Noch am 23. Februar 2012 war Felix Werder zum 90. Geburtstag an seinem Wohnort Melbourne mit einem Konzert geehrt worden. Drei neue Werke, darunter das Streichquartett Nr. 19, wurden dabei uraufgeführt. Am 3. Mai ist der Komponist nach langer Krankheit gestorben. Der Sohn des jüdischen Kantors Boas Bischofswerder war 1922 in Berlin zur Welt gekommen. Von England, wohin die Familie 1933 geflohen war, wurde er mit seinem Vater 1940 als „feindlicher Ausländer“ nach Australien deportiert.
Diese Deportation und die nachfolgende Internierung bewirkten, dass sich Felix Werder in Australien zeitlebens als Außenseiter sah. In der Doppelrolle als gefürchteter Musikkritiker (für die Tageszeitung „The Age“) und experimenteller Komponist propagierte er das dort damals noch ungewohnte Konzept der Neuen Musik, wobei er unbeirrt mitteleuropäische Maßstäbe anwandte. Das Denken von Schönberg, Bartók, Schiller, Herder und Kandinsky prägten sein umfangreiches, für Interpreten wie Hörer anspruchsvolles Schaffen, zu dem neben Kammermusik-, Orchester- und Bühnenwerken auch elektronische Musik gehört.
Mit seinem „Australia Felix“ Ensemble hatte er in den siebziger und achtziger Jahren mehrfach in Deutschland gastiert. Für seine Verdienste um die australische Musik wurde Felix Werder 1976 mit dem Order of Australia und 2002 mit dem Ehrendoktor der Universität Melbourne ausgezeichnet.