Janet Vogt und Leon Bates: Abenteuer Klavier, Edition Conbrio, Hug&Co. Musikverlage Zürich, 2003
Michaela Paller besorgte die deutsche Übersetzung für diese amerikanische Klavierschule, für die bisher der Vorstufen- und der erste Band vorliegen. Der Vorstufenband spricht ganz junge Anfänger an; die Verwendung von sehr viel Text (auch den Noten unterlegt) macht aber nur Sinn, wenn die Schüler diesen auch lesen können (häusliches Üben). Es ist also ratsam, diesen Band nur Schulkindern anzubieten, da auch wegen des fehlenden Liniensystems sehr viel mit Zahlen (Fingersätze) gearbeitet wird. Visuell sind Tonhöhenunterschiede so eigentlich nur über die Verwendung von verschiedenen Fingern auszumachen; dies hat meist zur Folge, dass die Schüler nach Zahlen und nicht nach „Noten“ spielen. Der Einstieg beginnt sinnvollerweise auf schwarzen Tasten, da die Zweier- und Dreiergruppen gut erkennbar sind. Die Einführung der Notenwerte, Taktarten et cetera erfolgt ein bisschen zu theoretisch, hier hätte man länger nach Gehör arbeiten können. Die Arbeit am Klavier findet meist zu zweit statt, wünschenswert wäre das Vorhandensein eines zweiten Instruments. Etwas bedenklich erscheint die Bezeichnung des Notennamens im Notenkopf, weiterhin ohne Liniensystem. Dieser Band endet mit dem Spiel im Fünftonraum für beide Hände, ausgehend vom C gespiegelt. Der folgende erste Band ist nicht als Weiterführung zu betrachten, da er Wiederholungen enthält. Man könnte auch hier einsteigen, wenn der Schüler umfangreiche theoretische Abhandlungen nicht scheut. Die im Vorwort angekündigten Rubriken (zum Beispiel Gehörbildung, Fingerübungen, Improvisation, Wegweiser) werden durchgängig angewendet, leider etwas zwanghaft und eintönig. Die beiliegende CD mit dem weichspülenden Keyboard-Sound bringt da auch keinen Schwung; da sollte man besser gleich Keyboard lernen. Es ist auch nicht nötig, Orchesterwerke großer Meister als Achttakter im Anfangsunterricht spielen zu lassen. Im Allgemeinen werden die Grundlagen methodisch erarbeitet, auf Fragen zur Artikulation wird etwas spät eingegangen. Diese Klavierschule, dessen Hauptband 2 und 3 in Kürze erscheinen, erweitert das Angebot. Jeder Klavierlehrer muss da für sich ein Urteil bilden.
Uwe Korn: Cool Jazz Serenade, Möseler M18.609.
Die sieben Klavierstücke umfassende Serenade bewegt sich im Swing-Stil. Melancholie („Das alte Boot“), vielleicht Wunschträume („Sternenlicht“), Charme („Paris“), auch Sünde („In der Bar bei Piano Pete“), oder Ausgelassenheit („Nachttour“) deuten auf die Vielschichtigkeit der Charaktere, die sich natürlich auch in einem vielseitigen, für den Pianisten dankbaren Spiel ausdrücken. Es wirkt nichts aufgesetzt oder zwanghaft; die für das Swingen erforderliche Leichtigkeit bezüglich der Spieltechnik muss man allerdings mitbringen. Schwierigkeitsgrad mittelschwer.
Graham Buckland: 20 Tiny Fingers, Gustav Bosse Verlag Kassel, 2002.
Zwölf kurze vierhändige Klavierstücke beinhaltet die vorliegende Ausgabe, konzipiert für Schüler, beide Parts gleich schwer, ziemlich früh im Unterricht einsetzbar, mit progressivem Charakter. Alle Stimmen sind überwiegend loco notiert (ohne die sonst gebräuchliche Versetzung um eine Oktave), mit bis zu sechs Vorzeichen und einem für Anfänger kompliziert erscheinenden Notenbild. Immerhin bedeutet das eine Notenkenntnis über sechs Oktaven. Tatsächlich sind die Anforderungen an die Spieltechnik anfangs recht simpel, verständlicherweise rät der Autor ein Vorspiel des Textes durch den Lehrer. Melodie- und Begleitstimmen wechseln den Part, ein „Freispielen“ ist möglich, zunehmend steigen die Anforderungen an den Rhythmus, die Artikulation und Ausdrucksstärke. Es entstehen bewegte, gut nachvollziehbare kleine Charakterstücke, die vom enormen Tonumfang natürlich profitieren.
Bärenreiter Piano Album: Frühe Moderne, BA 6555.
Michael Töpel widmet seine Edition dem Zeitraum von der Spätromantik bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. In kaum einer anderen Epoche der Musikgeschichte entstanden stilistisch so unterschiedlich beeinflusste Kompositionen zu gleicher Zeit. Breitgefächert ausgewählte Klavierstücke sollen das Außergewöhnliche verdeutlichen, sie gegenüberstellen, vergleichbar machen. Neben bekannten Stücken, auf die hier nicht näher eingegangen werden muss, gibt es eine wahre Fundgrube an Neuentdeckungen, die auch bezüglich ihrer Charakteristik geschickt zusammengetragen wurden. Komponisten wie Saint-Saëns, Mussorgsky, Janácek, Puccini, Sibelius, Rebikow, Granados, Skrjabin, Reger, Schönberg, Kodály, Stravinsky, Hindemith, Distler, Britten zum Beispiel sprechen da für sich. In einem Beiheft finden sich nützliche Informationen zum Nachschlagen. Im Unterricht kann dieses Album etwa ab dem vierten Lehrjahr über mehrere Jahre hinweg verwendet werden.
Bärenreiter Piano Album: Lied-Song-Spiritual, BA 6569.
Eine Sammlung für alle Fälle, für Jung und Alt, für Anfänger und Fortgeschrittene, für ein gelegentliches Aussteigen aus dem Klassik-Programm, für Liebhaber von „Ohrwürmern“: Es kann aufgespielt und mitgesungen werden. Leichte Liedsätze (meist Kinderlieder und „Gassenhauer“), anspruchsvolle Klavierarrangements von Liedern internationaler Herkunft (folkloristisch geprägt), bekannte Songs und Spirituals (teilweise in vierhändigen Sätzen) sind vollständig mit dem Originaltext in allen Strophen unterlegt. Eine Auswahl der Titel soll als Anhaltspunkt dienen: Autumn Leaves, Dat du min Leevsten büst, Drei Chinesen mit dem Kontrabass, Eurovisions-Melodie, Go down, Moses, Guantanamera, Kalinka, My Bonny is over the ocean, Nun ruhen alle Wälder, Summertime, The Entertainer.