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Christoph Bornheimer. Foto: www.christoph-bornheimer.de
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„Klang der Seele“: der Betroffene Christoph Bornheimer äußert sich zur Kinofassung

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Anlässlich einer Aufführung des umstrittenen Dokumentarfilms „Klang der Seele“ in einem Darmstädter Kino am 24. August hat der im Film mitporträtierte damalige Schüler der Akademie für Tonkunst Christoph Bornheimer ein Flugblatt mit seinen Vorwürfen gegen den Regisseur Marian Czura verteilt und verlesen. Dieser war in die Kritik geraten, weil er entgegen einer vorherigen Absprache den Film ohne Einverständnis der Beteiligten und mit der Falschaussage ins Kino gebracht hatte, er sei nicht mit dem im Film ebenfalls porträtierten Roman Czura verwandt. In Wahrheit ist er dessen Vater.

Gegenüber der nmz äußerte Christoph Bornheimer nach der Aufführung die Vermutung, der Film sei seit der Vorpremiere erheblich verändert worden: „Der Film dauerte nach meiner Einschätzung über eine halbe Stunde länger als bei der Vorpremiere 2007 in Darmstadt. Marian Czura bestritt dies und behauptete, dass beide Filmversionen komplett identisch seien. Roman Czura räumte allerdings später ein, dass es ‚kleine’ Änderungen gegeben habe.“

Insgesamt sei der Film „mittlerweile wesentlich ausgeglichener, was die Gewichtung der Personen betrifft“, so Bornheimer weiter. „Von der im Film zu hörenden Musik kann man das allerdings nicht behaupten (obwohl es dort auch Verbesserungen gab, von unseren Stücken werden mittlerweile wesentlich längere Ausschnitte gezeigt). Musikalisch dominiert weiterhin die neoromantische Musik von Roman Czura und seinem polnischen Komponistenfreund, weshalb der Film meiner Meinung nach weiterhin musikalisch ein Zerrbild der Kompositionsklasse und ihrer Arbeit darstellt. Trotzdem muss ich sagen, dass ich, wäre der Film von Anfang an so gewesen, zwar nicht sonderlich zufrieden damit gewesen wäre, aber auch nicht dagegen protestiert hätte.“

 

Dazu eine persönliche Anmerkung: Ich hatte den Film kurz vor Redaktionsschluss der Juli/August-Ausgabe zur Rezension bekommen, mit der Information aus dem nach wie vor im Netz verfügbaren Pressematerial, Roman Czura sei nicht mit dem Regisseur verwandt. Dies gab ich auch so in meinem Text wieder und schrieb eine zwar nicht euphorische, insgesamt aber anerkennende Kurzkritik über den Film, der sicher kein Meisterwerk ist, aber einem breiteren Publikum Einblick in ein sonst unterbelichtetes Thema geben kann.

Den Eindruck, der Film sei schamlose Werbung für Roman Czura, kann ich nicht teilen. Eher hat die Fokussierung auf ihn einen gegenteiligen Effekt, weshalb ich nicht auf die Idee gekommen wäre, hier versuche ein Vater seinen Sohn hochzujubeln. Vielmehr entwickelt man Sympathie mit Cord Meijering, der dem in neoromantischer Bequemlichkeit sich ausruhenden Jungkomponisten ordentlich die Meinung sagt. So gesehen kommen aus meiner Sicht gerade die anderen Kompositionsschüler deutlich besser weg.

Unterbelichtet bleibt in der Tat, und dies habe ich in meiner Kritik auch kurz angedeutet, Christoph Bornheimer, der sich verständlicherweise nun in dem Film nicht wieder findet. Mit den inzwischen bekannt gewordenen Hintergrundinformationen hätte das Fazit natürlich differenzierter ausfallen müssen.

Hier nun Bornheimers Flugblatt vom 24.8.2009. Dieses bezieht sich allerdings ausdrücklich auf die in der Vorpremiere 2007 gezeigte Fassung:

Klang der Seele – Kritikpunkte der Beteiligten

Anlässlich der Filmvorführung in Darmstadt am 24. August 2009 zusammengestellt von Christoph Bornheimer

• Vor Beginn der Dreharbeiten wurde zwischen dem Regisseur Marian Czura und dem Leiter der Kompositionsklasse Cord Meijering eine rechtsgültige Vereinbarung getroffen, dass nach Fertigstellung der Rohfassung des Films alle Beteiligten ein Veto-Recht in Bezug auf ihre eigene Person erhalten (nachzulesen u.a. im Südkurier). Diese Vereinbarung wurde nicht eingehalten. Michelle Löffler, eine der vier im Film portraitierten Hauptpersonen, die sich seit einiger Zeit im Ausland aufhält, hat den Film sogar bis heute nicht ein einziges Mal gesehen, noch nicht einmal bei der Vorpremiere 2007 in Darmstadt. Daher ist sogar Czuras im Nachhinein die eigentliche Sachlage verdrehende Aussage, das Sehen der Vorpremiere gelte als Endabnahme des Films, ebenfalls zwangsläufig falsch. Eventuelle Veränderungen des Films seit der Vorpremiere hat noch keiner der Beteiligten bisher zu Gesicht bekommen.

• Marian Czura hat es zwar geschafft, den Film über einen seriösen Verleih bundesweit ins Kino zu bringen, dies ist aber aufgrund der nicht eingehaltenen oben erläuterten Vereinbarung trotzdem nach aktueller Einschätzung juristisch illegal.

