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„The Closer“ – Schauspieler Christian Friedel rückt näher zum Rock

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Staatsschauspieler müssen nicht kreativ sein. Ihre Rollen bekommen sie vorgeschrieben, über den Rest bestimmt die Regie, manchmal die Ausstattung. Nur dumme Vorurteile? Christian Friedel ist Staatsschauspieler in Dresden. Ihm stellen sich solche Fragen erst gar nicht, er hat aber doch ein paar passende Antworten darauf.

Zum Geburtstag gönnt er sich ein Konzert. Und beschenkt damit das Publikum in Magdeburg, seiner Geburtsstadt. Reingefeiert hat er in Dresden. Denn da ist er inzwischen zu Hause. Der Staatsschauspieler Christian Friedel. Er kann mehr als nur mimen.

Die im Fische-Sternzeichen Geborenen sind eben wohl doch die kreativeren Zeitgenossen. Der Märzens-Mann Christian Friedel (Jahrgang 1979) wollte als Kind angeblich schon in die Manege, wollte Zirkusdirektor werden oder gar ganz hoch hinaus. Er begann erstmal tastend, brachte sich das Klavierspielen bei und studierte später ganz professionell Schauspiel in München. Engagements am Bayerischen Staatsschauspiel, an den Münchener Kammerspielen sowie am Schauspiel Hannover folgten. Seit 2009 ist er Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Dresden. Im selben Jahr machte ihn die Rolle als Dorfschullehrer in Michael Hanekes grandiosem Filmepos „Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“ überregional bekannt. Auch sein Widerpart in diesem preisgekrönten Streifen, Burghart Klaußner, der den pastoralen Kinderschänder spielte, ist wie Friedel in Dresden engagiert. Beide verbindet darüber hinaus eine Begabung, die nicht jedem Mimen gegeben ist, sie können singen. Das hatten sie bereits in einer „Deutschlandrevue“ von ARD und 3sat unter Beweis stellen können, die zum 20. Geburtstag des Neuen Deutschland, des wiedervereinten also, in Dresden aufgezeichnet und bundesweit ausgestrahlt wurde.

Nun macht Friedel auf Solo. Mit einer kleinen Tournee, die zunächst nur Berlin, Dresden und Magdeburg berührt, stellt er seine jüngsten Songs vor, die Lust auf das erste ganz und gar eigene Album machen soll. Als Begleitband hat er sich die exzellenten Musiker von Polarkreis 18 gesichert, deren Frontmann Felix Räuber ein paar Volkslied-Bearbeitungen im Vorprogramm präsentiert und dann auch nochmal mit dem singenden Staatsschauspieler gemeinsam auf der Bühne steht. Die Essenz des Abends ist Christian Friedels Rockmusik. Seine Songs verraten viel über die musikalischen Vorlieben des beliebten Akteurs, der mit jungenhaftem Charme durch sein Programm führt und sowohl die Lacher als auch den Beifall stets auf seiner Seite hat.

Erstaunlich sind die Stilsicherheit sowie das stimmliche Vermögen des Mimen, der mit seiner Musik ganz offenbar für ein kräftiges Lebensgefühl einsteht. Ob „The Closer“ oder „On The Road“ – da singt ein Rebell, der auch mal Shakespeare vertont (Macbeth im Rock-Format!) und ansonsten verspielt melodiös bezaubern kann, als quirliges Kerlchen Ausstrahlung besitzt und den Saal mal lyrisch zart, mal dynamisch hart bespielt. Wer so eloquent und authentisch agiert, dem fliegen die Herzen natürlich im Sturm zu.

Christian Friedel, momentan als Akteur in Goethes „Wilhelm Meister“ und Schillers „Don Carlos“ ebenso wie in Sophokles' „Oedipus“ und Kleists „Erdbeben von Chili“ gefragt, er besticht auch als Musiker mit enormer Bühnenpräsenz, stets treffsicherer Stimme und einem überzeugenden Programm. Da startet offenbar eine Doppelkarriere. Gut möglich, dass sie bei der demnächst angegangenen Verfilmung von Wladimir Kaminers „Russendisko“, in der Christian Friedel neben Matthias Schweighöfer mitwirken wird, wiederum mit beiden Parts zum Tragen kommt.

www.staatsschauspiel-dresden.de
www.christianfriedel.de

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