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Théodore Gouvy
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Comeback des Komponisten Théodore Gouvy - Radio-Philharmonie nimmt CDs auf

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Saarbrücken - Den Franzosen war der Komponist Théodore Gouvyer (1819-1898) zu deutsch, den Deutschen zu französisch. Der in Saarbrücken geborene Gouvy schien bereits vergessen. Nun erlebt seine Musik eine Renaissance in den Konzertprogrammen. Dazu spielt die Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern seine Orchesterwerke nun erstmals auf CD ein.

"Die erste CD erschien im Frühjahr, die zweite wird jetzt im Herbst auf den Markt kommen", sagt Benedikt Fohr, Orchestermanager der Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Sechs Symphonien, eine Symphonie Brêve und zwei Sinfoniettas, schrieb der Komponist Théodore Gouvy, dessen Lebensmittelpunkt in Saarbrücken und im französischen Hombourg-Haut lag. Bis Ende 2010 solle die Edition der insgesamt vier CDs bei dem auf Ersteinspielungen spezialisierten Label cpo abgeschlossen sein.

Mit der Einspielung der Symphonien Gouvys betritt die Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern musikalisches Neuland. Viele der Werke wurden auch zu Lebzeiten des Komponisten noch nie aufgeführt, Partituren gab es bis vor kurzem nur in Manuskriptform. "Das Spielen und Aufnehmen noch unbekannter Werke ist eine wichtige Aufgabe eines Rundfunk-Sinfonieorchesters", sagt Benedikt Fohr.

Für die Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern sei die Beschäftigung mit Gouvy sehr interessant, sagt Fohr. Auch beim Publikum hätten die Sinfonien gute Chancen, ist er überzeugt: "Das ist sehr schöne romantische Musik mit einer eigenen Sprache, die an Brahms, Schumann und Beethoven angelehnt ist, aber trotzdem etwas ganz Eigenes hat." Dirigiert wird das Orchester bei den CD-Einspielungen von Jacques Mercier, dem Dirigenten des Orchestre National de Lorraine aus Metz.

Den Anstoss für das CD-Projekt gab Sylvain Teutsch, Gründer und Leiter des Institut Théodor Gouvy in Hombourg-Haut. Dort, im französischen Département Lorraine, verbrachte Théodore Gouvy die 48 letzten Jahre seines Lebens, dort ist er begraben. "Wer ist Théodore Gouvy?" Diese Frage stellte sich Sylvain Teutsch, als er als kleiner Junge ein merkwürdiges Grab auf dem Friedhof von Hombourg-Haut entdeckte. Ein Metronom-Gehäuse als Grabstein, so etwas hatte er noch nie gesehen. Die Neugier, wer dieser Théodore wohl gewesen sein mochte, ließ Sylvain Teutsch nicht los.

Als 1983 ein Student der Pariser Sorbonne nach Hombourg-Haut kam, um die ehemalige Wirkungsstätte Gouvys in Augenschein zu nehmen, war Teutsch nicht mehr zu halten. Er nahm Kontakt mit Nachfahren des Komponisten auf, rief 1990 das Festival Théodore Gouvy ins Leben und gründete schließlich, unterstützt durch andere Musikliebhaber, das Institut Théodore Gouvy, das in der ehemaligen Villa Gouvy untergebracht ist und von einem 250 Mitglieder starken Verein getragen wird.

"Gouvys Dilemma begann schon mit seiner Geburt: Er wurde als Preuße geboren in einer französischen Familie, die aus Belgien stammte", erläutert Sylvain Teutsch. Am 3. Juli 1819 erblickte Gouvy im Saarbrücker Stadtteil Schafbrücke, dem damaligen Goffontaine, das Licht der Welt. Dort hatte Théodore Gouvys Urgroßvater, Pierre Joseph Gouvy, Mitte des 18. Jahrhunderts ein Stahlwerk gegründet. 1868, nach dem Tod seiner Mutter, zog Gouvy nach Hombourg-Haut, wo sein Bruder Alexandre bereits 1850 ein Eisenwerk gekauft hatte.

Die "Villa Gouvy" wurde zu einem Zentrum des musikalischen Lebens in der Region. Von hier aus pflegte Gouvy einen intensiven Briefwechsel mit so berühmten Zeitgenossen wie Charles Gounod, Johannes Brahms, Ferdinand Hille, Camille Saint-Saëns und Charles-Marie Widor. Dennoch geriet Gouvy nach seinem Tod in Vergessenheit.

Angeregt durch das Institut Théodore Gouvy haben Musikwissenschaftler Gouvy als lohnendes Forschungsthema entdeckt, auch in Konzertprogrammen taucht der Name des Komponisten wieder auf. "Am häufigsten werden sein Requiem und seine Kammermusik aufgeführt", berichtet Benedikt Fohr. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken - später mit dem Rundfunkorchester Kaiserslautern fusioniert - setzte bereits 2007 zwei Symphonien Gouvys auf ihr Konzertprogramm.

Das nächste Konzert in Erinnerung an Théodore Gouvy ist schon geplant, sagt Benedikt Fohr: "Im Herbst 2010 werden wir seine 4. Symphonie uraufführen."

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