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Neue Noten 2023/06 – Musik mit Bläsern
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Neue Noten 2023/06

Untertitel
Kammermusik mit Bläsern
Publikationsdatum
Body

Charles Lwanga: One Buzzy Evening | Heinz Holliger: à deux | Tyshawn Sorey: For Anton Vishio | Ella Milch-Sheriff: Quartet | Dorothee Eberhardt: Magma

Charles Lwanga: One Buzzy Evening (2017) für Tenorposaune und Schlagzeug
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3012 (Partitur und Stimmen)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Geknüpft an ein abwechslungsreiches Dialogisieren zweier Instrumente vermittelt das Stück Kennzeichen westlichen Komponierens mit Pentatonik und Rhythmik als Eigenschaften des traditionellen musikalischen Idioms der Baganda aus Zentraluganda.

Form, Struktur
Einsätzige Komposition, bestehend aus fünf Abschnitten unterschiedlichen Charakters, die auf individuelle Weise gestische Elemente oder typische Gestaltungsmittel wie „call and response“ einbeziehen.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gewöhnliche Notation; in der Posaune Vortrag mit Verwendung von Vokalen und einigen erweiterten Spieltechniken sowie unter ständigem Wechsel von Dämpfern.
Dauer: ca. 6 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis schwer.

Kommentar
Die Komposition ist ein ernsthafter Versuch, differierende kulturelle Einflüsse miteinander zu verschmelzen; der besondere Reiz liegt in der Konfrontation klangfarblich abgestufter Posaunenklänge mit unterschiedlichen Schlaginstrumenten im Rahmen wechselnder Arten des Dialogisieren.


Heinz Holliger: à deux. Vier Sücke  (2019–20) für Oboe und Englischhorn
Schott, Mainz. OBB 60 (Spielpartitur)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Raffiniert komponierte und zum Teil sehr ausdrucksstarke Musik, die traditionelle Satztopoi und Gestaltungsmittel mit erweiterten Spieltechniken kombiniert und sich dabei wechselnden Aspekten des kammermusikalischen Dialogisieren widmet.

Form, Struktur
Vier Stücke, deren Form jeweils aus den angewandten kompositorischen Techniken  –etwa durch Hinzufügung einer spiegelbildlich angelegten oder rezitativischen Gegenstimme sowie durch kanonische Verflechtung irregulärer Rhythmusgruppen – resultiert.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gewöhnliche Notation unter Einbeziehung von Mikrointervallen und gängigen Symbolen für einzelne erweiterte Spieltechniken (z. B. Multiphonics, gefächerte und wellenförmige Balkensetzung).
Dauer: 12 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer.

Kommentar
Die Abfolge der vier Stücke ist durch abwechslungsreiche technische und musikalische Aufgabenstellungen geprägt, die vom virtuosem Ineinandergreifen beider Instrumente über den Einsatz kontrollierter Freiheiten im Zusammenspiel bis zum eng koordinierten Vortrag fragiler Klänge reicht.


Tyshawn Sorey: For Anton Vishio (2019) für Flöte, Klarinette und Klavier
Edition Peters, Leipzig – London – New York. EP 68817 (Spielpartitur)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Sehr ruhige und extrem leise, zerbrechlich wirkende Musik voller harmonischer Reibungen; der Klang ist bestimmt durch allmähliche Veränderung eines durchgehend präsenten Klavier-Hallraums, der durch Klangfiguren des Klaviers und durch Holzbläsereinsätze angeregt wird.

Form, Struktur
Einsätziges in sehr langsamem Tempo (Viertel = 22–24) ohne fühlbaren metrischen Puls durchlaufendes Stück, in dem längere durchkomponierte Phasen mit Loops abwechseln, die sich durch mehrfache Wiederholung von Einzeltakten oder Taktgruppen ergeben.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gewöhnliche Notation ohne besondere Spieltechniken, aber mit oft in extremen Lagen lokalisierten Tonhöhen.
Dauer: ca. 18 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer.

Kommentar
Die Wiedergabe erfordert ein Höchstmaß an Konzentration und Genauigkeit beim Zusammenspiel der durchgehend mit vibratoloser Tongebung agierenden Bläser, insbesondere bei den in hohen Registern mit identischer Rhythmik intonierten Zusammenklängen.


Ella Milch-Sheriff: Quartet (2020) für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello
Edition Peters, Leipzig – London – New York. EP 14489 (Partitur und Stimmen)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Stimmungsvolle und ausdrucksstarke Musik, bei der die Klarinette als eine Art „musikalische Person“ im Vordergrund steht und unter abwechslungsreicher Beteiligung der drei Streicher unterschiedliche Situationen durchlebt.

Form, Struktur
Einem frei und im Stehen vorzutragenden „Lento“-Prolog der Soloklarinette folgen drei Sätze unterschiedlichen Charakters („Vivace“ – „Largo“ – „Vivace“); die ruhelosen raschen Werkteile umrahmen einen instrumentalen Klagegesang, der auf dem jüdischen Kaddisch-Gebet basiert.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gewöhnliche Notation, die außer gelegentlichen Anweisungen für unregelmäßige Tremoli keinerlei Besonderheiten enthält.
Dauer: 14 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer.

Kommentar
Die Komposition eignet sich für Ensembles, die ihr Repertoire um ein wirkungsvolles zeitgenössisches Stück erweitern möchten, aber bislang wenig Erfahrung mit dieser Musik haben oder eine Auseinandersetzung mit erweiterten Spieltechniken scheuen.


Dorothee Eberhardt: Magma (2020) für Bläserquintett
Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig. FH 3568 (Partitur und Stimmen)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Rhythmisch prägnante und harmonisch reiche Musik, die über weite Strecken hinweg mit federnd in die reguläre Taktmetrik eingepassten rhythmischen Geweben und sich alternierend daraus lösenden Melodiegestalten arbeitet.

Form, Struktur
Zwei rasche, von ineinander verzahnten Rhythmen dominierte und in ständiger Bewegung  befindliche Rahmensätze sind um einen langsamen Mittelsatz gruppiert, der mit schroffen Registerkontrasten und solistischen Einzelstimmen oder paarweise heraustretenden Soli aufwartet.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Gewöhnliche Notation; herkömmliche Spieltechniken, die gelegentlich um Details wie Lippen-Glissando, Vortrag mit Luftgeräusch oder übertriebenes Vibrato erweitert sind.
Dauer: ca. 12 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis schwer.

Kommentar
Die rhythmischen Elemente der Komposition setzen einen ebenso energetischen wie präzisen Vortrag voraus und erfordern ein im Zusammenspiel geübtes Ensemble, das auch rasch wechselnde Farbgebungen für den Vortrag melodischer Phrasen beherrschen muss.

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