„Es gibt so viel Neues!“ So kündigte Sir Simon Rattle die kommende Spielzeit der Berliner Philharmoniker an – genauer: der „Stiftung Berliner Philharmoniker“, wobei die Programme des Orchesters selbst nurmehr weit weniger als die Hälfte des gesamten Angebots dieser Stiftung ausmachen. Blättert man die voluminöse Vorschau durch und lässt die bisweilen unsinnig pompösen Einführungen hinter sich (im Education-Programm „lernen auch Erwachsene die unvergleichliche Faszination der Musik kennen...“), so ist man jedoch mit einer wahrhaft universalen Vielfalt von Musikpräsentation konfrontiert.
Wer es nicht schon wusste, der erfährt es jetzt – bei den Berliner Philis handelt es sich um eine Institution von Welt: Rattle weist darauf hin, dass dieses Weltklasse-Orchester mit inzwischen 25 Nationalitäten zum Weltorchester avanciert ist, in dessen Konzerten Gustav Mahlers weltumspannende Werke wieder einen Schwerpunkt bilden; für Oktober ist die Uraufführung von Jonathan Harveys „Weltethos“ für Sprecher, Chor, Kinderchor und Orchester, mit vom Theologen Hans Küng zusammengestellten Texten, vorgesehen. Ferner annoncieren die Blechbläser ein „Weltreise“ betiteltes Programm, Liederabende sind der Welt der Vokalmusik zugeordnet, und an vier Abenden, teils mit, teils ohne Mitwirkung von Philharmonikern, wird in der Reihe „Unterwegs – Weltmusik mit Roger Willemsen“ Exotisches zu hören sein, wie man es in Berlin zu Zeiten des Internationalen Instituts für traditionelle Musik einst regelmäßig erleben konnte.
Zu alledem sind die Berliner Philharmoniker seit zwei Jahren über die Digital Concert Hall weltweit zu Hause, nämlich „24 Stunden am Tag weltweit zu erleben“.
Live übertragen werden 30 Orchesterkonzerte pro Spielzeit und daran nehmen per Internet derzeit schon über 5.000 Abonnenten teil. Selbstverständlich kann man jetzt auch auf Facebook zu den Berliner Philharmonikern stoßen, 200.000 Fans (aus aller Welt, versteht sich!) sind bereits registriert – beachtlich immerhin für eine Klassik-Gruppe!
Weltumspannende Formate
Zu all diesen weltumspannenden Formaten kommen freilich lokale hinzu, viel Kammermusik mit Ensembles der unterschiedlichsten Besetzungen, darunter ein Abend zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen, erstmals fünf aparte „Late Night“-Programme unter der Leitung des Chefdirigenten mit Musik zwischen den Genres (u.a. Berio, Weill, Ligeti, Dallapiccola), eine Filmreihe „Musik bewegt Bilder“, Recitals an der Karl-Schuke-Orgel, nicht zu vergessen die Präsentationen des Education-Programms und die Lunchkonzerte an jedem Dienstagmittag, zu denen für zumeist intime Kammermusik zum Nulltarif jeweils bis zu 1000 Zuhörer das große Foyer der Philharmonie besetzen.
Aber wie bereits erwähnt: Orchesterkonzerte veranstalten die Berliner Philharmoniker weiterhin und nehmen dabei gelegentlich auch Jugendorchester der Spitzenklasse unter ihre Fittiche. Apropos – mit besonderer Spannung zu erwarten ist im Oktober die Aufführung von Bruckners Neunter, erstmals mit dem kürzlich vervollständigten 4. Satz, durch das Bundesjugendorchester, dirigiert von Sir Simon Rattle.