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Meister und Meisterschüler lernen voneinander

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Chamber Music Connects the World – eine nachahmenswerte Institution in Kronberg
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Das Festival war vor allem ein gewaltiges Arbeitstreffen. Werkauswahl, Vorspiel, Auswahl der Meisterschüler für das gemeinsame Arbeiten und Musizieren mit den Meisterinterpreten, hier kurz „Juniors“ und „Seniors“ genannt, standen am Beginn. In einer zweiten Phase wurden die ausgesuchten Stücke intensiv durchgenommen, wobei man darauf achtete, dass eine möglichst hohe Zahl der „Juniors“ mit möglichst vielen „Seniors“ wenigstens einmal zusammenkommen konnte. Die Schlussphase des Kurses bestand aus öffentlichen Endproben und anschließenden öffentlichen Konzerten, die zum Teil vom Rundfunk aufgezeichnet wurden.

Am Anfang war das Cello. Der Cellist Raimund Trenkler installierte im malerischen Taunusstädtchen Kronberg ein Cello-Festival. Man gedachte des zwanzigsten Todestages von Pablo Casals, die Musiker des Cellissimo-Ensembles um Raimund Trenkler begrüßten zahlreiche prominente Kollegen aus aller Welt, im Jahre 1993 gründete man die Internationale Kammermusik-Akademie Kronberg, die sich der Förderung hochbegabter junger Musiker verpflichtete. Von da an mäanderte Trenklers Cello-Initiative wie ein großer Fluss. Die Akademie erhielt einen englischen Titel, Meisterkurse, Festivals, Austausch-und Förderprogramme wechselten einander ab, im vergangenen Jahr lief schon das 4.Cello-Festival. Jetzt trafen sich Meister- interpreten und Meisterschüler zu einem elftägigen Kammermusik-Festival. Das Festival war vor allem ein gewaltiges Arbeitstreffen. Werkauswahl, Vorspiel, Auswahl der Meisterschüler für das gemeinsame Arbeiten und Musizieren mit den Meisterinterpreten, hier kurz „Juniors“ und „Seniors“ genannt, standen am Beginn. In einer zweiten Phase wurden die ausgesuchten Stücke intensiv durchgenommen, wobei man darauf achtete, dass eine möglichst hohe Zahl der „Juniors“ mit möglichst vielen „Seniors“ wenigstens einmal zusammenkommen konnte. Die Schlussphase des Kurses bestand aus öffentlichen Endproben und anschließenden öffentlichen Konzerten, die zum Teil vom Rundfunk aufgezeichnet wurden. class="bild">Boris Pergamenschikow bei einer Probe. Foto: Charlotte Oswald

Die Namen der „Meister“ waren: Gidon Kremer und Pierre Amoyal (Violine), Yuri Bashmet (Viola), Boris Pergamenschikow (Cello) und Eugene Istomin (Pianoforte). Die auserwählten Meisterschüler hießen: Tanja Becker-Bender, Eva Bindere, Oscar Ruben Bohórquez, Mirijam Contzen, Friedemann Eichhorn, Eliszabeth Ann Larson, Elena Revitch, Stephan Yakovich und Yamei Yu - alle Violine. Dann die Bratscher: Guy Ben-Ziony, Boris Faust, Anna Lewis, Nina Macharadze, Ula Ulijona, Simone Püschel. Als Cellisten kamen: Thomas Carroll, Niklas Eppinger, Sebastian Hess, Gavriel Lipkind, Marta Sudraba und Tatjana Vassilieva. Grigori Katz war als Kontrabassist ausgewählt.

Die Werke, mit denen man sich beschäftigte, stammten von Bach (1x), Beethoven (2x), Brahms (4x), Ernst von Dohnányi (1x), George Enescu (1x), Mozart (1x), Schnittke (2x), Schönberg (1x), Schostakowitsch (3x), Schubert, Spohr und Tschaikowsky (je 1x). Avantgardistisch kann man diese Auswahl sicher nicht nennen. Die Entscheidung für Schnittke, Schostakowitsch und Enescu verrät den Einfluss von Gidon Kremer auf das Programm.

Man sollte die Werkauswahl aber nicht an die erste Stelle der Bewertung setzen. Das Wichtigste dieses Kammermusikfestivals, das mit seinem Titel „Chamber Music Connects the World“ leicht pathetisch-brüderlich auf die weltumspannende Aufgabe der Musik verweist, war zweifellos die intensive Arbeit an den Werken. Dass die „Seniors“ die Einstudierungen nicht nur überwachten, sondern sich aktiv an ihnen beteiligten, darf man als besonderen Wert der Veranstaltung betrachten. Es kam häufiger vor, dass die „Schüler“ ihren „Lehrern“ beim genauen Notenlesen eine Belehrung erteilen mussten. Wer die vielen Proben besuchte, konnte einen bemerkenswert hohen Spielstandard der jungen Musiker feststellen. Spannend war zu verfolgen, wie speziell im größeren Ensemble sich allmählich die unterschiedlichen Spielweisen und Klangprofile der einzelnen Instrumentalisten annäherten. Ein entsprechend ideales Niveau in der Verschmelzung ist natürlich bei einem Streichtrio eher zu erzielen als in einer kammermusikalischen Besetzung oder in einem Streichoktett.

Das „Chamber Music Connects the World“-Festival soll künftig alle zwei Jahre stattfinden. Für die Qualifizierung und Weiterbildung hochbegabter junger Musiker ist die Form dieses „Mit-Meistern-Musizierens“ ohne Frage ideal. Die Kronberger Akademie hat hier sicher eine wegweisende Institution geschaffen.

 

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