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Solitude live

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SurPlus live auf Solitude. Kompositionen von Czernowin, Seither, Cox, Bartling, Carlevaro, Mainka, Koblenz, Augst, André, Oña, Mahnkopf, Stahl; diverse Interpreten. Ak. Schloß Solitude ACD 6024-3 Heterogen und durchaus einem der etablierten Neuen Musik abstrahierten Klischee nicht immer linientreu sind die Kompositionen der Stipendiaten von Wolfgang Rihm auf Schloß Solitude 1995/96. Vom Ensemble SurPlus unter der Leitung von James Avery spürbar umsichtig eingespielt, sind sie auf einer Doppel-CD vereinigt. Die insgesamt zwölf Komponistinnen und Komponisten sind zwischen 32 und 42 Jahren alt und kommen aus verschiedenen Teilen der Welt. Spektakulärstes Werk ist „R“ für vier Stimmen von Frank Cox. Als Studie zum musikalischen Potential präziser Bewegungen des Stimmapparates, nimmt es sich aus wie eine spielerische Stilisierung verschiedener Arten, einander animalistisch anzuschnarchen. Über dreißig Minuten füllt das Werk „Le Monde“ der Komponistin Babette Koblenz. Bei einer ganz deutlichen Dreiteilung der Form und geradezu minimalistischer Materialdisposition geht das Ohr des Zuhörers in die Tiefe jeden Augenblicks und mag sich nicht satthören am Kontrastieren schwebender wie erdiger Klänge und dem herzhaft nach Knoblauch schmeckenden geigerischen Gipsy-Swing und sich krümmenden Rhythmen. Nahezu ebenso lang ist „sextett“ von Andreas Stahl. Indem es Nebensächlichkeiten wie das Stimmen und auch Bewegungen ohne Klang thematisiert, setzt es den Hörer frei, dem, was er hört eine Fülle eigener Phantasien hinzuzufügen. „ Viertel = 100“ von Jörg Mainka thematisiert die menschlichen Abweichungen vom metronomischen Rhythmus und erhält seinen Reiz durch die Unschärfe des Konstanten. – Die beiden einander bisweilen durchdringenden Stränge in „Klang und Schwebung“ von Charlotte Seither sind der auf den Tasten gesetzte Klang und ein vexierendes Tremolo auf den Saiten, das sich zeitlich zunehmend durchsetzt und damit einer sich graduell verstärkenden Sehnsucht des Ohres nach seinem zarten Oszillieren nachkommt.

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