• Den bundesweiten Filmstart am 9. Juli 2009 leitete Marian Czura in die Wege, ohne im Vorfeld die Beteiligten zu informieren. Christoph Bornheimer erfuhr davon als erster wenige Tage vor dem Start über das Internet. Gegenüber der Presse behauptete Marian Czura mehrfach, es habe keine Notwendigkeit bestanden, die Beteiligten zu informieren. Da es bereits im Vorfeld und im Anschluss an die Vorpremiere in Darmstadt 2007 zu starken Streitigkeiten kam, hatte keiner der Beteiligten damit gerechnet, dass Marian Czura diesen Film noch einmal an die Öffentlichkeit bringen würde. Daher ließen wir den Konflikt damals auf sich beruhen, ohne die hier zu lesenden Informationen zu veröffentlichen.

• Marian Czura verbreitete wissentlich die falsche Information, dass Roman Czura, ebenfalls eine der vier im Film portraitierten Hauptpersonen, nicht mit ihm verwandt sei. Roman Czura ist der Sohn des Regisseurs. Dies ist trotz erfolgter bundesweiter Kritik an Marian Czuras Vorgehensweise in zahlreichen Zeitungen nach wie vor auf der Homepage des Verleihs nachzulesen. Im Rahmen ihrer Recherchen hat die Redaktion des Südkuriers durch eine Anfrage bei dem Filmverleih herausgefunden, dass diese Information direkt auf Marian Czura zurückgeht.

• Die öffentliche Darstellung des Verwandtschaftsverhältnisses zwischen Vater und Sohn Czura wird durch eine Angabe auf Marian Czuras Homepage und der Homepage des Films noch grotesker: Dort ist die Information „Verleih-Management: Tadeusz Czura“ zu finden. Tadeusz ist der zweite Vorname von Roman Czura. Marian Czura versucht also auch hier, das Verwandtschaftsverhältnis zu seinem Sohn zu verschleiern.

• Die Motivation für dieses Vorgehen Marian Czuras ist bei Betrachtung des Films sofort ersichtlich. Durch seine Schnittfassung des umfangreichen Rohmaterials hat er einen Film erstellt, der seinen eigenen Sohn Roman und dessen Musik in den Mittelpunkt rückt und die anderen jungen Komponisten zu kaum interessanten Statisten degradiert. Der – im Gegensatz zu der kaum gezeigten Musik der anderen jungen Komponisten, Jakobine Eisenach, Michelle Löffler, Christoph Bornheimer – mehrfach im Film zu hörenden neoromantischen Musik Roman Czuras stellt der Regisseur zudem Filmszenen und Musik eines mit Roman Czura befreundeten polnischen Komponisten an die Seite. Diese Aufnahmen haben nichts mit der Arbeit Cord Meijerings und der Kompositionsklasse zu tun. Darüber hinaus war die Existenz dieses zusätzlichen Filmmaterials bis zur Vorpremiere keinem der Beteiligten außer Roman Czura bekannt. Das hielt aber Marian Czura nicht davon ab, die anderen jungen Komponisten als begeisterte Zuhörer in ein Konzert von Roman Czuras Komponistenfreund hineinzuschneiden, was eine gravierende Tatsachenfälschung darstellt. Durch die sehr starke Fokussierung auf diese Musik und auf den Konflikt zwischen Roman Czura und Cord Meijering stellt der Film Klang der Seele ein starkes Zerrbild der Kompositionsklasse und ihrer Arbeit dar. Der große Widerspruch zwischen dem künstlerischen Konzept Cord Meijerings und der Aussage des Regisseurs wurde auch in einigen Kritiken, ohne vorherige Kenntnis der Hintergründe (!), erkannt, z.B. in der Kritik von Jens Hinrichsen, Filmdienst.
• Durch das Zerrbild, das der Film Klang der Seele liefert, sehen sich die anderen Beteiligten des Films weder künstlerisch noch persönlich vertreten. Jakobine Eisenach, Christoph Bornheimer und Cord Meijering distanzierten sich kurz vor dem bundesweiten Filmstart (Siehe u.a. http://www.youtube.com/watch?v=3nSlXd1O5EI).

• Das Maß der bei einem Dokumentarfilm selbstverständlich enthaltenen wertenden Aussage des Regisseurs wird im Fall dieses Films weit überschritten. Durch das mehr als deutliche Resultat der Schneidearbeiten und ihren krassen Widerspruch zu der von uns erlebten Realität in der Kompositionsklasse ergibt sich unserer Meinung nach zweifelsfrei die Schlussfolgerung, dass Marian Czura von Anfang an ausschließlich das Anliegen verfolgte, einen Werbefilm für seinen Sohn, anstatt, wie ursprünglich vereinbart, einen Dokumentarfilm über die Kompositionsklasse der Akademie für Tonkunst zu drehen. Damit täuscht Marian Czura willentlich sowohl die Beteiligten als auch das Publikum.

• Die hier zu lesenden Punkte stellen das Mindestmaß an Information dar, das erforderlich ist, um die Situation zu verstehen. Keiner der Beteiligten hat das Anliegen, Marian oder Roman Czura zu schaden. Da wir nur unseren durch diesen Film gefährdeten eigenen Ruf schützen möchten, verzichten wir auf die Veröffentlichung weiterer Hintergrundinformationen, die Marian Czura wesentlich mehr Schaden zufügen würden, als die bereits bekannten. Aus dem gleichen Grund haben wir uns auch gegen den juristischen Weg entschieden.

 

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