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Mostly People Do The Killing. Foto: Ssirus W. Pakzad
Mostly People Do The Killing. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Grüße aus Pennsylvania – Zum Auftakt des 6. BMW Welt Jazz Awards gastierte Mostly Other People Do The Killing

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Ob die Jungs schon mal im Fokus der Homeland Security standen? Schließlich nennen sie sich „Mostly Other People Do The Killing“ und wurden in der Presse auch gerne mal als „terroristische Bebopper“ bezeichnet. Ausreisen aus New York durften sie jedenfalls unbehelligt. Aber wie steht´s mit der Wiedereinreise in die USA? An einem kalten Hochnebel-Morgen trieb das Quartett um Bassist und Bandleader Moppa Elliott allen Zuhörern zum Auftakt des 6. BMW Welt Jazz Awards alle Sonntagsträgheit aus.

„Sense of Humour“ ist der sechste Durchlauf des BMW Welt Jazz Awards überschrieben – und „Mostly Other People Do The Killing“ wurden dem Motto des hochdotierten Wettbewerbs gerecht. Oft sind Bassist Moppa Elliott, Trompeter Peter Evans, Saxofonist Jon Irabagon und Schlagzeuger Kevin Shea missverstanden worden. Man unterstellte den vier Musikern, sie würden sich auf respektlose Weise mit der Jazzgeschichte auseinander setzen. Belege dafür machten manche Kritiker in den Liner Notes eines gewissen Leonardo Featherweight (eine Anspielung auf den verstorbenen Großkritiker Leonard Feather), den nachgestellten Covers diverser Jazz-Klassiker, aber auch in den aberwitzigen, fast comichaft überzeichneten musikalischen Elementen aus.

Moppa Elliott, Komponist, Bassist und Bandleader des Quartetts, das sich nach einem unrühmlichen Ausspruch des Physikers und Theremin-Erfinders Leon Theremin benannte, sah einfach keinen Sinn darin, die Errungenschaften seiner Lieblingsmusik eins-zu-eins nachzubeten. Er und seine Mitmusiker zitieren also meist mit einem Augenzwinkern und manchmal auch mit dem Holzhammer. Sie pflegen die gnadenlose Übertreibung. Im wie immer knallvollen Doppelkegel der BMW Welt zeigte sich allerdings, wie konsequent und unverschämt virtuos die Gruppe mit Versatzstücken aus mehr als einem Jahrhundert Jazzgeschichte arbeitet und daraus längst einen Sound gebaut hat, den man nach zwei Takten erkennt. Die Art, wie hier mit melodischem Material umgegangen wird, wie die Bläserstimmern gesetzt sind, wie das Tempo anzieht und gedrosselt wird, wie aus Form Freiheit entsteht, besitzt etwas ganz Eigenes. Schade nur, dass die vielen Wechsel, die rasanten Übergänge und die Strukturen des Konzerts im mäßigen Sound etwas untergingen. Saxofonist Jon Irabagon war oft nur schwer zu hören, da der Duracell-Schlagzeuger Kevin Shea im Hintergrund mächtig und ohne Rücksicht auf Verluste rumorte und Trompeter Peter Evans strahlend hell intonierte.

Die Stücke, die Mostly Other People Do The Killing einem teilweise begeisterten, teilweise entgeisterten Publikum kredenzte, waren übrigens allesamt Käffern in Pennsylvania gewidmet, dem US-amerikanischen Bundesland, aus dem Moppa Elliott stammt. Sollten die Portraits dieser Nester, die zum Teil nicht einmal auf Karten eingezeichnet sind, wirklich einigermaßen repräsentativ sein, dann nichts wie hin nach „Turkey Foot Corner“, „Zelienople“, „Spry“ oder „King Of Prussia“ – denn da scheint der Bär los zu sein.

Am 26.2. geht es in der BMW Welt weiter. Diesmal soll „Farmer´s Market“, die Band des norwegischen Multi-Instrumentalisten Stian Carstenesen zeigen, wie viel Humor sie hat.

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