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Orgelmusik in Zeiten von Corona. 17 neue Kompositionen für Orgel solo. Hrsg. vom Deutschen Musikrat unter Mitarbeit von Richard Mailänder und Kord Michaelis. Carus
Orgelmusik in Zeiten von Corona. 17 neue Kompositionen für Orgel solo. Hrsg. vom Deutschen Musikrat unter Mitarbeit von Richard Mailänder und Kord Michaelis. Carus
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Impulse für eine altehrwürdige Tradition

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Neue Sammelbände für Orgel bei Doblinger, Certosa, Carus und Strube
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​​​​​​​Prayer of Remembrance. Music by Jewish composers for organ. Hrsg. von Bella Kalinowska und Semjon Kalinowsky. Strube Edition +++ Orgelmusik in Zeiten von Corona. 17 neue Kompositionen für Orgel solo. Hrsg. vom Deutschen Musikrat unter Mitarbeit von Richard Mailänder und Kord Michaelis. Carus +++ CertosaOrgelBüchlein. 33 Choralvorspiele durch das Kirchenjahr von zeitgenössischen Komponistinnen. Hrsg. von Gisbert Wüst. Certosa Verlag +++ Ulrike Theresia Wegele: Pro organo pleno. Mittelschwere bis anspruchsvolle Stücke für Orgel solo und Orgel-Kammermusik. Spielbuch zur Orgelschule Mit Hand und Fuß Band 3. Doblinger

Ulrike Theresia Wegele: Pro organo pleno. Mittelschwere bis anspruchsvolle Stücke für Orgel solo und Orgel-Kammermusik. Spielbuch zur Orgelschule Mit Hand und Fuß Band 3. Doblinger D. 20 818

In ihrer dreibändigen Orgelschule fährt Wegele ein pädagogisches Konzept, bei dem das Instrument Orgel ohne Klavier-Vorkenntnisse erlernt werden kann. Für den vorliegenden „Literaturteil“ dieser Schule, der übrigens nicht immer „pleno“ registriert werden soll, werden die in den drei Bänden erarbeiteten Techniken vorausgesetzt. Diese sollen hier verfes­tigt und erweitert (z.B. das Doppelpedalspiel in Wegeles eigener Komposition „For the Two Of Us“) werden. Dazu spannt Wegele einen weiten Bogen von Bekanntem zu Unbekanntem, vom 16. bis zum 21. Jahrhundert, von solistischen Orgelstücken über vierhändige Werke bis hin zu kleinen Kammermusikbesetzungen. Auch verlässt sie mit lustigen Seitenblicken das kirchlich-organistische Revier. Die Vielfalt ist bestechend – bis hin zu „cucu“ von Kurt Estermann und zum „Kanalrattenkarneval“ von Flora Marlene Geißelbrecht. Diese Vielfalt ist auch gut für den Geldbeutel – man kauft sich nicht (für etwa den gleichen Preis) einen Band einer Bachausgabe und spielt dann monatelang nur diesen Meister. So ist dieser Band auch unabhängig von Wegeles Orgelschule bei entsprechenden Vorkenntnissen eine gute Materialsammlung. Die Noten der Solostimmen sind dem Band als herausnehmbare Einzelseiten beigelegt. – Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis anspruchsvoll.

CertosaOrgelBüchlein. 33 Choralvorspiele durch das Kirchenjahr von zeitgenössischen Komponistinnen. Hrsg. von Gisbert Wüst. Certosa Verlag COB

Choralvorspiele kann ein Organist nie genug haben – sie machen den Gottesdienst bunt und regen zum Nachdenken über den Choral an. Seit 2015 ist das Choralsingen immaterielles Weltkulturerbe. Mit diesem Band gibt es endlich eine stilistisch zeitgenössische Einleitung zu dieser altehrwürdigen Tradition. Zu sehr sind die bisher vorhandenen (durchaus qualitätvollen) Choralvorspiele von drei Phänomenen geprägt: pseudo-pachelbelsche Stilis­tik, deutsches (nicht immer kreatives) Kantoren-Komponistentum und Improvisationsmodelle als Selbstzweck. In der vorliegenden Edition setzen sich Komponistinnen aus Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Schweiz, Spanien und den USA mit dem Choral auseinander – sie blicken mit einer unverbrauchten Außensicht auf den Choral und behandeln ihn entsprechend satztechnisch und harmonisch anders. Sie zeigen völlig unverkrampft, dass es – will man „anders“, „neu“ oder „modern“ sein – andere Wege gibt, als den quasi ferngesteuerten Weg in eine pseudo-sakrale Pop- und Jazz-Stilistik. Alle ausgewählten Choräle stehen im Evangelischen Gesangbuch und im Gotteslob. Ein besonderes Augenmerk wird – neben Altbekanntem – auf neuere Lieder gelegt. Elf Choräle werden in einer höheren und einer tieferen Version angeboten. Eine echte Bereicherung für das gottesdienstliche Repertoire. – Schwierigkeitsgrad: leicht

