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Betroffenheitspop

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Seien Sie betroffen, Xavier Naidoo ist es auch schon wieder. Nachdem er Mannheim zum neuen Jerusalem erklärte, sich selbst für die Wiedergeburt Jesu hält, offen eingestanden hat, Joints zu rauchen, sich gegen die rechten Tendenzen in unserem Land äußert und seinem Entdecker Moses P. gefühlvoll den Allerwertesten zeigte, um noch mehr Geld zu scheffeln, ohne mit Moses, seinem Stammesvorfahren, zu teilen, nervt Ober-Barde und Grundsatzjammerer Naidoo jetzt mit seinem Engagement für – beziehungsweise gegen – Gewaltverbrechen an Kindern. Zusammen mit der deutschen Vorzeigeband „Reamonn“, die letztes Jahr mit „Supergirl“ einen exorbitanten Erfolg hatte, nahm „Uns Xavier“ den ehemaligen Skandaltitel „Jeanny“ des Österreichers Falco neu auf.

Seien Sie betroffen, Xavier Naidoo ist es auch schon wieder. Nachdem er Mannheim zum neuen Jerusalem erklärte, sich selbst für die Wiedergeburt Jesu hält, offen eingestanden hat, Joints zu rauchen, sich gegen die rechten Tendenzen in unserem Land äußert und seinem Entdecker Moses P. gefühlvoll den Allerwertesten zeigte, um noch mehr Geld zu scheffeln, ohne mit Moses, seinem Stammesvorfahren, zu teilen, nervt Ober-Barde und Grundsatzjammerer Naidoo jetzt mit seinem Engagement für – beziehungsweise gegen – Gewaltverbrechen an Kindern. Zusammen mit der deutschen Vorzeigeband „Reamonn“, die letztes Jahr mit „Supergirl“ einen exorbitanten Erfolg hatte, nahm „Uns Xavier“ den ehemaligen Skandaltitel „Jeanny“ des Österreichers Falco neu auf.Falco wurde 1985 wegen dieses Titels von den Radiostationen boykottiert, weil der Song die Gedanken eines Kindesentführers beinhaltete. Natürlich war Deutschland entsetzt und wusste von derartigen Vorfällen nichts. Deutschland wusste ja schon mal von nichts. Nun müssen wir Xaviers Ansichten zu diesem Thema ertragen, denn er wurde natürlich auch missbraucht. Mit zehn Jahren. Es gibt also kein Schicksal, das ihn noch nicht ereilte. Welche Rolle die Band Reamonn bei der Neuauflage von „Jeanny“ spielt, ist fraglich. Zwei Tage vor den Aufnahmen hat man netterweise dem Sänger Rea die Bedeutung des Falco’schen Klassikers übersetzt. Und Rea war sofort Feuer und Flamme, denn der Aufhänger war schnell gefunden: Reas Schwester wurde sexuell missbraucht. Natürlich spielt es keine Rolle, das Reamonn momentan keine aktuelle Platte haben, am neuen Werk basteln und den Nachfolgehit von „Supergirl“ suchen. Im Gespräch bleiben, heißt die Devise. Oder Dividende, jeder wie er mag.

Da sowohl Reamonn als auch Xavier Naidoo glauben, ihre Erfahrungen seien stellvertretend für alle Opfer, und dies allwissend in Interviews verbreiten, dabei aber in keinster Weise die eigentliche Gefahr erkennen, nämlich breittreten, verallgemeinern und somit verharmlosen, gehen wir großzügigerweise davon aus, dass sie als Kommerzheiligen-Duett im Sinne von Kain und Abel in die Geschichte der Popmusik eintreten wollten und auf Grund marktstrategischer Überlegungen ihrer Manager den Untergang Babylons respektive des guten Geschmacks in der Musik eingeleitet haben. Reamonn sind jung und unerfahren, wir können uns in Nachsicht üben, doch diesem Schattenparker Naidoo glaube ich kein Wort mehr. So steht’s geschrieben.

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