Jörg Sommerfeld/Felix Janosa: Sounds Good. Die Kunst des pädagogischen Arrangierens. Das Praxisbuch für Schule, Musikschule, Musikverein und Ensembles, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2024, 208 S., Abb., Notenbsp., 49,90 Euro, ISMN 979-0-004-18885-9

Jörg Sommerfeld/Felix Janosa: Sounds Good. Die Kunst des pädagogischen Arrangierens. Breitkopf & Härtel
Pädagogisches Feingefühl und Handwerk
Ein Teil der Jobbeschreibung von Musiklehrkräften – egal ob sie an allgemeinbildenden Schulen oder an Musikschulen unterrichten – ist es, ihre Schützlinge möglichst früh an das gemeinsame Musizieren heranzuführen. Hierbei ist es nicht immer einfach, geeignete Literatur zu finden. Zwar bedienen alle großen und viele kleine Verlage inzwischen den Markt der Arrangements für Schüler:innen-Ensembles. Trotzdem findet man sich als engagierte Musiklehrkraft immer wieder abends vor dem Computer beim Umschreiben oder Neu-Arrangieren von Notenmaterial – entweder, weil das gekaufte Arrangement doch nicht zu hundert Prozent passt, oder weil es zum aktuellen Hit, den alle spielen wollen, noch keine Bearbeitung für genau das vorhandene Ensemble gibt.
Hier setzt die vorliegende Veröffentlichung von Jörg Sommerfeld und Felix Janosa an. Sie konzentriert sich auf einen Bereich der instrumentalpädagogischen Arbeit, der bislang wenig Beachtung gefunden hat: Bei pädagogischem Arrangieren geht es nie ausschließlich um künstlerische Entscheidungen. Es erfordert immer auch, dass man als Bearbeitender die instrumentalen Fertigkeiten aller Spieler:innen im Blick behalten muss. Gleichzeitig soll das Endergebnis im positiven Sinne herausfordernd, aber machbar sein und beim Auftritt auch noch gut klingen. Dafür braucht es von der arrangierenden Lehrkraft viel Erfahrung und pädagogisches Fingerspitzengefühl – und neben solidem Handwerk ist es keine leichte Aufgabe, all das in einem Buch zu vermitteln. Deswegen gebührt dem Autorenduo zunächst einmal Respekt, dass sie sich dieser – ein Stück weit undankbaren – Herausforderung angenommen haben.
Einführung und Planungsphase
Auf gut 200 Seiten widmen sich die Autoren der Aufgabe, auch dem Arrangier-Neuling grundständig und systematisch die Fertigkeiten zu vermitteln, mit denen dieser beziehungsweise diese erste Bearbeitungen erstellen kann. Zur Illustration verwenden Sommerfeld und Janosa eine Vielzahl an Notenbeispielen, die alle zudem als XML-Datei über den mitgelieferten QR-Code zur Weiterverarbeitung heruntergeladen werden können. Hier fällt gleich auf, dass die Beispiele durchweg gut ausgewählt sind, eine Vielzahl an Musikstilen abdecken und immer zielführend eingesetzt sind.
Nach einer kurzen Einführung in die selbstgestellte Aufgabe widmen sich die Autoren in Kapitel 2 zunächst der Planungsphase eines Arrangements. Dabei werden die Vor- und Nachteile verschiedener Arten von Vorlagen diskutiert und anschließend der prototypische Workflow eines Arrangement-Projekts skizziert.
Herzstück „Schreiben“
In Kapitel 3, das schlicht nur mit „Schreiben“ betitelt ist, folgt das Herzstück des Buchs. Auf knapp 50 Seiten stellen die Autoren die zentralen handwerklichen Aspekte des Arrangierens vor. Hier wird der Arrangier-Novize sprichwörtlich an die Hand genommen und Schritt für Schritt genau durch die Überlegungen geführt, die bei jeder Bearbeitung auftauchen und bedacht werden müssen. Welche Tonart eignet sich für meine Besetzung am besten? Welches Instrument sollte die Melodie übernehmen? Auch fortgeschrittene Themen wie Kontrapunkt oder Reharmonisation werden hier angerissen.

Jörg Sommerfeld/Felix Janosa: Sounds Good. Die Kunst des pädagogischen Arrangierens. Breitkopf & Härtel
Sollten davor noch Zweifel bestanden haben, wird in diesem Kapitel klar, wer die Zielgruppe dieses Buchs ist – Musiklehrkräfte, die bereits über eine fundierte theoretische Ausbildung verfügen. Auch wenn „Sounds Good“ systematisch aufbauend vorgeht, sind all die hier adressierten Aspekte nicht ohne entsprechendes Vorwissen in kurzer Zeit erlernbar.
Die letzten beiden Kapitel widmen sich schließlich den instrumentalen Bedürfnissen der Lernenden. In Kapitel 4 stellen Sommerfeld und Janosa zunächst fast zwanzig Besetzungstypen vor und diskutieren deren jeweilige Besonderheiten – mit besonderer Beachtung von Spielerinnen und Spielern, die sich noch in der Ausbildung befinden. Abgerundet wird das Buch schließlich von einer umfangreichen „Pädagogischen Instrumentenkunde“, in der die Autoren so gut wie alle denkbaren gängigen Instrumente kurz vorstellen, darunter auch solche aus exotischeren Bereichen wie Melodica, E-Drums oder Saz.
Hohe Sachkenntnis
Insgesamt betrachtet kann man vor der Leistung der beiden Autoren nur den Hut ziehen. Die Publikation zeugt von hoher Sachkenntnis und einem großen Erfahrungsschatz, der ganz offensichtlich aus vielen Jahrzehnten der eigenen Arrangeur-Tätigkeit stammt. Klar ist dabei auch: Dieses Buch liest man nicht nur einmal, sondern es wird der interessierten Musiklehrkraft beim eigenen Arrangieren als ständiger Begleiter dienen, auf das man immer wieder zurückgreift.
Mit „Sounds Good“ haben sich die Autoren einem herausfordernden und bislang wenig beachteten Bereich der instrumentalpädagogischen Literatur gewidmet. Das Ergebnis ist ein umfassendes Praxisbuch, das pädagogisches Feingefühl und handwerkliches Können auf anschauliche und zeitgemäße Weise vermittelt – und allen, die für Lernende arrangieren, wertvolle Impulse und Werkzeuge an die Hand gibt.
Weiterlesen mit nmz+
Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.
Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50
oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.
Ihr Account wird sofort freigeschaltet!