Sebastian Albert & Caspar René Hirschfeld: Lyrics für Gitarre & Violine. Werke von D’Angelo, Lohse, Wilson, Hirschfeld, Rubbert, Takemitsu. Ragaprong 12599
Ein starkes Rezital, eine Fülle von vitaler musica impura. Schwungvoll angepackt mit „Introduzione e Aria“ (1993) von Nuccio D’Angelo, entfaltet es hoch differenzierte Kräfte im Kosmos der „Lyrics“ (1976) von Horst Lohse, worin kleinste Zeichen spannungsvoll aufeinander bezogen sind. Hirschfeld und Albert erfassen sie sinnlich exakt und gestalten einen leisen, verstörenden Soundtrack für imaginäre Tanztheaterminiaturen: ein Rascheln, Flüstern, Schnarren, Klopfen – spitzkantige Melodik, melancholisch, durchsichtig, transparent – ein Zittern, Umspielen, bis die Stimmen sich in zärtlicher Berührung vereinigen und wieder auseinanderstieben.
Die „Solitude“ für Hirschfelds Violine (1984) – mit scharf-insistierendem Espressivo, Zerfaserung in feine leuchtende Linien und der Kompromisslosigkeit einer in den Raum geschleuderten Bewegung – wird konterkariert von der düsteren Gelassenheit in „Philippe’s gone“ von Rainer Rubbert (1997): Der hungernd-streunende Ton einer herabgestimmten G-Saite hängt über schlurfenden Akkordschritten; Schreie gehen nach innen, ersticken in Trauer. Atemlos, sprachlos folgt man diesen Klängen. Das Programm bleibt, mit beständigen Kontrasten, aufregend bis zur letzten Sekunde, auch dank der sensibel aufgezeichneten Balance zwischen den Stimmen (Tonmeister: Andreas Stoffels, Mastering: Stefan Nolte).