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Neue Noten 2025/07–08 – Kompositionen für Quartettensembles

Untertitel
Musik von Fabio Nieder, Wolfgang Schurig, Hans Thomalla, Stefano Pierini und Jörg Widmann
Vorspann / Teaser

Fabio Nieder: Šest‘ dňí do tiždňa, siedma ňed’e la (Slovenské l’udové piesne) | Wolfgang Schurig: Quartett | Hans Thomalla: Third Coast Lullaby | Stefano Pierini: Tre Madrigali Notturni | Jörg Widmann: 8. Streichquartett

Publikationsdatum
Paragraphs
Text

1

Fabio Nieder: Šest‘ dňí do tiždňa, siedma ňed’e la (Slovenské l’udové piesne) (2024) für Streichquartett Verlag Neue Musik Berlin. NM 4304 (4 Spielpartituren)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die abwechslungsreiche Folge miteinander verbundener Solo-, Duo-, Trio- und Quartettsätze steht in der Tradition von Luciano Berios „Folksongs“ und basiert auf einer kunstvollen, harmonisch raffinierten und klangfarbenreich gestalteten Bearbeitung slowenischer Kinderlieder.

Form, Struktur
Eine rezitativische Einleitung und neun Einzelsätze sind zu einem übergeordneten Formverlauf verknüpft. Der Wechsel zwischen den möglichen Instrumentenkombinationen sorgt für eine jeweils individuelle satztechnische Ausleuchtung des zugrundeliegenden melodischen Materials. 

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Partitur weist viele differenzierte Vortragsanweisungen zur Klanggebung auf und enthält genaue Angaben zur Abstufung von Mikrointervallen bis in den Cent-Bereich.
Dauer: ca. 10 bis 13 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer

Kommentar
Aufgrund der Einbeziehung unterschiedlicher Besetzungskombinationen ergeben sich eine Fülle von Gestaltungsaufgaben für das Ensemble. Die als Ritornelle fungierenden Volksmelodien können auf Wunsch mehrfach wiederholt und dabei immer anders ausgeführt werden.

2

Wolfgang Schurig: Quartett (2022/23) für Violine, Viola, Violoncello und Klavier
Edition Gravis, Brühl. eg 3043P (Partitur)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Rhythmisch ausgefeilte Überlagerungen von Einzelstimmen oder wechselseitiges Gegenüber von Klavier und Streichern treten in den Dienst einer Musik, deren dynamische Flexibilität durch den Einsatz von mikrointervallischer Harmonik und Geräuschkomponenten geprägt ist.

Form, Struktur
Der einsätzige, von vielen Ausdruckswechseln bestimmte Formverlauf beginnt und endet mit dem Aufbau polyphon verschachtelter Texturen; in den dazwischenliegenden Abschnitten werden die Klanggruppen Klavier und Streicher auf unterschiedliche Weise miteinander kombiniert.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Symbole und Buchstabenkürzel für besondere Streich-, Zupf- oder Pedaltechniken werden im Vorwort erläutert. Die rhythmische Notation der Partitur ist teilweise sehr komplex.
Dauer: ca. 18 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer

Kommentar
Aufgrund zahlreicher rhythmischer, dynamischer und klanglicher Feinheiten erweist sich die Komposition als anspruchsvoller zeitgenössischer Beitrag zum Repertoire für Klavierquartett. Ihre Wiedergabe setzt eine gewisse Routine im Umgang mit zeitgenössischer Musik voraus.

3

Hans Thomalla: Third Coast Lullaby (2023/24) für Schlagquartett
Edition Juliane Klein, Berlin. EJK 1133 (Partitur, Aufführungsmaterial auf Anfrage)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Über einem leise pulsierenden Grundmetrum werden die Klänge von 38 Woodblocks (alternativ: Tempelblocks oder Schlitztrommeln) zunächst variantenreich miteinander verzahnt und später zunehmend aufgelockert sowie ständig wechselnden klanglichen Beziehungen unterworfen.