Orgelmusik in Zeiten von Corona. 17 neue Kompositionen für Orgel solo. Hrsg. vom Deutschen Musikrat unter Mitarbeit von Richard Mailänder und Kord Michaelis. Carus 18.220

In Zeiten von Krankheit, Not und Bedrängnis kommt der Kirche eine wichtige vermittelnde Bedeutung zu, die sich sicher auch in der kirchlichen Musik widerspiegeln muss. „In Zeiten von Corona“ setzen der Deutsche Musikrat, die Deutschen Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland auf Orgelmusik. 17 Auftragskompositionen vergeben sie, die als künstlerische (und durchaus nicht nur religiöse) Zeugnisse und Reflexionen der Pandemie-Zeit verstanden werden sollen. „In ihnen spiegeln sich verschiedene Emotionen und Assoziationen, Visionen und Wünsche in Verbindung mit der Pandemie-Erfahrung“, so Monika Grütters, ehemalige Staatsministerin für Kultur und Medien. Insgesamt ist eine Bestandsaufnahme zeitgenössischer Orgelmusik herausgekommen, die eine große Breite an musikalisch Möglichem darstellt, aber noch bei weitem nicht an die Grenzen des Denkbaren geht. Alle Stücke liegen – eingespielt von Kirchenmusikstudenten aus Leipzig und Regensburg – auf Youtube vor. Die Stücke haben eine Länge von vier bis zehn Minuten und benötigen eine zwei- bis dreimanualige Orgel. Im gottesdienstlichen Einsatz werden sie – neben dem emotionalen Ersteindruck der Zuhörer – möglicherweise einer guten Einführung bedürfen. Jüngst sind alle 17 Kompositionen als Einzelausgaben erschienen. – Schwierigkeitsgrad: unterschiedliche Schwierigkeitsgrade (ab mittlerem Level).

Prayer of Remembrance. Music by Jewish composers for organ. Hrsg. von Bella Kalinowska und Semjon Kalinowsky. Strube Edition 3607

Im jüdischen Tempel in Jerusalem soll es eine Orgel oder ein orgelähnliches Instrument gegeben haben. Diese „Magrepha“ sollte 10 (andere sagen 1000) Töne produzieren können, die bis nach Jericho zu hören gewesen sein sollen. Nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. wurde das Judentum in alle Welt zerstreut und alle instrumentale Musik aus den Synagogen verbannt. Mit dem Bau eines neuen Tempels in Seesen am Harzrand entstand 1810 das „liberale“ Judentum. Die Orgel hielt wieder Einzug in das Gotteshaus. Bis zur Reichspogromnacht 1938 entstanden deutschlandweit in über 130 Synagogen Orgeln, die in dieser Nacht zusammen mit unzähligen Noten in Flammen aufgingen. Die vorliegende Edition mit wenig bekannten Kompositionen spätromantischer oder frühmoderner Provenienz soll – so die Herausgeber – „den Blick für dieses wichtige Kapitel der europäisch-jüdischen Kulturgeschichte schärfen“. Es handelt sich um Werke der jüdischen Komponisten Herman Berlinski, Louis Lewandowski, Joseph Sulzer, Siegfried Würzburger, die zumeist religiöse Themen aufgreifen oder bearbeiten, etwa das „Kol Nidre“ oder das Motiv des „brennenden Dornbuschs“. Hinzu kommt die Transkription einer Aufnahme einer Improvisation von Jehan Alain über das „L’Année Liturgique Israélite“. Werke, die im christlichen Gottesdienst gut ihren Platz finden können. – Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis anspruchsvoll.

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