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Ehemaliges Panzerreparaturwerk wird «musikalischer Kreativraum». Foto: Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Das Ex-Panzerreparaturwerks in Neubrandenburg. Foto: FMV
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Schöner Ton am schrägen Ort: Saison der Festspiele MV beginnt

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Schwerin - Musik im Panzerreparaturwerk, in der Reithalle, auf dem Fahrrad, mit holländischem Käse - die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern warten in der Saison 2019 mit gewohnt überraschenden Ideen auf. Mehr als 150 Konzerte sind für die Besucher vorbereitet.

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern starten an diesem Samstag mit einem Konzert der diesjährigen Preisträgerin in Residence, Harriet Krijgh, in die Saison 2019. Das erste der 152 Konzerte bis zum 15. September wartet mit einer Uraufführung auf: Die Cellistin Krijgh präsentiert mit dem Jugendkammerchor des Musikgymnasiums Schwerin die eigens für diesen Anlass komponierte Festspiel-Ouvertüre für Violoncello und Chor des australischen Komponisten Graeme Koehne. Außerdem kehrt die Pianistin Anna Vinnitskaya zu den Festspielen zurück und spielt mit dem Trompeter Guillaume Couloumy und dem NDR Elbphilharmonie Orchester Werke von Schostakowitzsch und Tschaikowski, wie Festspiele-Sprecher Christian Kahlstorff sagte.

Die Festspiele bringen internationale Stars nach MV, darunter die Geiger Daniel Hope, Julia Fischer und Baiba Skride, den Dirigenten Kent Nagano, die Kings's Singers und den Dresdner Kreuzchor. Die Schauspielerin Katja Riemann liest im Rostocker Zoo (25. August) den «Karneval der Tiere», wozu das Deutsche Kammerorchester Berlin spielt. Bei den «Weltstars in Redefin» gastieren in der Reithalle des Landgestüts im Landkreis Ludwigslust-Parchim die Geigerin Lisa Batiashvili (28. Juli), der Pianist Emanuel Ax (29. Juni) und die Geigerin Hilary Hahn (31. August).

Die Festspiele wären nicht die Festspiele, würden sie ihre Gäste nicht mit immer neuen Spielstätten und Konzert-Ideen überraschen. Eröffnet wird das drittgrößte Klassik-Festival Deutschlands noch ganz herkömmlich in der St.-Georgen-Kirche Wismar. Auch andere klassische Spielorte, wie die Festspielscheune in Ulrichshusen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), die ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, die Konzertkirche in Neubrandenburg, die Parks von Schloss Bothmer in Klütz (Nordwestmecklenburg) und in Fleesensee (Mecklenburgische Seenplatte) sowie Säle in Schlössern und Gutshäusern im ganzen Land sind wieder dabei.

Aber es gibt auch ungewöhnliche Orte musikalisch zu entdecken, etwa die Hallen des Ex-Panzerreparaturwerks in Neubrandenburg. Sie werden vom 26. bis 28. Juli zum musikalischen Kreativraum für junge Leute. Anlass ist das erste Detect Classic Festival, zu dem Musiker, Gründer und viele interessierte Gäste erwartet werden. Unterschiedliche Genres sollen mit Klassik, elektronischer und anderer Musik experimentieren, Start-up-Firmen vorstellen und Panzerhallen in Fantasiewelten verwandeln. Allein das Musikprogramm umfasst mindestens zehn Konzerte, auch experimenteller Art.

Unter dem Motto «Musik bewegt» schwingen sich Konzertbesucher am 23. Juni in Schwerin in den Sattel. Radelnd gelangen sie von Konzertort zu Konzertort, wo Musik von Klassik bis Jazz und von Weltmusik bis Pop versprochen ist. Die Bühnen sind unter anderem in einem Strandpavillon und einem historischen Hangar aufgebaut. Das Fahrradkonzert gebe Gelegenheit, Musik auf eine völlig neue Weise zu genießen, sagte Festspiele-Intdendant Markus Fein. «Also runter vom Sofa, rauf aufs Fahrrad!»

Andere schräge Konzertorte der Festspiele 2019 sind das Paketzentrum der Deutschen Post AG in Neustrelitz (14. Juli), das ZIM-Flugsitze-Werk in Schwerin (14. September), die Straßenbahnwerkstatt des Nahverkehrs Schwerin (27. Juli), die ehemalige Werfthalle 207 in Rostock (17. Juli) oder die ehemalige Turbinenhalle des Atomkraftwerks Lubmin bei Greifswald (8. September).

Die Preisträgerin in Residence, Harriet Krijgh, bringt neben Musik auch holländisches Flair aus ihrer Heimat mit. Die 27-Jährige, die 2013 den Solistenpreis im Nachwuchs-Wettbewerb der Festspiele «Junge Elite» gewonnen hatte, spielt mehr als 20 Konzerte. Im Mecklenburgischen Staatstheater gibt sie eine filmisch-musikalische Begehung des Rijksmuseums Amsterdam (6. Juli), wo dafür bereits Videos produziert worden sind. Bei einigen Konzerten, wie in Schloss Schwiessel (5. Juli) und in der Schelfkirche Schwerin (6. Juli) gibt es neben dem Konzert auch eine Radtour mit Käseverkostung.

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