Berlin - Als «leidenschaftlichen Brückenbauer» hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim (70) gewürdigt. Der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden habe sich aus ganzem Herzen für das Zusammenwachsen beider Teile der Stadt nach dem Mauerfall eingesetzt, sagte Wowereit am Donnerstag bei der Verleihung der Ernst-Reuter-Plakette.
Unter seiner künstlerischen Leitung hätten die Staatsoper und ihr Orchester, die Staatskapelle, Weltniveau erreicht. Mit seinem West-Eastern Divan Orchestra, dem junge arabische und israelische Musiker angehören, sei Barenboim als Friedensstifter für den Nahostkonflikt weltweit unterwegs. Auch in Berlin habe er entschieden dazu beigetragen, dass die Stadt zusammenwachse. Dazu zähle sein legendäres Konzert mit den Berliner Philharmonikern nur drei Tage nach dem Mauerbau.
Barenboim sagte, er sei 1963 erstmals für ein Konzert mit dem damaligen RIAS-Sinfonie-Orchester, dem heutigen Deutschen Symphonie-Orchester, nach Berlin gekommen. Ein Jahr später spielte er erstmals mit den Berliner Philharmonikern. Bereits 1954 habe ihn der damalige Chefdirigent, Wilhelm Furtwängler, nach Berlin eingeladen - sein Vater habe die Offerte aber für ihn ausgeschlagen. Neun Jahre nach dem Holocaust sei es für einen Juden noch zu früh gewesen, nach Deutschland zu kommen, sagte der Dirigent.
Barenboim bekräftigte seinen Wunsch, in der Stadt zu bleiben - sein Vertrag läuft zunächst bis 2022. Er sei von der Staatskapelle als Dirigent auf Lebenszeit ernannt worden. «Ich habe aber Zeichen vom Orchestervorstand, dass eine Verlängerung für die Zeit danach möglich wäre», sagte Barenboim unter dem Gelächter der Gäste.
Mit der Ernst-Reuter-Plakette, die nach dem früheren Berliner Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter (1889-1953) benannt ist, ehrt die Stadt Persönlichkeiten für ihre Verdienste in Wissenschaft, Politik und Kunst. Ausgezeichnet wurden unter anderem der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész, der frühere polnische Oppositionelle Lech Walesa und der Dirigent Claudio Abbado.