„Die europäischen Länder bewegen sich aufeinander zu. Sie bringen in die wachsende Gemeinsamkeit eine Vielfalt und einen Reichtum an Kultur ein, unabhängig von ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen Verfassung. In der Kultur, besonders in der Musik, liegt eines der starken Potenziale für die europäische Zukunft.“ Dieses Grußwort für den Europäischen Musiksommer Berlin 2002 stammt nicht von einem Staatsmann, sondern von einem Musiker: von Maxim Vengerov. Im europäischen Einigungsprozess sind Künstler manchmal sogar die besseren Diplomaten. Der russische Stargeiger weiß, warum die deutsche Hauptstadt der geeignete Ort für ein solches Jugendorchestertreffen ist: „Die junge Generation trifft sich in Berlin, das einst ein Sinnbild für die Spaltung Europas war und heute im Brennpunkt der deutschen und europäischen Vereinigung steht.“ Der heute in Saarbrücken lehrende Vengerov wird im August mit einem Orchester gastieren, das diesen Einigungsprozess beispielhaft vorführt, spielen doch im SaarLorLux-Kammerorchester junge Musiker aus einst verfeindeten Regionen, dem Saarland, aus Lothringen sowie Luxemburg, harmonisch und produktiv zusammen.
„Die europäischen Länder bewegen sich aufeinander zu. Sie bringen in die wachsende Gemeinsamkeit eine Vielfalt und einen Reichtum an Kultur ein, unabhängig von ihrer gegenwärtigen wirtschaftlichen Verfassung. In der Kultur, besonders in der Musik, liegt eines der starken Potenziale für die europäische Zukunft.“ Dieses Grußwort für den Europäischen Musiksommer Berlin 2002 stammt nicht von einem Staatsmann, sondern von einem Musiker: von Maxim Vengerov. Im europäischen Einigungsprozess sind Künstler manchmal sogar die besseren Diplomaten. Der russische Stargeiger weiß, warum die deutsche Hauptstadt der geeignete Ort für ein solches Jugendorchestertreffen ist: „Die junge Generation trifft sich in Berlin, das einst ein Sinnbild für die Spaltung Europas war und heute im Brennpunkt der deutschen und europäischen Vereinigung steht.“ Der heute in Saarbrücken lehrende Vengerov wird im August mit einem Orchester gastieren, das diesen Einigungsprozess beispielhaft vorführt, spielen doch im SaarLorLux-Kammerorchester junge Musiker aus einst verfeindeten Regionen, dem Saarland, aus Lothringen sowie Luxemburg, harmonisch und produktiv zusammen.Das jetzt zum dritten Mal durchgeführte Festival versteht sich im Politischen wie im Künstlerischen als Wegbereiter, als Avantgardist, und führt damit das Vorjahresmotto „Öffnungen – Grenzerweiterungen“ fort. Die Gäste dieses Sommers stammen nicht zuletzt aus solchen Ländern, deren Mitgliedschaft in der Europäischen Union noch unsicher ist. Wenn gerade das Symphonieorchester des Staatskonservatoriums Ankara den Auftakt macht, erinnert dies aber nicht nur an den Wartestand der Türkei im europäischen Einigungsprozess, sondern auch an Paul Hindemith und Eduard Zuckmayer, die in den 30er-Jahren in Ankara unterrichteten und von dort aus das türkische Musikleben im europäischen Sinne reformierten. Umgekehrt ist Berlin heute nach seiner Einwohnerzahl die zweitgrößte „türkische Stadt“ hinter Istanbul.Mit Lettland, Estland, Litauen und der Ukraine sind weitere Staaten Osteuropas durch ihre Jugendorchester vertreten. Sie haben nach 1989 die politische Unabhängigkeit von der Sowjetunion errungen, wobei die Eigenständigkeit von Sprache und Kultur eine wesentliche Rolle spielte. Thomas Roth, zuletzt Moskau-Korrespondent der ARD, erwähnte auf der Pressekonferenz die mit dieser Loslösung verbundenen wirtschaftlichen Probleme. Obwohl viele Musiker an die Armutsgrenze herabsanken, könne die Kunst manche Probleme überbrücken. Roth, demnächst Leiter des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin, hat denn auch gerne die Patenschaft für das Symphonieorchester der Litauischen Musikakademie übernommen. Kein Geringerer als David Geringas wird der Solist sein, wenn dieses Orchester am 11. August ein neues Cellokonzert des Litauers Anatolijus Senderovas zur Uraufführung bringt.
Dass die fünfzehn jeweils von einem prominenten Paten präsentierten Orchester (auch aus Spanien, Griechenland, Frankreich, Italien, Norwegen, Belgien und Deutschland) neue Werke aus ihrem Land vorstellen, gehört zur Programmatik des Musiksommers. Dabei kommt es zu einem stilistisch wieder sehr breiten Spektrum des Zeitgenössischen. Zur ansehnlichen Reihe von neun Uraufführungen zählt Valentin Silvestrows Symphonie Nr. 6 mit dem Orchester der Tschaikowsky-Musikakademie Kiew, ein Orchesterwerk Eriks Esenvalds mit dem Symphonieorchester der J. Vitols Musikakademie Lettland und „Angor“ von Rolf Urs Ringger mit dem Schweizer Jugend-Symphonie-Orchester. Eine Publikumsjury wird anschließend eines der neuen Werke mit dem Europäischen Komponistenpreis auszeichnen.
Dieter Rexroth, der künstlerische Leiter des Festivals, hat darüber hinaus dafür gesorgt, dass die Klangkörper weitere Werke aus ihrem Kulturbereich zur deutschen Erstaufführung bringen. Das Schleswig-Holstein Musikfestival Orchester tritt trotz seiner internationalen Besetzung mit einem Spanien-Schwerpunkt auf; Cristóbal Halffter dirigiert zwei eigene Werke sowie, mit dem Solisten Homero Francesch, die „Nächte in spanischen Gärten“ von Manuel de Falla. Diese Komposition gehört zu den Klassikern der Musik des 20. Jahrhunderts wie Strawinskys „Feuervogel“, das 1. Klavierkonzert von Dmitri Schostakowitsch, wie die Symphonien von Mahler und Sibelius, Albert Roussels Suite „Bacchus et Ariane“, Olivier Messiaens „Les oiseaux exotiques“ oder Alfred Schnittkes nicht minder anspruchsvolles Concerto Grosso Nr.4. Sie sind Bestandteil eines heute schon den meisten Staaten Europas gemeinsamen Werkkanons. Ganz im Sinne des künftigen Europa verknüpft das Musikprogramm so das Individuelle der jeweiligen Nation mit übergreifenden Werten.
Das mehr denn je von Sparzwängen gebeutelte Berlin, das sogar den Wettbewerb ”Jugend musiziert“ nicht mehr finanzieren kann, profitiert von diesem auf die private Initiative eines Freundeskreises zurückgehende Festival. Neben Partnern aus der Wirtschaft hat sich die Europäische Kommission und der Hauptstadtkulturfond an der Finanzierung beteiligt. Aber auch die Botschaften der einzelnen Länder tragen durch Empfänge zum Gelingen bei. Man darf davon ausgehen, dass das Konzerthaus am Gendarmenmarkt vom 2. bis 18. August wieder ein begehrter Treffpunkt von Musikfreunden aus ganz Europa sein wird.