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Klassische Entlehnungen sind beim Quartett der Harfenistin Julie Campiche aus der Schweiz und der Capella Jenensis genuines Konzept.

Klassische Entlehnungen sind beim Quartett der Harfenistin Julie Campiche aus der Schweiz und der Capella Jenensis genuines Konzept.

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Das erste Mal – Debüt-Alben

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
Vorspann / Teaser

Aller Anfang ist schwierig – eine Binsenweisheit. Jedoch nicht unbedingt, wenn man gut vorbereitet ist. 

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Einzeln möchte der Pianist Lennart Smidt aus Berlin immer so flexibel sein, dass er, statt an Notationen zu kleben, sich Intuitionen aus dem Moment heraus hingeben kann. Da kommt wie ein „Boomerang“ der Song „Ponta de Areia“ von Milton Nascimento retour. Allerdings im Mix aus unpräpariertem Flügel- und mit Palm Mute Pedal manipulierten Sounds, sodass der Brasil-Stil dezent verfremdet wird. Auch der „Zoompunkt“ hat in flackernden Arpeggi und einem Crescendo-Diminuendo-Bogen solche unerwarteten Timbres und „Zeit fragt nicht“ gar rollenden Bass-Groove und eine scheinbare Synthesizer-Oberstimme, während der „Singsong“ fast konventionell wirkt. Diese bisher selten zu hörenden Amplifikationen werden somit zu Komplizen für spontane Veränderungen. (Hey!Jazz) 

Ebenfalls in der Bundeshauptstadt zu Hause ist die Geigerin und Sängerin Meta Hüper. Sie feiert „In dieser Stadt“ mit Morse-Bass vom Klavier die unvergesslich eigenwillige Chansonette Hildegard Knef und ihre Affinität zu „Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen“, ein Topos, den sich auch Meta Hüper zu eigen gemacht hat. Dabei wird sie vom subtil improvisierenden Jazzpianisten Matti Klein begleitet, der für dieses Lied umgemodelten Tastenanschlag – wie eine Marimba klingend – verwendet. Hüpers Stimme ist dabei keine Knef-Imitation, sondern hat klar artikulierte Prosodien wunderbar poetischer Knef-Texte, die emotional berührend sind. (GLM/Fine Music)

Lyrik ist schon im Titel „Winter Poems“ evident, wenn der israelische Sopransaxophonist Yuval Cohen mit Pianist Tom Oren selbstbewusst aus der „Winterreise“ von Franz Schubert zitiert. Schnell fügen sich die Ondulationen über fragmentierter Rhythmik von Schlagzeuger Alon Benjamini und Bassist Alon Near quasi zu einem Opernszenario, wobei Yuval Cohen mit stoischem Sax-Cantus Regie führt. Lebhaft ist „The Dance of the Nightingale“, ein Folksong, der in Metamorphosen bis in eine Zone freier Assoziation führt und dann von Tom Oren in einer Dramaturgie mit Zäsuren wieder gebündelt wird. Analog hat die Hommage à „Charlie“ (Chaplin) mit Melodica nostalgische Qualitäten und die unbestimmte Melancholie der „First Meditation“ über ein Levante-Motiv wird in fantastischem Interplay kollektiv gedeutet. (ECM)

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Klassische Entlehnungen sind beim Quartett der Harfenistin Julie Campiche aus der Schweiz und der Capella Jenensis genuines Konzept.

Klassische Entlehnungen sind beim Quartett der Harfenistin Julie Campiche aus der Schweiz und der Capella Jenensis genuines Konzept.

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Klassische Entlehnungen sind beim Quartett der Harfenistin Julie Campiche aus der Schweiz und der Capella Jenensis genuines Konzept. Dies ist insofern eine Premiere, als zwei inkompatibel erscheinende Ensembles nun in „Transitions“ Genregrenzen überwinden, indem sie zunächst in „Parenthese“ von Julie Campiche das kommunikative Potenzial von Jazz- und Barock- Quartett ausloten: ein Barkarole-Groove gibt Blockflöte und Harfe sowie Viola da gamba und Sopransax melodische Motive zum Austausch. Schnurriger Rockjazz formt sich „Aquarius“ aus disparaten Sounds, ebenso „H-Cab“, hier jedoch mit Cantus firmus der Blockflöte. Umgekehrt übernimmt diese Funktion das Sopransax im Original „Perche Al Viso“ von Jacques Arcadelt, mit Viola in statischer Version des Part II, der sich dann zum Tanzmodus wendet. Eine unprätentiös gelungene Annäherung ähnlicher Musizierhaltungen, nämlich per Improvisationen. (Nwog) 

Diesen Debüts gebührt Respekt. Ihr erstes Mal sollte nicht das letzte Mal sein. 

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