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Biografisches Porträt eines Streitbaren

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Georg Etscheit über den Dirigenten und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg
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„Wir dürfen nicht vergessen, dass wir der Kunst zu dienen haben, und nicht die Kunst unseren Karrieren“ konstatierte Enoch zu Guttenberg 1997, als die neue Orchesterformation „KlangVerwaltung“ sein Stammorchester wurde. Und: „Wir verwalten etwas, das uns nicht gehört.“ Viele andere lebenskluge und kulturweise Aussagen kann Georg Etscheit anführen, denn Enoch zu Guttenberg (1947–2018) hielt gerne, speziell auch vor und in seinen Konzerten Ansprachen.

Er war in vielen Bereichen tätig und das zunehmend erfolgreich: ökonomische Sanierung des maroden Familienbetriebes mit ökologischen Zügen – zwei Ehen mit Nachkommenschaft und zahlreiche Beziehungen – angesehene und unbequeme politische Figur – streitbarer Kämpfer und Mahner in Sachen Umweltschutz – Chorleiter, Orchestergründer und gegen langjährige und vielfältige Widerstände schließlich ein bedeutender Dirigent – einer, der fast bis in die letzten Konzerte hinein atemlos überwältigte Anhänger und „schnappatmende Gegner“ generierte.

Wer über das „Wunder von Neubeuern“, den Weg und Stil eines oberbay­erischen Bauernchores in die große Musikwelt, bis in den Wiener Musikvereinssaal und die New Yorker Carnegie Hall mehr wissen will, findet viel in Etscheits gelegentlich etwas detailfreudigem, dann aber auch musikalisch kenntnisreichem Buch: Nahezu alle großen Chorwerke sowie dann das anwachsende symphonische Repertoire Guttenbergs sind interpretatorisch verständlich beschrieben, einschließlich Verweisen auf die eingespielten Werke.

Guttenbergs Phase mit dem Frankfurter Cäcilienchor, dann mit ostdeutschen Musikinstitutionen und schließlich der speziellen Orches­tervereinigung „KlangVerwaltung“ sind dargestellt – beginnend mit den „Do-it-yourself“-Anfängen abseits gängiger Hochschul- und dann Agentur-Karrieren, gipfelnd in den Herrenchiemseer Festspielen. Selbst für heutige Umwelt-Engagierte sind die mühevollen Anfänge des Trios Bernhard Grzimek-Hubert Weinzierl-Ennoch zu Guttenberg in Richtung „BUND“ lesenswert.

Doch dann wird Etscheit Opfer seines eigenen Anti-Windrad-Engagements: Er übernimmt zu unkritisch Guttenbergs Vorbilder und Festlegungen; Fehlurteile wären allein durch Dieter Wielands fulminante TV-Dokumentation „75 Jahre Naturschutz in Bayern“ zu umgehen gewesen. Doch Guttenbergs leidend pessimistisches „Musizieren gegen den Untergang“ und seine finale Einsicht in mehr kämpferische Vehemenz gegen die weltweit dominierende Ignoranz bezüglich Umweltproblemen sind immerhin festgehalten.

Etscheit selbst nennt den gut geglie­derten, nachschlagefreundlich edierten Band zu Recht nicht „kritische Bio­grafie“, sondern treffend ein „biografisches Porträt“.

  • Georg Etscheit: Musizieren gegen den Untergang. Der Dirigent und Umweltschützer Enoch zu Guttenberg, Schott, Mainz 2020, 264 S., Abb., € 22,99, ISBN 978-3-95983-611-1

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