also: keine Kultursorge. Medienpartner ist wieder der Hessische Rundfunk, dem schon seit zwanzig Jahren nix neues mehr eingefallen ist und der am besten abschällte. Zu den Veranstaltungsorten gehören zahlreiche Schlösser, Kirchen und Weingüter wie Schloss Vollrads, die Abtei St. Hildegard in Eibingen bei Rüdesheim und die Staatsdomäne Rauenthal - hoffentlich bald auch noch ein paar Kasernen, damit der Zeitgeist siegt. Und "Prost" natürlich. Oder Proust?
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