Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bereitet weiterhin viel Sorgen. Jüngst wandten sich Hörspiel-Autor*innen und -Komponist*innen mit einem offenen Brief an ARD und Deutschlandradio. Anlass für diesen offenen Brief sind der neue Medienstaatsvertrag und der bevorstehende Abschluss neuer Honorarregelungen für Hörspielautor*innen. Es wird zuerst beklagt, dass „Kunst und Kultur in den neuen Medienstaatsverträgen nicht mehr als Auftrag des Rundfunks […], sondern lediglich als ‚Angebote‘“ definiert werden. Ach Du Schreck – Sie wissen schon, was das heißt – Angebot und Nachfrage.
Denn das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk Abschied nimmt von seinem Selbstverständnis als Sicherer medialer Grundversorgung, der schließlich auch die über 8 Milliarden Euro jährlicher Zuwendung durch die Beitragszahler*innen rechtfertigt. Sollte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiter in dieser Richtung bewegen, fällt damit auch seine gesellschaftliche und politische Legitimation: Er wird damit zu einem Selbstentsorgerverein. Wie kann man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor seiner Selbstzerstörung retten, der sich als irgendwelchen Zeitgeist-Beratungsfirmen hörig erweist? Von den Kultur- und Kunst-Redakteur*innen wird man keine Hilfe erwarten können, die sind zur Loyalität bis zur Selbstaufgabe verpflichtet, versuchen gegebenenfalls in den letzten verbliebenen Mauselöchern der Wellen von kommerziellen Liquidierungsbrigadist*innen oder Fusionsaktivist*innen übersehen zu werden, haben aufgegeben oder sind bereits in Rente.
Die interessierten Hörer*innen werden in zunehmendem Maße vor allem als Belastung wahrgenommen und abgekanzelt. Serviert wird künftig digitales Dauerröcheln auf Wellensalat, gepflückt von in prekären Verhältnissen wort- und tonschöpfenden Zeitarbeiter*innen auf Buy- und Burnout-Basis in Konkurrenz zu pseudowürziger Hochglanzlangeweile kommerzieller Protein-Hirn-Shakes aus den Zuchtbecken der Wort- und Musikindustrie.
Nennt sich „progressive“. Klingt aber nach, einem Text Ernst Jandls folgend: „schöner sterben.“