„Der Weltraum - unendliche Weiten“, so wurde eine bekannte amerikanische Fernsehserie aus den 60er Jahren im Vorspann aus dem Off eingeleitet. Kosmologische Fragestellungen spielten seit jeher und in den verschiedensten Kulturen auch musikalisch immer wieder eine Rolle. Und wenn Stefan George einmal „Luft von fremdem Planeten“ spürte und Schönberg auch damit einen musikalischen Ausflug in die epochale Neue Musik mit einleitete, so wundert es wenig, wenn dieses Thema auch ein Dauerbrenner in der späteren Neuen Musik wurde. Das Pianoduo GrauSchumacher erkundete den Kosmos nun mit vier Händen.
Im Zentrum eines konzentrisch um Peter Eötvös‘ Stück „Kosmos“ (1961/1999) angelegten Programm entwickelt sich das CD-Programm von Stücken aus Crumbs „Celestial Mechanics“ aus „Makrokosmos IV“ (1979) über Kurtágs Játékok“ (1973– ), Stockhausens „Tierkreis“ (1975-1976) und Bartóks sieben Stücken für zwei Klaviere aus „Mikrokosmos“ (1939) und wieder über Eötvös zurück. Eine gar zu schöne Sammlung von sichtlich und hörbar verschiedenen Annäherungen an das Thema, die intim, herausfahrend, expressiv, in-sich-gekehrt oder programmatisch sein mögen, aber damit das Thema sowohl nicht zu erschöpfen wie zugleich weit aufzufächern vermögen.
Das Klavierduo GrauSchumacher leistet diese Weltensprünge mit eine faszinierenden Souveränität und Leichtigkeit, das man vom ersten bis zum letzten Ton gebannt bleibt. Sternenstaub scheint in Kurtágs Stücken aus den Pianos zu rieseln, redundante Verästelungen bei Bartok in die Tiefe zu ziehen, mechanische Simplizität bei Stockhausen zu irritieren, unbekanntes Land bei Crumb erschlossen zu werden und bei Eötvös epische Breite auszuufern.
Wie dann aber auch noch die Stücke trotz ihrer Unterschiedlichkeit doch ineinandergreifen und miteinander in Kommunikation treten wollen, gehört dann mit zu den schönsten und glücklichsten Momenten, die Musik erzeugen kann. „Es war, als hätt der Himmel / Die Erde still geküßt, / Daß sie im Blütenschimmer / Von ihm nun träumen müßt.“ In Joseph von Eichendorffs „Mondnacht“ findet sich vielleicht so ein Bild, wie es blitzartig dann in diesem Programm des Klavierduos hinausklingt.