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Theo Geißler. Gemälde von Anneliese von Markreither. Foto: Theo Geißler

Theo Geißler. Gemälde von Anneliese von Markreither. Foto: Theo Geißler

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Theos Kurzschluss: Das Allerneueste: Wie mich einmal mein Enkel reizte, dank künstlicher Intelligenz die allerneuesten Nachrichten aus dem Internet zu sammeln

Vorspann / Teaser

Ach, liebe Leserinnen und Leser, jahrzehntelang habe ich Sie mit allerlei Döntjes und Fantastereien aus den kalkigen Abgründen meiner Hirnlappen gelangweilt. Erst kürzlich lästerte mein Enkel, ich solle die vermutlich sehr wenigen Leser meines Gefasels nicht dauernd mit möchtegernbelehrendem, moralinsaurem elend verquastem Altdeutsch-Gewäsch abschrecken. „Nimm Dir ein Beispiel an den tollen aktuellen Nachrichten, die künstliche Intelligenz völlig kostenlos täglich ins Netz stellt. Du wirst Love-Storms auslösen.“ Naja, diese „Informationen“ sind bislang nur zusammengestoppeltes geistiges Raubgut milliardenschwerer Tech-Konzerne. Aber weil unsere Zeitschrift mittlerweile ja auch die entlegensten kulturstreifenden Inhalte thematisiert, nahm ich das Angebot meines munteren Enkels, aus den (un-)genannten KI-Quellen mal ein wirklich spannendes „Allerneuestes“ (gegen Bezahlung einer Bahncard zweiter Klasse) zusammenzustellen, mitleidig und ein wenig beleidigt an. Es folgen also alterstypisch kurze, leicht verständliche hochaktuelle KI-Meldungen aus den Interessenfeldern meines Enkels. Bin auf Ihre Reaktion gespannt. Et respice finem …

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Astronomie

Im Dezember 2026 steht Uranus in Opposition, ist fast die ganze Nacht sichtbar und lässt sich mit einem Fernglas als kleines Scheibchen erkennen. Die Erde durchquerte 2025 besonders dichte Staubströme der Tauriden, weshalb vermehrt helle Feuerkugeln am Himmel auftraten. Mehrere Kometen, darunter C/2025 K1 (ATLAS), erreichen im Herbst 2025 Sonne und Erde mit Einschlags-Gefahr. Online-Dienste bieten inzwischen minutengenaue Vorhersagen für ISS- und Starlink-Überflüge, was spontane Beobachtungen stark erleichtert. Viele Profi- und Amateursternwarten planen Sonderführungen zu den Meteorströmen im November, um Einsteiger für Himmelsbeobachtung zu gewinnen: ein Projekt der katholischen Kirche. Künftige Großteleskope am Boden sollen so empfindlich sein, dass sie Merkmale möglicher erdähnlicher Exoplaneten direkt untersuchen können. Verbesserte Himmelsüberwachungsprogramme werden immer häufiger kleine Asteroiden entdecken, bevor diese als helle Feuerbälle in der Atmosphäre verglühen. Oder wie Bomben auf der Erde einschlagen. Astronomische Gemeinschaftsprojekte zwischen Profis und Hobbyastronomen könnten bald Standard werden, um durch KI arbeitslos Gewordenen etwas Abwechslung und Lebenssinn zu bieten.

Film

2026 soll ein Realfilm zu „Minecraft“ in die Kinos kommen, der die pixelige Spielwelt in eine lebensnah-grausige Abenteuergeschichte um eine junge Heldin und den Ender-Drachen verwandelt.

