Seit den 40ern verband Billy Wilder eine Freundschaft mit dem ungarischen Filmkomponisten Miklós Rózsa. Wie Korngold oder Waxman gehörte Rózsa zu den mitteleuropäischen Komponisten, die im Hollywood-Exil den Sound des „Golden Age of Film Music“ entscheidend geprägt haben. Während des Zweiten Weltkriegs sind drei Filme von Wilder und Rózsa im Teamwork enstanden: „Five Graves To Cairo“, der Film-Noir-Klassiker „Double Indemnity“ und das Alkoholiker-Drama „The Lost Weekend“. Danach war Rózsa bei M-G-M zum Starkomponisten aufgestiegen. Zum Höhepunkt wurde dort sein Score zu „Ben Hur“.
Ende der 60er verpflichtete Wilder ihn erneut für einen gemeinsamen Film: „The Private Life of Sherlock Holmes“. Ein Herzensprojekt, das damals ein Flop war und heute in der langen Version als einer seiner persönlichsten Filme gilt. Es zeigt in Episoden die dunkle Seite von Mr. Holmes, inklusive Drogenkonsum. Wilder hatte eine genaue Vorstellung von der Filmmusik: Rózsa sollte dafür sein berühmtes Violinkonzert, Opus 24 bearbeiten, das er wohl in der großartigen Einspielung mit dem Geiger Jascha Heifetz gekannt haben dürfte. Rózsa ging auf die Idee ein und adaptierte sein Violinkonzert für eine seiner schönsten Filmmusiken. Weil sich der Film als Flop entpuppte, hat United Artists auf eine Veröffentlichung des Soundtracks verzichtet. Die Bänder wanderten ins Archiv. Vor einigen Jahren wurde der Schatz geborgen und auf CD erstveröffentlicht. Die Auflage war sofort vergriffen. Jetzt gibt es eine zweite Chance. Das verdienstvolle spanische Label Quartet Records hat die Edition auf zwei CDs erweitert. So gibt es nun zusammen mit dem Score zum Vergleich auch die musterhafte RCA-Einspielung mit Heifetz und eine Suite, die Rózsa 1977 mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufgenommen hat. Ein Highlight.
- The Private Life of Sherlock Holmes, Quartet Records