1931 sind sich Gershwin und Toscanini begegnet. Zu einer aktuellen Zusammenarbeit führte das nicht. Die Uraufführung der Zweiten Rhapsodie trat der Dirigent sogar an seinen Kollegen Kussewitzky ab. Erst in den 1940er Jahren, nach des Komponisten Tod, nahm sich Toscanini der Rhapsodie in Blue, des Klavierkonzertes und des Amerikaners in Paris für US-Aufführungen mit seinem NBC-Orchester an.
Den Amerikaner hat er als einziges Werk zweimal, 1943 und 1945, dirigiert. Die ad hoc-Mitschnitte dieser Aufführungen sind erhalten geblieben. Es sind künstlerisch aufschlussreiche, technisch verständlicherweise eingeschränkte und mühsam überarbeitete Dokumente.
Toscaninis zweite Aufführung des Amerikaners sowie die Rhapsodie, mit Earl Wild als Pianisten und Benny Goodman als Soloklarinettisten, und das Klavierkonzert mit dem Gershwin-Freund Oscar Levant als Solisten vereint die vorliegende CD. Die einzigartige Bedeutung dieser Mitschnitte liegt in der besonderen Darstellungsart der Musik. Toscanini legte nicht nur Wert auf den inneren straffen Zug, der auch Gershwins eigene Wiedergaben seiner Kompositionen ausgezeichnet hat, sondern er war auch hörbar um eigene Interpretations-Ansätze bemüht – eine betonte, dabei nie ausufernde Agogik, um kantige Übergänge nach dem Vorbild harter Filmschnitte, um den kompletten Verzicht auf sentimental-stimmungshafte Einlagerungen, um jugendfrische Beweglichkeit und Steigerungsfähigkeit.
Die Chance zu solchen darstellbaren Eigenleistungen bietet die Musik Gershwins reichlich, wenn man darauf kommt, sie als legitimen Ansatz zu nutzen. Der sichert dieser Kompositionsart Gershwins eine ansteckende und originäre Stimmungslage. Die Solisten schlossen sich Toscaninis Haltung an – mit aufgekratzter Spielfreude, ohne zu Veräußerlichungen zu tendieren. So wird man an diese Gershwinschen Klassiker lustvoll erinnert und kann die CD trotz altersbedingter klangtechnischer Mängel der Mitschnitte genießen.