Form, Struktur
Die einsätzige Komposition geht von einer Grundkonstellation aus, die permanent weiterentwickelt wird und Stadien von unterschiedlicher Klangdichte durchläuft. Während zunächst der durchgehende Puls im Mittelpunkt steht, werden im weiteren Verlauf Pausen immer wichtiger.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Notationssymbole für besondere Spielweisen (etwa unterschiedliche Arten des Reibens) sind leicht zu erschließen.
Dauer: ca. 18 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer

Kommentar
Das Zusammenspiel erfordert ein hohes Maß an Genauigkeit und wird dadurch erschwert, dass die vier Ausführenden räumlich möglichst weit voneinander aufgestellt sein sollen. Zur Koordination der Parts ist beim Verlag ein Klicktrack erhältlich.

Link
Third Coast Lullaby – https://www.youtube.com/watch?v=Ap0omAB5KYQ

4

Stefano Pierini: Tre Madrigali Notturni (2024) für Bassflöte, Bassklarinette, Schlagzeug und Klavier
Verlag Neue Musik Berlin. NM 4176 (Partitur und Stimmen)

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die Musik lebt von vielschichtigen Klangsituationen, die auf dem Zusammenwirken fein ausgearbeiteter Ton- und Geräuschkomponenten basieren und durch ein ständig wechselndes Miteinander von Instrumental- und Stimmklängen unterschiedliche Ausleuchtungen erfahren.

Form, Struktur
Während das erste Stück von rhythmischen Impulsketten dominiert ist und das zweite sich aus einer Verquickung zarter Geräuschspektren und eng verschränkter, mikrointervallisch gefärbter Linienführungen entwickelt, werden im dritten Stück alle Elemente miteinander verknüpft.

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Partitur enthält viele Notationssymbole für erweiterte Spieltechniken und Aktionen im Klavierinnenraum; jeder Instrumentalpart ist mit einem zusätzliches System für den Einsatz der Stimme versehen.
Dauer: ca. 12 (4,5 / 3,5 / 4) Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer

Kommentar
Die Wiedergabe der Komposition bedarf eines sehr erfahrenen Ensembles. Sie setzt einen hohen Grad an Vertrautheit mit speziellen Instrumentaltechniken inklusive der Integration perkussiver Aktionen und der Hervorbringung von Stimmklängen voraus. 

Link
Tre Madrigali Notturni – https://soundcloud.com/stefano-pierini/pierini-tre-madrigali-notturni-for-ensemble 

5

Jörg Widmann: 8. Streichquartett (Beethoven-Studie III) (2020–22)
Schott, Mainz. ED 23349 (Partitur und Stimmen) 

Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Wie die beiden vorangegangenen Streichquartette setzt sich die Komposition mit dem Schaffen Ludwig van Beethovens und dessen Beiträgen zu dieser Gattung auseinander. Die in erweiterter Tonalität komponierte Musik ist „fast durchweg in schnellem Tempo gehalten“ (Widmann).

Form, Struktur
Im Zentrum des dreisätzigen Werkes steht ein Satz mit zehn „Variationen über Beethovens ‚Alla danza tedesca‘ (op. 130/4)“. Umrahmt wird er von einem knappen Kopfsatz voller schroffer Unisono- und Akkord-Gesten (Allegro con brio) und einem raschen Rondo-Finale (Prestissimo).

Notation, Dauer, Schwierigkeit
Der Komponist verwendet ausschließlich herkömmliche Notation.
Dauer: ca. 16 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer

Kommentar
Aufgrund seiner Machart eignet sich das Streichquartett sehr gut als zeitgenössischer Beitrag zu einem reinen Beethoven-Programm. Das Werk richtet sich an ein routiniertes Ensemble, bedarf aber nicht unbedingt der Interpretationserfahrung mit anderer zeitgenössischer Musik.
Link
8. Streichquartett – https://www.youtube.com/watch?v=WOdsVI017YQ

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