Lawrence Axelrod: Sonata breve | Bernhard Klapprott: B-A-C-H. Perpetuum Mobile | Juan Allende-Blin: Tmesis | Michael Schultheis: „… in a mirror darkly …“ | Christian FP Kram: Beuys
Neue Noten 2025/11 – Kompositionen für Duo-, Trio- und Quartettbesetzung
1
Lawrence Axelrod: Sonata breve (2025) für Viola und Klavier
PAN Verlag, Basel. pan 1116 (Partitur und Stimme)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
In drei Sätzen befragt die Musik wechselnde Arten des monologischen und dialogischen Vortrags. Dabei kreist sie um unterschiedliche Situationen von Bewegung und Statik sowie um das damit jeweils verbundene Ausdruckspotenzial.
Form, Struktur
Der I. Satz lotet den Kontrast zwischen bewegten Figuren und lyrischen Momenten aus, im II. Satz alternieren rezitativische Abschnitte mit Liegeklängen, der III. Satz schließlich ist geprägt von rhythmisch prägnanten Unisoni und engen Stimmenverzahnungen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die meist herkömmlich notierte Komposition weist im Mittelsatz eine freiere, taktlose Notation auf.
Dauer: ca. 10 Minuten
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
Kommentar
Ein besonderer Reiz der Sonate liegt im Spannungsverhältnis zwischen der freieren Gestaltung rezitativischer oder metrisch nur lose koordinierter Passagen im Mittelsatz und der Präzision, die beim rhythmischen Zusammenspiel in den raschen Sätzen gefordert ist.
2
Bernhard Klapprott: B-A-C-H. Perpetuum Mobile (2016) für zwei Cembali
Bärenreiter, Kassel. BA 11494 (Spielpartitur)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Aus den Intervallkonstellationen der B-A-C-H-Tonfolge wird ein zweistimmiges chromatisches Ostinato abgeleitet, aus dessen rhythmischem Gleichmaß sich durch kontrapunktische Abspaltung von Linien in Gegenbewegung zunehmend komplexere Texturen entwickeln.
Form, Struktur
Die einsätzige Komposition ist symmetrisch aufgebaut: Die Zweistimmigkeit des Beginns verdichtet sich schrittweise, erreicht in einem großräumigen „Tempo rubato“-Abschnitt einen auf Clustern fußenden Dichtehöhepunkt und kehrt dann wieder zur initialen Konfiguration zurück.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Notation weist keinerlei Besonderheiten auf.
Dauer: ca. 6 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Die Komposition eignet sich sehr gut als Gegenstück zu verschiedensten Arten historischer Cembalomusik. Sie soll auf zwei möglichst ähnlich klingenden Instrumenten wiedergegeben werden und erfordert bei der Ausführung ein Höchstmaß an Genauigkeit.
3
Juan Allende-Blin: Tmesis (2016) für Flöte, Trompete und Posaune
Edition Gravis, Brühl. eg 2475 (3 Spielpartituren)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Der Gedanke der „Tmesis“ – der Aufspaltung oder Abtrennung (grammatikalischer) Zusammenhänge – wird auf den Umgang mit harmonischen und klanglichen Konstellationen angewendet. Resultat ist eine leise Musik in ruhigem Duktus, die immerwährenden Veränderungen unterworfen ist
Form, Struktur
Der einsätzige Formverlauf entwickelt sich aus einem charakteristischen Akkord, dessen intervallische Bestandteile in wechselnde Zusammenklänge oder Tonfolgen eingebettet werden und zugleich klangfarblich variable Ausleuchtung erfahren.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Notation umfasst Symbole für Mehrklänge und andere zeitgenössische Spieltechniken; der Flötenpart ist um ein zweites System für den Einsatz der Stimme ergänzt.
Dauer: ca. 10 Minuten
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis schwer
Kommentar
Die größte interpretatorische Herausforderung bei der Wiedergabe des Werkes liegt in der Realisierung feiner harmonischer und klanglicher Abstufungen im überwiegend leisen dynamischen Bereich, der sich nur an wenigen Stellen zum Mezzoforte oder Forte hin öffnet.
4
Michael Schultheis: „… in a mirror darkly …“ (2023) für Violine, Violoncello und Klavier
Are Verlag, Bochum. D-0211 (Partitur und Stimmen)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Das Stück stellt den auftrumpfenden Charakter der französischen Nationalhymne in Frage: Es zeigt sie „musikalisch in ihrer ganzen Zerrissenheit“ (Schultheis), stutzt ihr „die militärischen Flügel“ und verschleiert ihren Marschcharakter durch zarte Klang- und Geräuschelemente.
Form, Struktur
Auf wechselnde Weise werden in drei kurzen Sätzen markante melodische und rhythmische Konstellationen der „Marseillaise“ in den Mittelpunkt einer kompositorischen Befragung sowie in den Kontext unterschiedlicher Ausdruckshaltungen gestellt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die gewöhnliche Notation wird durch genaue Angaben zur Klanggebung der Streicher sowie zum gelegentlichen Spiel im Klavierinnern ergänzt.
Dauer: ca. 8 Minuten
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis schwer
Kommentar
Anlässlich eines Konzerts zum Thema Frieden entstanden, ist die Komposition ein sehr persönlicher Kommentar zum aktuellen Kriegsgeschehen. Das Trio lässt sich durchaus auch von Ausführenden ohne eingehende spieltechnische Erfahrungen mit zeitgenössischer Musik realisieren.
5
Christian FP Kram: Beuys (2021) für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier
Hubert Hoche-Musikverlag, Helmstadt. CK 072 (Spielpartitur)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
In kurzen, aus unterschiedlichen Rhythmusverläufen, fragmentierten Gesten, Akkordfolgen oder Bewegungselementen zusammengesetzten Abschnitten werden verschiedene musikalische Möglichkeiten der vierköpfigen Instrumentalbesetzung ausgelotet.
Form, Struktur
Die einzelnen Sektionen der einsätzigen Komposition sind durch wechselnde Satztechniken und Ausdrucksweisen geprägt. Verknüpft werden sie durch kurze „senza tempo“-Takte, in denen Zitate oder biografische Stationen von Joseph Beuys gesprochen werden.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Partitur ist herkömmlich notiert, der Klavierpart erstreckt sich auf bis zu vier Systeme. Der Einsatz der zu sprechenden Worte oder Silben ist durch einfache Striche markiert.
Dauer: ca. 13 Minuten
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer
Kommentar
Eine Wiedergabe des Werkes bedarf zwar keiner Vorerfahrungen mit der Interpretation zeitgenössischer Musik, setzt aber die Lust an der Auseinandersetzung mit einer durch wiederkehrende Spracheinwürfe angereicherten musikalischen Konzeption voraus.
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