Dass Ludwig van Beethovens Symphonik am Beginn des dritten Jahrtausends zuweilen als die wirklich neue Musik unter all der Neuen Musik wahrgenommen werden kann, liegt zum einen an der Befolgung des legendären Mauricio-Kagel-Diktums, Beethoven so lange ruhen zu lassen, bis all das Neue durch Ohr und Hirn und Herz durch ist. Und dann Raum und Fläche und Bereitschaft sich neu einstellt für eine Fundamentalrecherche.
Da helfen Interpreten, die das ganze Terrain der so genannten authentischen Aufführungspraxis hinter sich gebracht und uns damit ein neues Bewusstsein ermöglicht haben (Harnoncourt, Hogwood, Gardiner und zahlreiche andere). Immer wieder aber lässt sich aus heutiger Sicht staunen, was beispielsweise am Beginn der fünfziger Jahre an musikalischer Brisanz, an interpretatorischer Brillanz, an analytischer Dichte aus Beethovens Partituren gewonnen worden ist. Ein Beispiel der Sonderklasse repräsentiert Ferenc Fricsay. Aus den Jahren 1952/53/54 stammen die Aufnahmen einer CD im Rahmen der „Edition Ferenc Fricsay“, die bei audite erscheint.
Beethovens Siebte als Inkarnation des Tänzerischen, die Achte als Konzentrat des Reingeistigen und die dritte Leonoren-Ouvertüre als Link zwischen diesen beiden Sektoren und den Bereichen des Politisch-Gesellschaftlichen Bezirks führen hier das RIAS-Symphonie-Orchester mit dem Dirigenten Ferenc Fricsay auf einsamer Höhe in exzeptioneller Modernität aus dem Bewusstsein von Werktreue in einem Maß zusammen, das Gedanken an Surround Sound und 5.1 und manch andere Superaudiofinesse gar nicht erst aufkommen lassen. Da tut es sogar das gute, alte Mono…