Bernstein: Wonderful Town. BelAir +++ Matangi – Maya – M.I.A. Film von Steve Loveridge
Bernstein: Wonderful Town. BelAir
Eine der vielen erfreuliche Früchte des Bernstein-Jahres 2018 ist dieser Mitschnitt seines Musicals „Wonderful Town“ von 1954. Dem Libretto, dessen Handlung ein wenig dünn geraten ist, merkt man die eilige Entstehung mitunter an. Bernsteins hinreißende Musik auf die flotten Texte Betty Comdens und Adolph Greens rechtfertigt es aber allemal, neben der allgegenwärtigen „West Side Story“ auch dieses Stück einmal auf die Bühne zu bringen. Die Oper im französischen Toulon hat dies (in englischer Fassung) in einem pfiffigen, mit tollen Hintergrundfotos animierten Bühnenbild auf äußerst überzeugende Weise getan (Regie: Olivier Bénézech). Das Orchester spielt unter Larry Blank sehr ordentlich, aus dem agilen Ensemble mit tollen Tänzern sticht die wunderbare Jasmin Roy heraus, die die Rolle der älteren der beiden in New York ihr Glück suchenden Sherwood-Schwestern mit dem Charme einer Fanny Ardant ausstattet. Macht Laune!
Matangi – Maya – M.I.A. Film von Steve Loveridge. Rapid Eye Movies
M.I.A.: Unter diesem Kürzel ist die britische Musikerin mit tamilischen Wurzeln Mathangi „Maya“ Arulpragasam spätestens seit ihrer Oscar-Nominierung für den „Slumdog-Millionaire“-Song „O … Saya“ bekannt. Der Filmemacher Steve Loveridge kennt die streitbare Sängerin und Rapperin von der gemeinsamen Zeit auf der Kunsthochschule. Weil es seitdem reichhaltiges selbstdokumentarisches Filmmaterial gibt, entsteht ein intimes Porträt der Künstlerin über einen langen Zeitraum. Die Tochter des Mitbegründers einer militanten tamilischen Studentenorganisation eckt mit ihrem politischen Engagement gerne an oder inszeniert klug kalkulierte Provokationen wie mit dem gewalttätigen Video zu „Born Free“ (2010). Der Film hinterfragt kaum, lässt M.I.A. auch hier ein Stück weit sich selbst inszenieren.