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La Triviata. Pressefoto
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LaTriviata – improvisiertes Musiktheater aus München: eine Veroperung im Künstlerhaus

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Wer hat schon jemals eine Oper auf ein Libretto aus der Springer-BILD erlebt, einen direkt und live und spontan vom Publikum im Saal erwählten Text, musikalisiert als frei improvisierten Mix aus Puccini, Kurt Weill, Donizetti, Verdi, Alban Berg, wer ist dabei mozärtlich und Neue Musik verhöhnend, mit der Warnung konfrontiert worden, „wenn jemand auf mein Grundstück kommt, dann knallts“?

Inmitten der Mitte von München lässt solches sich erleben, in enger Nachbarschaft zu all den Amüsieretablissements, den Party-Meilen und Power-Clubs, nah am Herzen und ganz im Zentrum des Münchner Künstlerhauses am Lenbachplatz. Jener Institution für „Kunst, Genuss und Kultur“, die unter diesem Leitmotiv Konzerte, Vorträge, Kabarett, Theater, Feste, Kunstausstellungen anbietet, Firmenevents, Film-, Literatur-und-Musikabende. Ohne sich dabei in den letzten Jahrzehnten je ein klares Image mit Profil erspielt zu haben, ein deutlich intellektuelles, künstlerisches, gastronomisches. Was trotz aller Erfolge der Geschäftsführung eher traurig ist.

Denn das von Prinzregent Luitpold von Bayern um die Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert nach einem Entwurf des München (mit)-prägenden Architekten Gabriel von Seidl errichtete diffizildominante klassizistische Gebäude versteht sich immer noch als Hort der Festkultur. Die allerdings irgendwo zwischen Bürgertum und Spießerglückseligkeit hin und her pendelt. Leider. Da könnte ein Veroperungsabend aufhelfen. Denn laTriviata hatte angekündigt, das Künstlerhaus zu eropern.

Das klassisch unterfütterte Ensemble aus München begeistert seit 2002 deutschlandweit und regelmäßig nach Art eines gewagten Spagats zwischen Kitsch und Kunst mit improvisierten, gewissermaßen aus dem Stegreif entstandenen Opern. Da die Gattung Improvisationstheater einen überschaubaren Boom erlebt zwischen Keller- und-Stadttheater, liegt die Idee mit der Oper logisch am Entwicklungsstrang. LaTriviata sucht aber nicht die Lücke. Das Ensemble huldigt dem wunderbaren Ansatz, all dem Spielerischen in uns allen zur Aktion zu verhelfen. Entsprechend fällt dann das Ergebnis aus – je nach Input der zahlenden Gäste. Da wird dann Trauerverarbeitung für ein zu bedauerndes Erlebnis aus dem Publikum angeboten, da wird Gossensprache thematisiert zur allerhöchsten Gästegaudi, schließlich gospelt es wild durch die Gegend. In echt bewundernswert ist die Reaktionsgeschwindigkeit, die Intelligenz, die Musikalität der an diesem Abend vier Protagonisten samt dem Orchester – dem fulminanten Pianisten. Wie die barocke, neotonale und schräge Versatzstücke komprimieren, dramatisieren, in Trauer und jubilierende Freud(e) jeweils ummodellieren, das ist wahrhaft bemerkenswert. Und wie sie sich mit kontinuierlich zunehmender Publikumsbegeisterung selbst in ständig sich steigernde eigene Leistung hinauf powern, das ist jenseits jeder Norm. So wird nachvollziehbar, wo all die zahlreichen Preise und Auszeichnungen der letzten Jahre herkommen.

Lassen sie sich (v)eropern - von der Improvisationsoper aus München!

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