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Georg Friedrich Händel: Song for St. Cecilia’s Day (HWV 76) für Solisten, Chor und Orchester. Hrsg. von Stephan Blaut. Bärenreiter Verlag BA 10722; ISMN 979-0-006-56771-3

Georg Friedrich Händel: Song for St. Cecilia’s Day (HWV 76) für Solisten, Chor und Orchester. Hrsg. von Stephan Blaut. Bärenreiter Verlag BA 10722; ISMN 979-0-006-56771-3

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Prunkvolles, Ungewohntes, Notwendiges

Untertitel
Groß besetzte geistliche Chormusik in neuen Ausgaben
Vorspann / Teaser

Georg Friedrich Händel: Song for St. Cecilia’s Day (HWV 76) für Solisten, Chor und Orchester +++ Johann Sebastian Bach: Weihnachts-oratorium. Bearbeitet für Soli, Chor und Orgel von Carsten Klomp +++ Bohuslav Martinu: Polní mše (H 279) für Solo-Bariton, Männerchor, Blas-, Tasten- und Schlaginstrumente +++ Michael Töpel: Friedenskantate für Soli, gemischten Chor und Orchester +++ Christiane Michel-Ostertun: Gottes Schöpfung – unsere Erde. Oratorium für Soli, 4- bis 8-stg. Chor, Kinderchor, Streichquintett, Holzbläser und Schlagwerk

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Georg Friedrich Händel: Song for St. Cecilia’s Day (HWV 76) für Solisten, Chor und Orchester. Hrsg. von Stephan Blaut. Bärenreiter Verlag BA 10722; ISMN 979-0-006-56771-3

Georg Friedrich Händel: Song for St. Cecilia’s Day (HWV 76) für Solisten, Chor und Orchester. Hrsg. von Stephan Blaut. Bärenreiter Verlag BA 10722; ISMN 979-0-006-56771-3

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Georg Friedrich Händel: Song for St. Cecilia’s Day (HWV 76) für Solisten, Chor und Orchester. Hrsg. von Stephan Blaut. Bärenreiter Verlag BA 10722; ISMN 979-0-006-56771-3

Eine Beziehung Cäcilias zur Musik ist historisch nicht nachweisbar. Eine textliche Fehlinterpretation lässt sie ab dem 15. Jahrhundert zur Schutzheiligen der (Kirchen-)Musik, der Musiker und der Instrumentenbauer werden. Händels „Song for St. Cecilia’s Day“ entstand ursprünglich als abendfüllende Ergänzung zu seinem „Alexander’s Feast; or, the Power of Music“. Die Ausgabe folgt der Tradition Händels, am Anfang der einzelnen Sätze klare musikalische Anweisungen und Zeichen zu notieren und deren Weiterführung dann den Profi-Musikern zu überlassen. Die instrumentale Einleitung folgt der autographen Überlieferung: Ouverture, Menuet I und Menuet II. Was hier tatsächlich gespielt wurde, war aber wohl andere Musik. Der Text der Ode stammt von John Dryden und hul­digt in erster Linie der Musik – Cäcilia selbst erscheint erst in der zweiten Hälfte. Eine deutsche Übersetzung des Textes dieser Komposition, die durchaus auch allein aufgeführt werden kann, wäre hilfreich gewesen. – Prunkvoll!

Johann Sebastian Bach: Weihnachts-oratorium. Bearbeitet für Soli, Chor und Orgel von Carsten Klomp. Carus-Verlag. Teil I: Carus 31.352/10, Teil II: Carus 31.352/20, Teil III: Carus 31.352/30

Johann Sebastian Bachs Weihnachts­oratorium ist in vielen Gemeinden ein Muss! Die Kosten für das Orchester übersteigen aber oft das Machbare. In Carsten Klomps Bearbeitung wird der Orchesterpart von der Orgel übernommen, soll aber „kein Ersatz für die Orchesterfassung“ sein, sondern „eine eigenständige Aufführungsoption“. Chor und Solisten bleiben von der Bearbeitung unberührt – die gängigen Klavierauszüge können weiterverwendet werden. Eine 2-manualige Orgel ist für die Aufführung ausreichend, eine 3-manualige ermöglicht eine größere klangliche Vielfalt der drei vorgesehenen Klang­ebenen: Tutti-Manual (Orchester), Solo-Manual und Continuo-Manual. Die Orgelstimme orientiert sich weitestgehend am Original, ist kein Klavierauszug, sondern klanglich und spieltechnisch orgelmäßig gesetzt. Nur an wenigen Stellen wurde geringfügig in den Satz eingegriffen, um ihn spielbar und klanglich überzeugend zu gestalten ohne die von Bach intendierte Wirkung zu zerstören. – Ungewohnt!

