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Being Ralph Siegel (Ferchows Fenstersturz)

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Na prima. Eben erst haben wir das alte Jahr mit all den schorfigen Beteuerungen (Billionen für die Bildung) und auf Kosten der Kinder, die nun eben keine neuen Treter für den Sportunterricht haben, ins All geböllert, da jagt schon wieder eine Schreckensmeldung die nächste: Brisbane säuft ab.

Ungarn schleppt den Schlagbaum aus dem Museum. Herr Ramsauer findet die Bahn trotzdem dufte. Udo Lindenberg hat ein Musical, kein Mausoleum. Lena beerbt Gotthilf Fischer und singt für alle. Womit zumindest die kroatische Wettmafia kaltgestellt wäre. Die entsetzlichste Nachricht jedoch: Ralph Siegel will 2011 wieder einen Song für Malta ins Grand-Prix-Rennen schicken. Freilich ist man erstmal geplättet, dass in Malta überhaupt noch jemand singt. Schließlich hat Ralph Siegel nicht unerfolgreich schon mehrmals die maltesische Musikkultur mit seinen Beiträgen zum Grand Prix (Kenner sprechen von Beigaben) in die musikalische Ursuppe zurückkomponiert. Weiter östlich wäre er für seinen neuerlichen Songvorschlag wohl gesteinigt worden. Doch: Die Sucht ist stärker. Siegel ist nur Siegel, wenn ihm frisches Zeug durch die Adern fließt. Also der vierhundertste Aufguss einer nach billigem Blech klingenden Popnummer im Stile von Stock, Aitken und Waterman. Nicht, dass es mich wirklich interessiert, aber welches Problem hat eigentlich Herr Siegel? Das ist doch sonst Frauensache, dieses grenzwertig debile Bohren ins immer gleiche (Grand Prix)-Loch. Gut. Strafmildernde Umstände verdient seine mehrwöchige Beziehung mit Dieter Bohlens einstigem Fußabstreifer Nadja Abd El Farrag, genannt „Naddel“. Das war natürlich für richtige Männer.

Trinken Sie mal zum Aufstehen die erste Flasche Doornkaat des Tages und spülen den Brand mit einem Aperol-Sprizz nach. Ein wenig Respekt gebührt ihm da schon. Selbst wenn er Naddel nur zugesehen hat, dürfte er die statistische „Alkohol-pro-Kopf-Quote“ für Europa bereits in einer Woche erfüllt haben. Sie soll ja sogar die Kaffeemaschine mit Grappa entkalkt haben. Und ja. Die eigene Tochter in der Doku-Soap „Giulia in Love?!“ eingekeilt zwischen ungelernten Schreinern und elenden Zahnarztspritzenbettlern zu sehen, muss einen Vater an den Rand der Manie treiben. Man muss nur aufpassen, dass so eine Manie nicht ausbricht. Nicht selten kann sie zur Megalomanie werden. Sagt die Internet-Psychologie. Größenwahn also. In Einzelfällen treten gar masochistische Muster auf. Die Fachwissenschaft kennt nur wenige Beispiele, aber diverse Blogs und Foren zitieren unermüdlich ein Muster: Menschen erliegen dem Wahn, erfolgreiche Musikproduzenten zu sein, deren bester Tag im letzten Jahrtausend liegt. Allen Desastern zum Trotz, beharren die Befallenen auf ihrer Suche nach dem nächsten besten Tag: Tunnelblick. Einbahnstraße. Musikalische Selbstgespräche. Nun ja. RTL wird‘s wohl richten. Im neuen Lebenshilfe-Format „Raus aus der Manie“. Moderiert von Harald Glööckler. Ein bisschen Frieden wäre ganz nett, Herr Siegel.

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