Streamingdienste setzen die Welle von Videospielverfilmungen fort und arbeiten an möglichst blutigen Projekten zu Marken wie „Gears of War“. Erfolgreiche Spieleverfilmungen der letzten Jahre haben Studios ermutigt, mehr Geld in hochwertige AI-Effekte zu stecken. Nach dem Erfolg von Verfilmungen wie „The Last of Us“ dürften weitere Serien auf Story-lastigen Games basieren, statt nur klassische Actionfilme zu werden. Interaktive Filme, bei denen Zuschauer im Stream Entscheidungen treffen, könnten mit bekannten Spielmarken kombiniert werden. Kooperationen zwischen Spieleentwicklern und Filmteams bereits in der Konzeptphase eines Spiels werden wahrscheinlicher, um spätere Verfilmungen zu erleichtern. Erfolgreiche Game-Verfilmungen könnten wiederum neue Spiele im gleichen Universum anstoßen, wodurch Film und Game sich gegenseitig bewerben.

Musik

Große Pop- und Rocktourneen nutzen 2026 immer häufiger milliardenteure AR- und LED-Technik, um virtuelle Bühnenwelten zu erschaffen. Musikplattformen testen zunehmend KI-gestützte Empfehlungen, die komplette Stimmungen und Aktivitäten statt nur Genres berücksichtigen. Viele Festivals kombinieren klassische Live-Bühnen mit Gaming- oder Technikzonen, um ein jüngeres Publikum anzusprechen. KI-Werkzeuge zur Musikproduktion dürften in den nächsten Jahren so synthetisch verbreitet sein. Virtuelle Avatare von Künstlerinnen und Künstlern könnten vermehrt auf Online-Bühnen auftreten, während die realen Personen im Hintergrund bleiben. Personalisierte „Mix“-Konzerte, bei denen Fans vorab Wunsch-Sets einreichen, könnten als Hybrid aus Konzert und Fan-Abstimmung entstehen. Labels werden wohl stärker auf Soundtracks für Games und Streaming-Serien setzen, weil diese ein beständiges Publikum binden. Regionale Szenen könnten durch günstige Online-Tools wieder sichtbarer werden, weil professionelle Produktionen auch ohne großes Studio möglich sind.

Technik

Viele Länder investieren massiv in Rechenzentren und Glasfaser, um die steigende Datenmenge für KI und Cloud-Dienste zu bewältigen. Smarte Brillen der nächsten Generation könnten Benachrichtigungen und Navigation dezent ins Sichtfeld einblenden und das Smartphone teilweise ersetzen. Flexible oder transparente Displays könnten in Alltagsgeräte wie Kühlschränke und Fenster integriert werden. Spekulativ: Service-Roboter für einfache Aufgaben in Hotels und Pflegeheimen werden realistischer, sobald Kosten weiter sinken.

Quantencomputer

Für 2026 werden wichtige Fortschritte bei der Quantenfehlerkorrektur erwartet, etwa effizientere Oberflächen-Codes und QLDPC-Codes. Solche Verbesserungen sollen dazu führen, dass logische Qubits mit weniger physikalischen Qubits auskommen und Systeme besser skalieren. Ihre Geschwindigkeit steigt auf das Billionenfache. In Deutschland und Europa fließen Milliardenbeträge in Quantenforschung, etwa in Ionenfallen-Technologie und neue Forschungsbauten.

Computerspiele

Kooperationen zwischen Raumfahrt und Gaming/Film werden wahrscheinlicher, etwa durch Live-Übertragungen von Missionen in VR-Umgebungen. Neue Spiele setzen häufig auf Pseudo-Live-Events mit finalen »erotischen« Komponenten. Immer mehr Spiele werden Crossplay bieten, damit Konsolen- und PC-Spieler gemeinsam spielen können. Games mit Fokus auf Kooperation statt Wettbewerb könnten zunehmen, weil viele Spieler gemeinsame Erlebnisse bevorzugen. Computergaming wird Schulfach anstelle von Deutsch, Musik, Kunst, Sport und Biologie. 

So weit einige wohl typische KI-Nachrichten. Mein Enkel hat sie bereits Weihnachten 2023 für mich aus dem Web geholt. Ein frohes Fest wünscht: Theo Geißler.

Theo Geißler ist Herausgeber von Politik & Kultur