Bohuslav Martinu: Polní mše (H 279) für Solo-Bariton, Männerchor, Blas-, Tasten- und Schlaginstrumente. Bärenreiter Verlag TP 573; ISMN 979-0-2601-0913-1

Kein Ordinarium Missae liegt Bohuslav Martinus Feldmesse von 1939 zugrunde, sondern Verse in Form von „modernen Psalmen, in denen ein Soldat – der jeder von uns sein kann – seine Ängs­te und Sehnsüchte beichtet“, so der Texter Jiri Mucha. Martinu konnotiert deutlich patriotische Gefühle, wenn er die Messe als „eine Art Gebet für die Heimat und die Sehnsucht nach Hause – hoffnungsvoll und voller Glauben an die Zukunft“ sieht. Die kleine Besetzung aus Männerchor und kleinem Ensemble, das „voll vom Getöse der Trommeln und von Trompetensignalen“ ist, begründet er damit, dass sie „eine Soldatenmesse ist, die in der freien Natur auf dem Feld aufgeführt werden muss“. Die Ausgabe bietet die beiden textlich unterschiedlichen Schlussfassungen von eher nationaler Selbstbehauptung beziehungsweise universellem Charakter. Paul Wingfield beschreibt die Messe als „erweitertes geistliches“ Repertoire des 20. Jahrhunderts. Es bedurfte keiner neuen Kriege, um sie wieder in unser Musikleben zurückzuholen. – Erschütternd!

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Michael Töpel: Friedenskantate für Soli, gemischten Chor und Orchester. Edition Merseburger EM 514; ISMN 979-0-2007-3338-9

Michael Töpel: Friedenskantate für Soli, gemischten Chor und Orchester. Edition Merseburger EM 514; ISMN 979-0-2007-3338-9

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Michael Töpel: Friedenskantate für Soli, gemischten Chor und Orchester. Edition Merseburger EM 514; ISMN 979-0-2007-3338-9

Michael Töpels Friedenskantate steht unter einem Motto aus dem Talmud: „Wer, wenn nicht Du? Wann, wenn nicht jetzt?“ Textlich gerahmt wird die Kantate durch den Sonnengesang des Franz von Assisi. Diesen kombiniert Töpel mit Texten des Zweifels, der Warnung vor Gegenkräften und Verleumdern und schließlich der Annäherung. Die Bibel dient ihm als Textfundus, aber auch die Dichter Gottfried Keller (1819–1890), Heinz Kattner (*1947) und Werke von ihm selbst. Die Warnung davor, dem Rattenfänger zu folgen, stammt von Keller und es klingt seltsam zeitgemäß, wenn er von einem „Volk in Blödigkeit“ spricht. Gipfelpunkt ist die Versöhnungslitanei von Coventry mit ihrem eindringlichen „Vater, vergib“. Die Besetzung der einzelnen Sätze ist sparsam gehalten (z. B. Chorrezitation mit Pauken oder Violinen und Violen, Sopran-Solo mit Triangel). Sie unterstreicht und verdeutlicht die inhaltsschwere Textaussage. Eindrückliche und abwechslungsreiche Musik, die sich als Chiffre in die Friedenssehnsüchte unserer Zeit einprägen sollte. – Notwendig!

Christiane Michel-Ostertun: Gottes Schöpfung – unsere Erde. Oratorium für Soli, 4- bis 8-stg. Chor, Kinderchor, Streichquintett, Holzbläser und Schlagwerk. Strube Edition VS 4305

Musikalische Schöpfungsgeschichten sollte es mehr geben – sie berichten von Grundlage und Anfangspunkt aller Dinge auf Erden. Christiane Michel-Ostertun gliedert ihre Auftragskomposition zur Bundesgartenschau 2023 in Mannheim in zwei große Teile: „Blick auf das Wunder“ und „Blick auf den Konflikt“. Die heile Welt und der Mensch in seiner Vollkommenheit – wie sie noch bei Joseph Haydn vorkommen – werden vorgestellt und sofort wieder kritisch hinterfragt. Die real existierende Umwelt sucht sich ihren Platz in der Kirchenmusik – das ist relativ neu. Astronauten, das Y-Chromosom und Erdbeeren außerhalb der Saison werden zu aktiven Mitspielern auf diesem musikalischen Feld. Das groß besetzte Oratorium, das gerne auch szenisch aufgeführt werden darf, bezieht möglichst viele Gemeindegruppen mit ein, bedarf aber deswegen einer größeren Gemeinde. Die Musik ist im besten Sinne handwerklich gut gemachte und abwechslungsreiche evangelische Kantorenmusik. – Ereignisreich!

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