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Die Brahms-Symphonien neu ediert

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Wissenschaft und Aufführungspraxis gehen dank Kooperation Hand in Hand
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Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4 e-Moll, op. 98. Herausgegeben von Robert Pascall. Breitkopf & Härtel, Urtext PB 16103, ISMN 979-0-004-21275-2

Der Urtext der Symphonie Nr. 4 in e-Moll komplementiert nun seit Kurzem die hervorragende Neuausgabe der Brahms-Symphonien. Die vier von Robert Pascall herausgegebenen Symphoniebände erschienen ab 1996 zunächst in der umfangreichen historisch-kritischen Neuen Ausgabe der sämtlichen Werke Johannes Brahms’ beim Münchner G. Henle Verlag. Brahms‘ letzte Sinfonie wurde dort nach intensiver Quellenforschung 2011 veröffent­licht und setzt, wie die vorherigen Bände, neue Maßstäbe für eine zeitgemäße Aufführung und Inter­pretation, welche die alte Brahms-Gesamtausgabe nicht mehr gewährleisten konnte.

Der Kooperation der Musikverlage G. Henle und Breitkopf & Härtel ist es zu verdanken, dass die jüngsten Forschungsergebnisse auch direkten Einfluss auf die Sinfoniekonzerte ausüben können, da der Wiesbadener Verlag das Druckbild der Neuen Gesamtausgabe in großformati­gen Urtextpartituren für den praktischen Gebrauch übernahm und zudem darauf basierende Orches-terstimmen neu setzen ließ. Die preisgünstige Studienedition im handlichen Format (G. Henle) rundet das Neuerscheinen dieser vier sinfonischen Meilensteine ab.

Verweist die Partitur von Breitkopf & Härtel mehrfach auf die eigentliche, umfangreiche Gesamtausgabe des Partnerverlages, versäumt sie dennoch nicht, zu dem Urtext einen knappen, aber informativen Einblick in die Werkgenese zu geben. Neben Hintergründen zur Entstehungs­geschichte werden Briefzeugnisse und erste Aufführungen sowie einige zeit­genössische Aufführungshinweise im Vorwort mit abgedruckt. Der kritische Apparat erläutert nur ein­zelne Textprobleme, welche in der Partitur bereits durch Fußnoten gekennzeichnet wurden, und be­schränkt sich in einem zweiten Teil auf besonders gravierende Änderungen im Autograph, wie beispielweise das Hinzufügen und wieder Verwerfen von vier einleitenden Takten. Hier scheint das richtige Maß getroffen zu sein, indem dem Rezipient einerseits wichtige Editions­probleme aufgezeigt werden, andererseits bei kleineren Notentextkorrekturen auf den um­fangreichen kritischen Bericht der historisch-kritischen Ausgabe verwiesen wird.

Titulierte Richard Strauss die vierte Symphonie von Johannes Brahms nach deren Urauf­führung als „eine Bereicherung unserer Tonkunst“, so scheinen die Neuausgaben der Ko­ope­ration zwischen G. Henle und Breitkopf & Härtel ebenso bereichernd, indem sie vorbild­liche Grundlagen für werkgetreue Interpretationen alter Meisterwerke liefern.

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