„WAS“ steht auf der grünen Karte. Ein Denkanstoß, und mehr als das. Wie das „DU“ in Blau und das „SIEHST“ in Rot ist das „WAS“ eine Art Reisepass für eine gruppenweise Unternehmung, die mit Licht und Klängen, mit Bewegung und Innehalten ein gemeinsames Erleben ermöglicht, eine geführte Tour, die sich dem Sehen, dem Hören und allem, was dazwischen liegt, widmet.

„Freispiel“-Finale mit einem Spiel aus Licht und Schatten. Foto: Kathrin Belke/Mozartfest Würzburg
Gemeinsam zu einem Ziel kommen
„GESEHEN_NICHT GESEHEN“ war die Überschrift über dem „Freispiel“, dem Konzertformat der Stipendiatinnen und Stipendiaten des MozartLabors 2024. Was vor einem Jahr in der Sektion Konzertdesign programmatisch angestoßen wurde, kam beim Mozartfest Würzburg 2025 zur Aufführung. Zum ersten Mal setzte ein Planungsteam – Elisa Naufel (Klavier), Hendrik Felske und Rivka Orlitová (Moderation/Organisation), Hannah Otto (Gesang), Melani Skopljakovic (Gitarre) – das eigene Konzept auch künstlerisch um. Das geschah in Kooperation mit dem inn.wien ensemble sowie mit Karsten Prühl (Video/Raum) und Ahmetcan Gökçeer (Live-Elektronik/Videoprojektion).
Auf Gut Wöllried bespielte die Gruppe Hof, Festscheune, Waldterrasse und zwei Kammern des alten Speichers mit (vorwiegend zeitgenössischer) Musik. Dabei brach das Setting den gewohnten klassisch-konzertanten Rahmen auf. Die Beteiligten waren untereinander und mit dem Publikum auf Augenhöhe, die Atmosphäre war ungezwungen, die Sitzordnung erlaubte Blickkontakt, kreuz und quer.
Offene Gestaltung mit enormer Präsenz
Die Dramaturgie dieser „Relaxed Performance“ folgte dem Prinzip einer theatralen Aufführung. Von den drei Akten war der erste jener, der das Publikum mit immersiven Klängen (beispielsweise von Hania Rani oder Philip Glass) in einen regelrechten Sog zog. Zu Beteiligten machte insbesondere der zweite Akt die Gäste. Sie waren eingeladen, zu wandern: von hier nach da und dort. Sie waren aber auch eingeladen, zu bleiben, jedenfalls für eine Weile: im Liegestuhl, auf dem Sofa, auf dem Kissen am Boden. Wer wollte, konnte an einer der Spielstätten die Augen mit einer Schlafmaske bedecken. Der Effekt: stark. Denn auch wenn Sängerin Hannah Otto und Gitarristin Melani Skopljakovic nicht zu sehen waren, wirkte ihre Präsenz doch enorm.
Ungewisse Entstehung
Die jungen Konzertdesignerinnen und -designer wagten ein Spiel mit dem Offensichtlichen und dem Hintergründigen. Lange war die Pianistin nur als Schattenriss zu erkennen, musizierte hinter einer Projektionsfläche, die sich erst am Ende des Konzerts leicht verschob. Beim Andante aus Mozarts Klaviersonate Nr. 4 wurde der Blick auf Elisa Naufel frei. Zuvor hatte das Ensemble in diesem dritten Akt Musik von Roberto Sierra und György Kurtág miteinander verschränkt. Auch hier mit einem Dialog aus Licht und Schatten.
Fruchtbringend war für das „Freispiel“-Team der Brückenschlag zum inn.wien ensemble und insbesondere zur Geigerin Sophie Trobos. Die Konzertdesignerin konnte der Gruppe im Frühjahr einen entscheidenden Schub geben. Es hatte im Projektverlauf eine unvermittelte Zäsur gegeben. Scheitern aber war keine Option. Es gab den unbedingten Willen, gemeinsam zu einem Ziel zu kommen. Mit der neuen Leitung fand die Gruppe die richtigen Antworten – konzeptionell und musikalisch. Chapeau!
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