Die Wogen scheinen sich, wenn sich nicht weitere Hürden auftun, etwas zu glätten. Die Ministerien haben nach etlichen Gesprächen, nicht zuletzt auch durch die Sonderausgabe der neuen musikzeitung, die unverzichtbare Rolle des Deutschen Musikrats erkannt und deuten an, dass die Finanzsperren für Projekte (zunächst für dieses Jahr) aufgehoben werden könnten.
Fatal wäre gewesen, wenn einzelne Projekte wie “Jugend musiziert“ in die Verwaltung von Verbänden mit Sparteninteresse überführt worden wären. Denn übergreifende Unabhängigkeit ist hierfür unabdingbar. Das entbindet den Musikrat freilich nicht, massiv aus den Fehlern zu lernen und Modelle künftiger Strukturen anzudenken. Was sich in den letzten Jahren mehr und mehr als Hemmschuh für eine kompetente Arbeit erwiesen hat (wofür die personelle Ausstattung des Musikrats durchaus die notwendigen Kräfte hatte), waren Unflexibilität bürokratische Unbeweglichkeit in der Entscheidungsfindung.
Hand in Hand gingen Erstarrung und zum Teil bequeme Selbstzufriedenheit. Zwei Seiten müssen gleichzeitig gestärkt werden: zum einen die vertrauensbildende Kontrollierbarkeit und Durchsichtigkeit der Aktivitäten sowohl gegenüber den Finanzgebern als auch gegenüber den einzelnen Mitgliedern, zum anderen die spontane Entscheidungskompetenz, eine freie Hand der Geschäftsstelle beziehungsweise des Generalsekretärs. Das von Thomas Rietschel hier angedachte Modell eines zu Verfügung gestellten Sockelbetrags, innerhalb dessen die Projekte mit gleichsam unternehmerischer Verantwortung frei zu bemitteln wären, dürfte hier ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Es hieße Ersparung von Arbeit für die Finanzgeber wie für den Musikrat. Die wäre direkt in die Projekte zu stecken. Mit der Fokussierung auf Effektivität ginge wohl eine Relativierung des Präsidentenamtes einher (in erster Linie Repräsentation durch eine angesehene Person des Musiklebens). Gelingen muss dabei, die Interessen der Mitglieder umfassend wahrzunehmen. Der Musikrat muss als Spiegel des Musiklebens wieder voll ins Bewusstsein treten. Der Weg ist: Vertrauen, Kontrolle und freies, schlagkräftiges Arbeiten.