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Monika Maron als Mainzer Stadtschreiberin eingeführt

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Die Autorin Monika Maron ist am Donnerstag in ihr Amt als Mainzer Stadtschreiberin eingeführt worden. Auf einem Festakt im Rathaus wurde der 67-jährigen Schriftstellerin der diesjährige Literaturpreis der Stadt Mainz sowie der Fernsehsender ZDF und 3sat verliehen.

Mainz - Die Autorin Monika Maron wirkt etwas fremd in ihrer neuen Dachgeschosswohnung in der Mainzer Innenstadt. Sie setzt sich am Donnerstag in die äußerste Ecke des weinroten Ledersofas und zündet sich erst einmal eine Zigarette an. Ein Jahr lang ist die 67-jährige Berlinerin nun offiziell Mainzer Stadtschreiberin, der Preis wird jährlich von der Stadt Mainz und den Fernsehsendern ZDF und 3sat verliehen. Maron schüttelt den Kopf: «Es tut mir leid, das sagen zu müssen», schiebt sie voran, doch bis auf die Auszeichnung mit der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz habe Mainz in ihrem Leben bislang keine Rolle gespielt.

Als Gewinnerin des diesjährigen Literaturpreises erhält Maron nicht nur ein Preisgeld in Höhe von 12 500 Euro, sondern auch das Nutzungsrecht für die Ein-Zimmer-Wohnung über dem Mainzer Gutenbergmuseum. Dieses Domizil wolle sie nutzen, um die Region zu erkunden, sagt die Schriftstellerin. «Ich werde gucken, wie die Weine hier so sind.» Außerdem werde sie die Mainzer auf ihre Liebe zu Hunden und ihre Toleranz gegenüber Rauchern testen. Die ostdeutsche Autorin lacht, ihr Hund «Momo» komme auf jeden Fall mit.

Nach Mainz ziehen werde sie aber deshalb nicht, betont Maron. Dennoch ist die Auszeichnung als Mainzer Stadtschreiberin für sie eine besondere Freude: Jeder Preisträger produziert in seiner einjährigen Amtszeit gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl. So eine Chance erhalte sie sicher nicht noch einmal, sagt Maron. Sie bekomme ein Filmteam, Geld und Sendezeit - und könne machen, was sie wolle. Auf die Frage, ob sie schon eine Idee habe, nickt die Schriftstellerin heftig.

Ihr neues Werk sei so gut wie fertig, berichtet sie, es sei ein Zwischending aus Essay und Reportage. Im Mittelpunkt stehe Bitterfeld: «Der Niedergang der Region und ihre Wiederauferstehung mit dem Entstehen einer Solarindustrie.» Davon soll auch ihr Film handeln. Ein Jahr lang sei sie in der Gegend unterwegs gewesen und habe viele Menschen kennengelernt. «Es ist für einen Film sicher förderlich, wenn man nicht bei Null anfängt, sondern schon ein paar Gläser Wein zusammen getrunken hat», sagt Maron.

Die Auseinandersetzung mit Ost und West zeichnet die Autorin aus. Bereits in ihrem Debütroman «Flugasche» (1981) hatte sie offen die Umweltsünden in der DDR angeprangert, weshalb das Buch nur in der Bundesrepublik erscheinen durfte. 1988 siedelte Maron in den Westen über, nach der Wende kehrte sie nach Berlin zurück.

Die Jury bezeichnet Maron als «herausragende Chronistin» deutsch-deutscher Erinnerungen und Befindlichkeiten. Zudem sei sie «eine ebenso kritische wie temperamentvolle» publizistische Begleiterin des wiedervereinigten Deutschlands. Mit dem Jubiläum 20 Jahre Mauerfall will die Autorin aber nichts zu tun haben. «Das ganze Jahr ersäuft in Gedenkveranstaltungen», schimpft Maron. Sie hoffe, dass sie mit ihrer Reportage und ihrem Film nicht darunter falle.

Über geplante Projekte will sie noch nichts verraten. Doch in Mainz wird sie wohl kaum einen neuen Roman beginnen. Mit kurzen Texten sei das etwas anderes, doch ein Buch könne sie nur Zuhause schreiben, sagt Maron. Schreiben sei für sie etwas sehr Intimes. Als sie damit anfing, habe sie die Notizen wie ein Eichhörnchen unter ihrem Schreibtisch vergraben, «weil es so sehr meins war».

Mit spontanen Besuchen in der neuen Wohnung der Autorin sollten sich die Mainzer lieber zurückhalten. «Wenn sich Kontakte herstellen, ist das schön», sagt sie. Doch wenn jeder einfach an ihrer Tür klingeln würde, sei das nicht mehr so schön. Wahrscheinlich ist Maron sowieso nicht da. Dieses Mal bleibt sie bis Samstag in der Stadt, das Bett neben dem Sofa ist frisch bezogen. Doch die Autorin verrät: «Ich schlafe im Hotel.»

 

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