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Pop-Politisierung

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Irgendwie erinnerten die Szenen auf der 3. Popkonferenz vom 16. bis 18. November in Germering an die Gemeinderatssitzung in Grüneck a.d. Lahn. Diskussionsgegenstand dort: Fördermöglichkeiten und Gelder für eine Ampelanlage in unmittelbarer Nähe eines Zebrastreifens. Diskussionsgegenstand in Germering: Fördermittel, -gelder, -möglichkeiten im Namen der Rock- und Popmusik. Anwesend zeigte sich unter anderem der Staatsminister für Kultur und alles was sonst noch darunter fällt, Julian Nida-Rümelin oder Dirk Hewig vom Bayerischen Wissenschaftsministerium (Kulturministerium eingeschlossen).

Irgendwie erinnerten die Szenen auf der 3. Popkonferenz vom 16. bis 18. November in Germering an die Gemeinderatssitzung in Grüneck a.d. Lahn. Diskussionsgegenstand dort: Fördermöglichkeiten und Gelder für eine Ampelanlage in unmittelbarer Nähe eines Zebrastreifens. Diskussionsgegenstand in Germering: Fördermittel, -gelder, -möglichkeiten im Namen der Rock- und Popmusik. Anwesend zeigte sich unter anderem der Staatsminister für Kultur und alles was sonst noch darunter fällt, Julian Nida-Rümelin oder Dirk Hewig vom Bayerischen Wissenschaftsministerium (Kulturministerium eingeschlossen).Geladen hatte die Bundesarbeitsgemeinschaft der Musikinitiativen e.V. (B.A.ROCK), vertreten durch den Geschäftsführer Lothar Surey und den Bayerischen Rockintendanten Bernd Schweinar (ABMI/Rock.Büro Süd), sowie der Deutsche Musikrat. Erreichen wollte man den Schulterschluss zwischen (Kultur-)Politikern, Entscheidern der Industrie, Marketingfachleuten und Plattenfirmen, Veranstaltern oder Szene-Netzwerken. Netzwerk schien der Schlüsselbegriff in Germering zu sein. Alles und jeden will man nun also vernetzen. Die Plattenindustrie mit dem diplomierten Rocker und die forschen, dynamischen Marketingabteilungen mit den angestaubten, dehydrierten Politikern. Panels gab es dazu. Im Duden bald als Diskussionsrunde geführt. Themen dieser Runden waren etwa „Chancen und Möglichkeiten des Musiksponsorings“ oder „Popmusik – Kultur- und Wirtschaftsfaktor“. Alternativ und additiv gab es Keynotes, Best Practice Beispiele oder Praxisdialogplattformen mit ähnlichen, der Sache dienlichen Themen.

Dass diese Begriffe nicht gerade rock-revolutionär anmuten, liegt wohl an der Natur der Sache. Es geht um Politik und Fördergelder. Und Rockfunktionärsposten, die ihre Initiativen mithilfe der Staatsmittel oder wenn Sie so wollen mit Ihrem Geld am Leben erhalten und damit einhergehend, die deutsche Rock- und Popmusik fördern. Diplomatisch, wie Politik nun einmal ist, wurden sich die Bälle innerhalb der Foren zugespielt, Vorlagen verwandelt oder Elfmeter geschunden. Die Politiker verwiesen auf die Bund/Länder Problematik der Fördergeldermittelbereitstellung, die Vertreter der Initiativen sprachen von fertigen Konzepten, die in den Schubläden liegen und nur auf die Ausschüttung der Politik warten. Was diese Konzepte enthalten, wurde verschwiegen. Und den Leuten, denen die Förderung zukommen soll, denen wurde ebenfalls die Abhaltung der Popkonferenz verschwiegen: Musikern, Künstlern und Bands. Man hat sie anderweitig eingesetzt. Bei den After Show Parties durften sie mit einem Monitor auf der Bühne und einer auf dem Boden stehenden P.A. (Lautsprechersystem) spielen. Das ist Förderung.

Die Bands an das rauhe Leben in versifften Clubs gewöhnen, das aber wenigstens aus einer einwandfrei installierten P.A. besteht. Großartige Förderung. Großartiges Interesse. Dafür gab’s am Empfang Prosecco und Kaffee mit reichlich Kaffeesatzresten. Gut, dass die Bands nicht nachmittags anwesend waren.

Sie wären gegangen. In ihren Proberaum ohne Toiletten. Zu ihren von Proberaumnagern angefressenen Verstärkern. Aber sie wären voll Stolz gegangen. Ohne anbiedernde, selbstdarstellende und pseudo-„ich hab vor 20 Jahren auch mal in ’ner Band gespielt“-Parolen ertragen zu müssen. Nein, ein Fazit lässt sich nicht ziehen. Eher dringende Bitten an die Rockfunktionäre: Definiert das Wort Förderung. Geht in euch und fragt die Bands, was sie wollen. Macht die Künstler nicht zu euren Instrumenten missverstandener Eitelkeiten oder ausgelebter Profilneurosen.

Was Bands wollen, ist ein Proberaum, drei bis vier Auftritte im Jahr und den Traum Rockstar zu werden. Niemand braucht ein Rockdiplom. Hatte John Lee Hooker das? Oder Kurt Cobain? Man muss den Musiker im Glauben lassen, es allein zu schaffen. Ohne Förderung. Denn Förderung kann kreativ hemmend sein. Die Förderung der Existenzgründungen (Labels, Produzenten, Verlage) innerhalb der Musikbranche ist eine andere Sache. Dort sollten die Initiativen und der Staat ansetzen. Dort haben beide Know-how und Erfahrungen. Dort wird Hilfe benötigt. Aber lasst den Musiker an sich in Frieden. Ruhen und spielen. Das hat etwas mit Ehrgeiz und Idealismus zu tun. Nicht mit Geld.

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