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Notentipps 2013/11

Untertitel
Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Christoph Pepusch
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Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788): Gambensonaten Wq 88, 136, 137, Ausgabe für Violoncello von Wolfram Enßlin +++ Johann Christoph Pepusch (1667–1752): 16 Sonaten für Violine und Basso continuo op. 2. Faksimile-Ausgabe. Herausgegeben von Burkard Rosenberger und Harald Schäfer.

Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788): Gambensonaten Wq 88, 136, 137, Ausgabe für Violoncello von Wolfram Enßlin, Ernst-Günter Heinemann. Generalbass von Wolfgang Kostujak, zusätzlich bezeichnete Violoncellostimme von David Geringas. Urtext. Henle 991, ISMN 979-0-2018-0991-5

Sein über 850 Titel registrierendes Werkverzeichnis von Wotquenne nennt für Violoncello gerade drei Konzerte und für Viola da Gamba drei Sonaten. Sie sind wohl speziell für den konzertierenden Bedarf am preußischen Hof in Berlin komponiert. Sie repräsentieren den dort gepflegten modisch-galanten Stil und sind damit typisch für den sich wandelnden Geschmack des Spätbarocks in seinem Übergang zur ausdrucksstärkeren Zeit der Empfindsamkeit. In ihrer Besetzung und in ihrem Charakter erscheinen sie unterschiedlich: Die beiden Sonaten Wq 136 und 137 in C und D, dreisätzig (langsam–schnell–schnell) von 1746/47 beschränken sich auf einen Generalbass, hier dezent von Wolfgang Kostujak ausgesetzt. Die sogar als „Trio“ bezeichnete Sonate Wq 88 g-Moll nach dem Berliner Autograph von 1759 wird durch den obligaten Cembalopart aufgewertet und entbehrt deshalb des Bassos, also ein echtes Duo-Stück und gerade mittelschwierig, ebenfalls dreisätzig, doch mit Satzfolge schnell–langsam–schnell. Zu dieser Besetzung angeregt vom örtlichen Bedürfnis oder von Vater Bach? Jedenfalls mag man sie in ihrem Unikat als Pendant ansehen zu J.S. Bachs rund 30 Jahre vorher entstandenen drei Gambensonaten mit ebenfalls konzertierendem Cembalo BWV 1027–1029. Dieser Band vereinigt nun alle drei ursprünglich der Viola da Gamba zugedachten Sonaten in einer Übertragung auf das Violoncello – ein gut vertretbarer Kompromiss, der das Cello-Repertoire bereichert. Denn er erfordert nur gelegentliche Eingriffe beispielsweise durch Oktavierung, die meisten bei der virtuosen und deshalb technisch recht anspruchsvollen Sonate in D-Dur. Einen besonders freundlichen Service ad libitum bietet diese Ausgabe durch eine beigegebene zusätzliche Cellostimme, die von David Geringas hilfreich eingerichtet ist, mit Fingersatz und Strichbezeichnungen. (Daneben bietet Henle die Urtext-Ausgabe für Gambe oder Viola, HN 990).

Johann Christoph Pepusch (1667–1752): 16 Sonaten für Violine und Basso continuo op. 2. Faksimile-Ausgabe. Herausgegeben von Burkard Rosenberger und Harald Schäfer. Denkmäler Westfälischer Musik, Band 5. Agenda Verlag, Münster, ISBN 978-3-89688-502-9

Der Komponist von „The Beggar’s Opera“ hat seine Violin-Sonaten op. 2 1707/08 in London geschrieben und in Amsterdam bei Roger als geeignetes Dilettanten-Material drucken lassen. Das in der Fürstlichen Bibliothek Rheda aufgefundene Druckexemplar ist von so hoher Qualität, dass daraus die vorliegende Faksimile-Ausgabe gewagt werden konnte, zumal diese 16 Sonaten op. 2, teils drei-, teils viersätzig, zur Zeit offenbar in keiner anderen Ausgabe zu finden sind. Die Lesequalität ist bestechend gut. Daraus zu musizieren hat seinen eigenen Ehrgeiz und Spaß, zumal auch der deutlich bezifferte Bass als Studienmaterial für eigene Ausführung dienen kann. Zudem sind diese Sonaten wegen ihrer Tonartenfolge interessant, weil hier Pepusch 22 der 24 Tonarten des Quintenzirkels verwendet hat. Offensichtlich bezog er sich auf die erst wenige Jahre zuvor von Werckmeister entwickelte temperierte Stimmung von Tasteninstrumenten. Bachs Wohltemperiertes Clavier griff dies erst danach, nämlich 1722 auf.

 

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