Die B.A.ROCK (Bundesarbeitsgemeinschaft der Musikinitiativen e.V.) hatte zusammen mit dem ABMI/Rock.Büro Süd und dem Deutschen Musikrat die Diskussion über die Popmusikförderung in Gang gebracht. In Germering wurde dieses Thema nun vom 16. bis 18. November in diversen Foren und unter Beteiligung von Vertretern aus Politik und Wirtschaft problematisiert.
Die B.A.ROCK (Bundesarbeitsgemeinschaft der Musikinitiativen e.V.) hatte zusammen mit dem ABMI/Rock.Büro Süd und dem Deutschen Musikrat die Diskussion über die Popmusikförderung in Gang gebracht. In Germering wurde dieses Thema nun vom 16. bis 18. November in diversen Foren und unter Beteiligung von Vertretern aus Politik und Wirtschaft problematisiert.Einerseits sollte der Wirtschaft die Zuverlässigkeit der Musikszene als potenzieller Werbeträger dargestellt werden. Denn da die Professionalisierung im Musikbereich bereits vonstatten ging, könnten Werbekonzepte mit dieser Szene als Partner billiger sein als herkömmliche Agenturwerbung. Andererseits setzte man sich zum Ziel, die Zusammenarbeit mit öffentlichen Förderern zu suchen, Netzwerkknoten auf Bundes-, Länder-, regionaler und kommunaler Ebene zu schaffen. Damit verbunden richtete sich der Appell an die Politik, die Musikindustrie endlich flächendeckend in die Wirtschaftsförderung zu integrieren. Während im Bereich der Sportförderung teilweise hohe zweistellige Millionenbeträge zur Verfügung gestellt werden, sieht es im Popularmusiksegment eher spärlich aus. So muss der Bayerische Rockintendant Bernd Schweinar mit 190.000 Mark pro Jahr haushalten, davon Personalkosten bestreiten und jedes Jahr um das Überleben seines Popförderprojektes ABMI/Rock.Büro Süd bangen. Schweinar führte das Beispiel Holland an, das den Musikförderern jährlich drei Millionen Gulden zur Verfügung stellt. Diese Bestandsaufnahme bildete das Grundgerüst der eröffnenden Pressekonferenz. Moderiert von nmz-Herausgeber Theo Geißler, erläuterten Bernd Schweinar, Lothar Surey (Geschäftsführer B.A.ROCK), Birgit Ziesche (Volkswagen Sound Foundation), Jörg Riedlbauer (Bayerischer Musikrat) und Staatssekretär Karl Freller die Lage der Popmusikförderung in Deutschland und die Hoffnungen, die sie in die konstruktive Diskussion in Germering setzten. Staatssekretär Freller machte deutlich, dass er hinter der staatlichen Rock/Popförderung stehe, das Problem bestünde allerdings in einer fehlenden parlamentarischen Mehrheit.Bernd Schweinar gab einen kurzen Rückblick auf seine Arbeit mit dem Rock.Büro Süd, das die höchsten Sponsorengelder aller bayerischen Musikvereine vorweisen kann. Er verwies noch einmal auf die Projektproblematik, die alljährlich Unsicherheit unter den Rockfunktionären hervorrufe, da die Zusicherung der nötigen Gelder jedesmal zum Drahtseilakt werde und manche Mitarbeiter zwinge, „irgendwann wieder Taxi zu fahren, während das Know-how des Einzelnen brach liegt“. Das Problem aller anwesenden Musikförderer scheint das Gleiche zu sein: Es fehlen staatliche Subventionen, um Strukturen der Förderung aufrechtzuerhalten und eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu gewährleisten. Eine Tatsache, die verhindert, dass seitens der Industrie das nötige Vertrauen in eine Popmusikförderungs-Investition aufgebaut wird. Industriell geförderte Popmusik, wie etwa die Itzehoer Versicherung seit zehn Jahren mit dem John Lennon Talent Award betreiben oder die Volkswagen Sound Foundation unter anderem mit dem Tourfactory Projekt, sind in Deutschland eher die Ausnahme, was die Zusammenarbeit zwischen Industrieförderern und Popmusik betrifft. Wobei Jens Klopp (Itzehoer Versicherungen) und Birgit Ziesche (Volkswagen Sound Foundation) auf diversen Panels betonten, dass mit ihren jeweiligen Projekten nur die Rahmenbedingungen zur Popförderung und Beratung geschaffen werden könnten, nicht aber die Funktion der Staatsförderung erfüllt werden kann.
Der Vertrauensfrage im Bundestag zum Trotz ließ es sich der Staatsminister für Kultur Julian Nida-Rümelin nicht nehmen, am Samstag zusammen mit Lothar Surey (B.A. ROCK), Karl-Jürgen Kemmelmeyer (Deutscher Musikrat) und Dirk Hewig (Bayr. Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) die Popmusikförderung offen und konstruktiv zu diskutieren. Man forderte die Politik auf, die Musikbranche, die mittlerweile einen nicht unerheblichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, endlich als förderwürdig zu betrachten. Nida-Rümelin konnte innerhalb des Diskussionsforums davon überzeugt werden, dass die Rock/Pop-Förderung einer ähnlichen Förderung bedarf wie die E-Musik. Verwies dieser anfangs noch auf die Problematik, dass der Bund Kultur nicht fördern dürfe, sondern dies Ländersache sei, konnte man sich am Ende des Forums wenigstens auf ein künftiges Miteinander einigen, in das der Staatsminister mit einbezogen sein wird. Ein kleiner Schritt für die Popmusikförderer, ein großer Schritt für die Kommunikation zwischen Popmusik und Politik. Fortsetzung folgt. Hoffentlich.