Meeresbiologin wollte sie werden, Alex Hepburn, die Schottin, die in Frankreich aufwuchs und in London lebt. „Na ja“, wiegelt sie ab, „Meeresbiologin ist etwas übertrieben, aber das Meer übte schon immer eine große Faszination auf mich aus.“ Und man muss dankbar sein, dass diese Stimme nun mehr den Menschen als den Delfinen zu Gute kommt. Denn letztendlich setzte sich der stets vorhandene Wunsch Musikerin zu werden bei Alex Hepburn durch.
„Wobei ich als Kind sehr schüchtern war, was überhaupt nicht zur Musikerkarriere im Rampenlicht passt“, ergänzt sie. „Together Alone“, ihr Debütalbum, ist jedoch gar kein Rampenlicht-Album. Man kann es sehr gut alleine hören. Im Keller. Sich tragen lassen von Alex Hepburns brummender Soulstimme, die jedem Song Spannung und ein Alleinstellungsmerkmal beschert, aber auch tief liegende Musikwurzeln offenbart. „Wenn man so möchte, haben meine Eltern einen großen Anteil an meiner musikalischen Grundausstattung. Zu Hause liefen oft Songs von Bob Dylan, Creedence Clearwater Revival, Rod Stewart oder den Rolling Stones. Die anderen Kinder schauten mich deswegen oft schief an, aber im Endeffekt liegen hier die Wurzeln, warum meine Musik und meine Stimme so sind wie sie sind.“ Vor allem die Stimme ist es, die „Together Alone“ so bemerkenswert macht, den Hörer ins Geschehen zieht. Wieder mal ein spezielle, besondere Stimme.
Alex Hepburn sieht das eher bodenständig. „Ich selbst würde meine Stimme nicht wirklich als speziell bezeichnen. So habe ich das nie gesehen. Ich habe immer hart an meiner Musik gearbeitet und die Anerkennung, die ich nun erhalte, ist das Ergebnis dieser gesamten harten Arbeit. Dass das nur meiner Stimme zu verdanken ist, wäre wohl zu kurz gedacht.“
Richtig. Schließlich ist ganz nebenbei das Songwriting nicht zu verachten. Großartig, der Einstieg ins Album. „Miss Misery“ heißt der Eingang ins Hepburn-Universum. Hier verliebt man sich. Oder eben nicht. „Ich habe den Song bewusst an die erste Stelle gesetzt“, erzählt sie, „denn hier geht es um den Wendepunkt in deinem Leben.
Eine Zeitlang läuft alles wunderbar, aber dann kommt ‚Miss Misery‘ daher und alles dreht sich um 360 Grad.“ Dementsprechend sarkastisch ist der Song arrangiert. Im seichten Tempo, anmutig gemächlich, aber aufhetzend. Textlich hart, aber spöttisch.
„Bei den Texten arbeite ich gerne alleine. Musikalisch habe ich kein Problem mit verschiedenen Leuten zusammenzuarbeiten. Aber meine Texte, die kommen von mir, sind mein Leben. Deshalb kommt gerade in ‚Miss Misery‘ meine Art zu texten gut zum Tragen. Sarkastisch, britisch und trotzdem humorvoll.“ Ein Haltung, die sie im Song „Two Point Four“ durchzieht. „Durchschnitt“ lautet das Thema. „Ich stelle zur Diskussion, ob man so durchschnittlich bleiben möchte wie man ist oder lieber doch den Durchschnitt verlassen möchte“, grinst sie ziemlich unverschämt und fügt an: „Britischer Humor!“
Und so raunen die Akustikgitarren im Song eher höhnisch, denn lieblich. Aber es passt einfach. Emotionale Stimme trifft adäquates Songwriting. Schottische Französin textet britischen Sarkasmus. Voilà und Cheerio!